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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 27. Februar 2019; 20:02
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Linke/Wickel/Glosse:
> Sprechen, Schreiben, Schweigen
Es gibt Geschichten, wo man sich fragt, ob sie öffentlich gemacht werden
sollen. Verursacht man damit nicht noch größeren Schaden als der, der schon
entstanden ist? Und: Man hat ja nicht einmal eindeutige Stellungnahmen, die
man zitieren könnte. Offiziell ist gar nix passiert. Also warum sich
aufregen?
Nun, dann reden wir mal darüber ohne Namen zu nennen. Da gibt es eine große
politische Veranstaltung, an der sich eine beachtliche Anzahl linker Gruppen
und Organisationen beteiligt. Eine Woche vor dem Termin des Events postet
eine Gruppe einen längeren Text, in der sie die Veranstaltung kritisiert --
daran sollen Leute teilnehmen, die verdächtig wären, Antisemiten und rechte
Verschwörungstheoretiker zu sein. Die Behauptungen über diese Teilnehmer der
Veranstaltung sind recht manifest, die Belege dafür hingegen höchst vage.
Aber es reicht, daß andere Gruppen, die sich an der Veranstaltung beteiligen
wollten, schwer empört sind und ihre Unterstützung zurückziehen. Das
passiert aber nicht öffentlich und auch der Veranstalter will darüber nicht
reden.
Anstatt den Dialog zu suchen, schweigt man sich einfach nieder. Man ist
empört übereinander und nicht in der Lage, diese Dinge auszudiskutieren.
Will man sich nicht verletzen? Oder befürchtet man, Vorwürfe belegen zu
müssen, wenn man sie öffentlich macht?
In der Vergangenheit gab es in der zerstrittenen österreichischen, speziell
der Wiener Linken, oft genug recht fruchtlose Streitereien bei solchen
Vorwürfen, die bisweilen sogar handgreiflich wurden. Daß man das nicht mehr
will, ist nur allzu verständlich. Aber es ist ja nicht so, daß deswegen
niemand verletzt wird. Nein, die Auseinandersetzung findet trotzdem statt --
ohne direkte Kommunikation zwischen den Kontrahenten, man geht nur auf
Distanz zueinander und bricht den Kontakt ab. Mögliche Zusammenarbeit wird
in Hinkunft immer weniger denkbar.
Man stolpert ständig über den Teppich, weil das, was man da alles
druntergekehrt hat, einfach schon einen Riesenmugel erzeugt. Und natürlich
haut es die Linke deswegen immer wieder auf die Goschen.
Wir sollten eigentlich gelernt haben, daß es die große linke Wahrheit nicht
gibt, sondern daß es eben unterschiedliche Standpunkte in diesen
Gruppierungen gibt. Es ist schon schlimm, wenn man sich gegenseitig mit
großer empörter Geste Halbwahrheiten an den Kopf schmeißt. In innerlinken
Diskussionen waren Fakenews schon immer sehr beliebt, lange bevor es dieses
schöne Wort dafür gab. Wenn man das aber noch dazu so macht, daß eine
Diskussion schon dadurch vermieden wird, in dem man sich nur innerhalb des
eigenen Lagers wechselseitig versichert, was doch für unmögliche Gestalten
die Anderen sind, kann man es überhaupt vergessen, kritisch-solidarisch eine
politische Schlagkraft entwickeln zu wollen.
Die Wiener Linke war schon immer zersplittert und auch oft zerstritten. Das
ist aber nie das Problem gewesen -- wir sind alle schwierige
Persönlichkeiten und glauben an das, was wir vertreten. Daß man dann nicht
immer so glücklich ist darüber, daß andere nicht genau dasselbe denken, ist
schon logisch. Sonst könnte unsereiner ja gleich zur SPÖ gehen, wo man
Konflikte einfach aussitzt und dem großen Vorsitzenden zujubelt -- was zur
Folge hat, daß die Inhalte auf der Strecke bleiben.
Es geht darum, wieder mehr miteinander zu reden. Eine ehrliche Diskussion
muß wieder möglich werden -- egal, ob über Zeitungsartikel, Blogbeiträge
oder eben von Angesicht zu Angesicht. Das darf ruhig hart werden, aber es
sollte fair bleiben.
Das Sich-böse-Anschweigen hingegen ist immer die verheerendste Form der
Kommunikation
*Bernhard Redl*
*
In eigener Sache:
> Tschuldigung!
Es ist schon wieder eine akin ausgefallen und auch diese Ausgabe ist sehr
dünn. Vieles, was schon vorbereitet war, fehlt. Schuld sind wiedermal
konterrevolutionäre Influenza-Viren. Nächste Woche wird das hoffentlich
besser.
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