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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 3. Juli 2019; 21:49
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Ö/Arbeit/Soziales: > Polizei statt Frühpension

Neues aus der Welt der Arbeitslosen

Das AMS ist manchmal cool. Es schickt zum Beispiel ältere arbeitssuchende
Menschen zu einem Englisch-Kurs. Wäre es keine Zwangsmaßnahme, wäre dagegen
nicht einmal etwas einzuwenden. Sprachen lernen bildet. Uncool wird es dann,
wenn der Unterricht für eine Werbeeinschaltung unterbrochen wird. Den
KursteilnehmerInnen eines vom AMS verordneten Englisch-Kurses wurde Ende
Juni ein Berater vorgestellt, der einen bei der Arbeitssuche helfen soll
oder will. Auch gut. Der Berater gab aber gleich zu Beginn seines Referates
Auskunft darüber, dass er schon viele arbeitssuchende Menschenvermittelt
hätte, die aber entweder an ihrer von ihm empfohlenen Arbeitsstätte gar
nicht erst erschienen wären oder ihren Arbeitsplatz ohne Kommentar wieder
verlassen hätten. So versuchte der Herr Berater gleich zu Beginn die
KursteilnehmerInnen dazu zu bewegen, ihm mitzuteilen, wenn sie momentan gar
keine Lust hätten, eine Arbeitsstelle zu finden. Zum Glück ging kein
Kursteilnehmer und keine Kursteilnehmerin auf dieses dubiose Angebot ein,
jede vom AMS in diesen Kurs geschickte Person muss ohnehin glaubhaft belegen
können, sich mindestens einmal pro Woche irgendwo beworben zu haben.

Nach diesem scheinbaren Verständnis kam der Berater zum Kernpunkt seines
Angebotes: Gehen Sie doch zur Polizei! Bei der Polizei könne man sich bis
zum 60igsten [SIC!] Lebensjahr bewerben, man bekomme dort eine Art Lehre und
könne dann Polizist werden. Vorbestraft solle man nicht sein. Das sei alles.
Medizinische und sonstige Test vorab wären einfach zu bestehen.

Über seine Unterstützungsmöglichkeiten in anderen Berufsfeldern sprach der
Mann nicht. Er bot lediglich an zur Verfügung zu stehen. Auf die Frage einer
Kursteilnehmerin, ob dies jetzt eine Werbeeinschaltung für die Polizei sein
solle, wusste der Berater keine Antwort. Er rieb sich verlegen die Hände und
erklärte die Vorzüge, die es mit sich brächte, Polizist zu werden. Geht's
noch? Ein Kursteilnehmer wollte genaueres wissen, er fragte, ob der Herr
Berater auch zu anderen Stellen der Stadt Wien, dem Magistrat oder ähnlichem
Kontakt hätte. Darauf gab der Herr Berater eine klare Antwort: Mit dem
Magistrat wie mit anderen Stellen der öffentlichen Hand habe er nichts zu
tun. Aha, dachte ich mir, aber mit der Polizei als Werbeangebot für
arbeitssuchende Menschen hat er schon etwas zu tun. Und zwar nur mit der
Polizei, mit keiner anderen Organisation des verwalteten öffentlichen
Lebens.

Ich will mich nicht aufregen, es ist nur merkwürdig, dass jemandem, der
verspricht, einen bei der Arbeitssuche zu helfen, außer der Polizei (die er
sehr schmackhaft zu machen versuchte) so ganz und gar nichts eingefallen
ist. Er hatte es sogar verabsäumt, die arbeitssuchenden Menschen nach ihren
Qualifikationen und ihrer bisherigen Erwerbsbiographie zu fragen. Den
Kommentar einer Kursteilnehmerin, dass das Tragen einer Uniform sowie das
Tragen und Benutzen einer Waffe einen nicht unerheblichen Teil dieses
Berufsstandes ausmachen würde, nahm der Berater irritiert zur Kenntnis. Um
es auf den Punkt zu bringen: Polizist zu werden, wäre nicht sonderlich
schwer, der Verdienst könne sich sehen lassen, eine Waffe mit sich zu
tragen, bedürfe keiner besonderen Erklärung.

Von Verantwortung hatte der Herr Berater nicht gesprochen, die wollte er
überhört wissen, als es um die Frage gegangen ist, dass ein Polizist
jederzeit schießen und töten können muss. Und sei es wie in Krems, um einen
14jährigen Buben von hinten zu erschiessen.

*eine arbeitslose*
(Name der Redaktion bekannt)


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