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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Donnerstag, 13. Juni 2019; 19:36
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Medien/Initiativen:

> Context XXI reloaded

Vom Elend der Alternativen Medien und ihrer möglichen Auferstehung

Da fand sich doch neulich in unserem Postfacherl Erstaunliches: "Context XXI
ist wieder da!" Und: "Context XXI war bis 2006 eine der wenigen radikal
kritischen Zeitschriften im Land der Berge, Land am Strome. Die gedruckte
Ausgabe musste wegen finanzieller Austrocknung und redaktionellen Aufriebs
eingestellt werden. Die Website bestand als Archiv der bis dahin
erschienenen Hefte weiter.

Nun haben wir nicht nur dieses Archiv vervollständigt und aufgemöbelt,
sondern auch das Konzept des Web-Mediums ausgeweitet: Als 'W3-Kooperative'
dient es fürderhin auch als Archiv und Plattform anderer kritischer Medien:
solcher, die noch frisch und munter erscheinen, und solcher, die nicht mehr
erscheinen und schon eine bis zwei Generationen später kaum noch den Titeln
nach bekannt sind. Dem -- unter anderem -- wollen wir abhelfen."

Was das genau sein soll, versucht der Redaktionsveteran Robert Zöchling
recht wortreich auf contextxxi.org zu umschreiben. Zum Einstieg aber muß er
sich den Frust von der Seele schreiben:

"Wenn eins heute mit der bösen Monopolsuchmaschine nach 'alternativen Medien'
sucht, dann findet eins seitenweise rechtsradikale, die 'Lügenpresse'
schmähende, verschwörungsversessene etc. Medien, ganz sicher aber nichts von
dem, was wir einmal als 'alternative Medien' bestimmt haben wollten.

Auch wenn es einem nicht darum zu tun ist, bei der bösen Monopolsuchmaschine
gut dazustehen, ist dieser Befund doch eine ziemliche Niederlage, da er
schon zutreffend indiziert, was im allgemeinen Bewusstsein als 'Alternative'
betrachtet wird: Nicht unsereins, jedenfalls. Gewisslich: Das liegt vor
allem daran, dass die 'falschen Alternativen' dem 'falschen Bewusstsein' das
bieten, was ihm am einfachsten (am besten: kurzschlüssig) eingängig ist. Es
liegt aber vielleicht auch daran, dass die Rechtsradikalen und selbst die
Verschwörungstheoretiker bei allen sonstigen Defekten nicht dermaßen darauf
versessen sind, sich voneinander abzugrenzen und einander zu bekämpfen, wie
die diesbezüglich eher katholisch gestrickten linken Sekten. Der Erfolg der
'neuen' Rechten beruht wohl zu einem erheblichen Teil auch darauf, sich bei
aller auch dort vorhandenen Sektenvielfalt großzügiger aufeinander zu
beziehen, einander zu empfehlen, interessant zu machen und als
wechselseitige Bestätigung darzustellen."

Daher: "Da ist wohl in den letzten 20-30 Jahren so Einiges schiefgelaufen.
Für das Meiste haben wir auch weder die rettende Erklärung noch die
befreiende Lösung. Dass wenigstens auf publizistischem Gebiet das Eine oder
Andere vorwärts zu bringen wäre glauben wir aber doch." Zuerst geht es aber
dem Alt-Contextler um das Entreissen der linken Geschichte aus dem Fluß des
Vergessens: "Die Geschichte linker Auseinandersetzungen ist in weiten Teilen
eine Geschichte des Vergessens, des ständigen 'zurück an den Start'.
Besonders augenfällig erscheint uns dies bei jenen Zeitschriften, die 'wir
Kinder der 80-er und 90-er' noch gekannt haben und die schon eine Generation
später kaum noch den Titeln geschweige denn dem Inhalt nach bekannt sind.
Das ist schade nicht nur aus nostalgischen Gründen, sondern vor allem
deshalb, weil sich Zeitschriften, die dieser Bezeichnung gerecht werden, gut
dafür eignen, Vieles von dem nachzulesen, was man aktuell vielleicht gerne
voraussetzen würde. ... Heute ist der Ort des möglichen, zufälligen oder
unzufälligen Auffindens das WWW. Was gefunden werden soll, muss (auch,
zumindest) online verfügbar gemacht werden -- alles Andere ist eher ein
sorgfältiges Verstecken. Naheliegend daher: In einem Projekt wie diesem auch
Archive kritischer, alternativer Zeitschriften anzustreben."

Aber auch Neues soll geschaffen werden: "Wir gehen nach wie vor davon aus,
dass kein Mangel an guten AutorInnen und wichtigen Texten, sondern ein
Mangel an adäquaten Publikationsmöglichkeiten besteht. Eine immerhin schon
reich bestückte, redaktionell gepflegte, strukturierte, erschließbar
gemachte Website sollte doch eine bessere Adäquanz für Texte & Attraktivität
für AutorInnen bieten als jene hunderte Webpräsenzen und 'Blogs', in die
Texte gerade so hineinkopiert werden, dass eins sagen kann, eins hätte sie
jetzt publiziert, und in denen die Strukturierung z.B. gänzlich dem 'tagging'
der UserInnen überlassen wird."

Nunja, soweit, was an Plänen bei Context XXI so vorhanden ist. Bei der
Redaktion der akin sind wir da ein bisserl skeptisch -- zum Teil deswegen,
weil wir den mitunter recht seltsamen Kurs der mittlerweile eingestellten
Zeitschrift ja verfolgt haben, und zum Teil auch deswegen, weil wir ja in
Kooperation mit anderen so ein Projekt auch selber schon versucht haben, das
dann gescheitert ist und nicht einmal glorios -- erinnert sich noch wer an
die "DAZ"? (Und das war eigentlich schon der x-te Versuch einer solchen
Plattform.)

Aber gut, vielleicht klappts ja diesmal. Und vielleicht ergibt sich da auch
für die akin eine Kooperationsmöglichkeit. Den kompletten Vorstellungstext
gibts zu lesen unter:

http://contextxxi.org/man-kann-nicht-zweimal-in.html

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