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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 20. März 2019; 18:27
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EU-Wahl/Glosse:

> Also, ich versteh das!

Bei der EU-Wahl kandideren nur die besten Köpfe der Parteien


Werner Kogler braucht einen Job. Normalerweise wäre für einen Parteichef das
der Posten des Klubobmanns im Parlament, aber nachdem die Grünen aus dem
Nationalrat geflogen sind, muß man nach Alternativen suchen. Außerdem geht
es bei den Grünen um das Überleben in der österreichischen Bundespolitik,
also muß wenigstens der Wiedereinzug in das EU-Parlament gelingen. Deswegen
ist es notwendig auf Platz Zwei der Liste eine Gastro-Unternehmerin
aufzustellen, die man als Fernsehköchin kennt. Und damit da die Basis nicht
dazwischenfunkt, macht man vor dem Bundeskongreß massiv Druck auf mögliche
Gegenkandidatinnen -- auch um danach auf Facebook großartig Jubelsujets über
Prozent-Ergebnisse der Kandidatinnenkür verbreiten zu können, die man früher
als "KPdSU-mäßig" bezeichnet hätte.

Ehrlich: Ich versteh das. Weil es nämlich für die Volksvertretung in der EU
völlig egal ist, ob da jetzt ein, zwei, drei oder gar keine grüne Hanseln
und Greteln aus Österreich sitzen. Da ist es auch egal, welche Leute dort
die Sessel wärmen -- für die Ösi-Grünen ist es nur wichtig, daß sie nicht
völlig von der Politbühne verschwinden.

Ähnlich schaut es auch bei den anderen Parteien aus. Bei der ÖVP möchte man
nicht riskieren, daß es zu keinem Knick im eigentlich eh unaufhaltsamen
Aufstieg der türkisen Kanzlerpartei kommt -- daher kriegt der traditionelle
Schwarze Othmar Karas als Nummer 2 eine türkise Scharfmacherin zur Seite
gestellt. Auf Platz 6 als Kampfmandat hat man dann noch den Moderator einer
früheren hardcore-unpolitischen ORF-Sendung gesetzt. Die FPÖ hingegen läßt
einen Komiker vom Villacher Fasching antanzen -- auf dem aussichtslosen
11.Platz, aber als Werbesujet immer noch brauchbar.

Wirklich um EU-Fragen geht es vordergründig der SPÖ. Aber dann liest man:
"Wer Europa retten will, muss es grundlegend verändern! Es sind die
Konservativen und Liberalen, die mit ihrer Politik der Umverteilung von
unten nach oben die entfesselten Märkte und den exzessiven Reichtum
geschaffen haben, der Europa aus der Bahn wirft." Das meint Andreas
Schieder, SP-Spitzenkandidat. Ja, schön. Und so glaubwürdig! Die europäische
Sozialdemokratie ist an dieser Entwicklung ja völlig unschuldig. Schließlich
gab es nie einen Blair und nie einen Schröder. Und die österreichische
Sozialdemokratie hat jede Marktliberalisierung bis aufs Messer und außerdem
erfolgreich bekämpft.

Aber letztendlich geht es ja nur darum, daß die SPÖ wieder einmal bei
irgendwelchen Wahlen punktet. Und auch Herr Schieder, der nicht Wiener
Bürgermeister geworden und mittlerweile auch nimmer Klubchef im Nationalrat
ist, braucht halt einen repräsentativen Job. Auch das kann man verstehen.

Allerdings: Wenn mir bei diesem Angebot noch einmal jemand aus den
etablierten Parteien erklärt, wie ernst man doch das Europäische Parlament
nehmen müßte, möchte ich mich jetzt schon für meinen Lachkrampf
entschuldigen.
*Mario Czerny*



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