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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Montag, 24. Juni 2019; 18:25
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Religion:

> Die Rückkehr der Fundis in die Schule

Keine Ethik, kein Sex, nur Beten

Irgendwie schaffen es die christlichen Fundamentalisten jede emanziptorische
Idee in ihr Gegenteil zu verdrehen. Besonders auffällig ist das im
Schulbereich, von dem der katholische Klerus sowieso immer der Meinung war,
daß dessen weitgehende Säkularisierung ein Irrtum der Geschichte sei, der
revidiert werden müsse.

Jahrzehntelang wurde die Forderung erhoben, den Religionsunterricht durch
einen Ethikunterricht zu ersetzen. Diese Forderung wurde von der offiziellen
Politik und der Kirche zuerst ignoriert, dann mit Hinweis auf einen Vertrag,
den ein österreichischer Diktator mit dem Vatikan abgeschlossen hatte,
abgelehnt -- und dann plötzlich angenommen, weil man draufgekommen ist, daß
man damit den Religionsunterricht retten kann. Die Katholikenkoalition von
Bumsti und Basti beschloß einen Ethikunterricht für alle, ... die sich vom
konfessionellen Unterricht abmelden.

Ähnlich läuft der Hase bei der Sexualkunde. Nachdem sittenstrenge Christen
jahrzehntelang dagegen Sturm gelaufen ist, hat man schließlich eingesehen,
daß es sich dabei ja doch um eine Möglichkeit handelt, die pfäffische
Sexuallehre über die Hintertür wieder an die Kinder zu bringen -- also
gründete man Vereine, die als externe Berater Sexualkunde in der Schule
machen, weil das reguläre Lehrpersonal mit dieser Querschnittsmaterie
überfordert war. Blöd halt nur, daß man da auch in Konkurrenz von seriösen
sexualpädagogischen Vereinen stand.

Auch blöd ist, daß es heutzutage gottlose Eltern gibt, die Homosexualität
oder Selbstbefriedigung nicht als krankhaft ansehen und es auch nicht mögen,
wenn ihren Kindern eine christliche Sexuallehre aus dem 19.Jahrhundert
eingetrichtert werden soll. Da mußte dann halt der Verein "TeenSTAR" daran
glauben, daß seine Dienste nicht mehr gewünscht sind. Der von der ÖVP
gestellte Unterrichtsminister war zwar erst nach einem dreiviertel Jahr
Diskussionen bereit, dem Verein die Tür zu weisen, tat es aber letztendlich
nolens-volens doch.

Klar war aber, daß die Katholikenkoalition das nicht lange auf sich sitzen
lassen konnte. Dann jedoch passierte Ibiza, der eine Führer wurde zum
gefallenen Engel, der Gesalbte hingegen entrückte sich selbst dem Parlament.
Trotzdem beschloß diese untote Koalition jetzt einen Entschließungsantrag,
überhaupt keine externen Vereine mehr für die Sexualkunde an den Schulen
zuzulassen -- wohlwissend, daß das das praktische Ende für diese
"Querschnitssmaterie" bedeutet, weil das reguläre Lehrpersonal weder willens
noch fähig ist, Sexualkunde einigermassen adäquat zu unterrichten. Wer kann
schon unbefangen mit seinem Religionslehrer oder seiner Biologielehrerin
über die eigenen Unsicherheiten im Sexualbereich reden?

Also wehren sich jetzt diese Vereine und starten eine Petition dagegen. Doch
siehe da, wer findet sich in der langen Liste dieser Unterstützer? Die
"Aktion Leben". Die treten zwar schon seit den 90ern offiziell als
"überkonfessionell" auf und bieten eine angeblich "non-direktive"
Schwangerenberatung an -- aber wohl hauptsächlich deswegen, weil ihnen bei
Beibehaltung ihres jesuitischen Habitus keiner mehr zugehört hätte.

Es bleibt die Hoffnung, daß den Initianten der Petition das halt eben nur
passiert ist.
-br-

Trotzdem hier die an sich unterstützenswerte Petition:
https://mein.aufstehn.at/petitions/redmadruber-initiative-fur-qualitatsvolle-sexualpadagogik
oder
https://tinyurl.com/15SEXPAD



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