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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 27. Februar 2019; 20:12
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Letzte Worte:

> Kremser Hundeklo des Gedenkens

In Krems gibt es einen Platz, der nach einem hingerichteten
Widerstandskämpfer benannt ist. Der Franz-Zeller-Platz im Stadtsteil Stein
hat schon viel erlebt, mit der Errichtung der Kunsthalle ist fast so etwas
wie großstädtisches Flair dort ansässig geworden. Mit der Landesgalerie
glitzert jetzt die Kunstwelt weithin sichtbar. Doch als Adresse eignet sich
für einen so wunderschönen stromlinienförmigen Bau ein geköpfter
Widerstandskämpfer wirklich nicht.

So heißt der Platz jetzt Museumsplatz. Die Stadt Krems entsorgt damit aber
nicht die Geschichte. Nein, sie redimensioniert die Erinnerung an den
Widerstand auf eine Rabatte mit angrenzender Häuserecke, man könnte auch
despektierlich sagen: ein Hundeklo mit integrierter Ecke. Und damit die
Menschen wissen, wo der Museumsplatz zu finden ist, heißt es "Museumsplatz
(vormals Franz Zeller Platz)".

Der Platz im Platz, eine oscarreife Idee. Man hätte dies alles mit einem
starken Bekenntnis zu einer anderen längst überfälligen Erinnerungskultur
verknüpfen können, doch dies ist nicht passiert.

Bis heute hat das Gedenken an die Inhaftierten und durch die Nazis
ermordeten keinen Platz in der Erinnerungskultur der Stadt. Nach dem
Hilfsarbeiter Franz Zeller wurde zumindest ein Platz benannt. Die russische
Besatzungsmacht hat verhindert, dass die lokale Bevölkerung nicht bereits im
Juli 1945 zur Tagesordnung des Vergessens übergehen konnte.

Die beiden anderen geköpften Widerstandkämpfer waren der Tischler Johann
Hoffmann und der Buchhalter Ferdinand Strasser, der bis 1934 immerhin
Vizebürgermeister von St. Pölten war: Sie sind einfach so vergessen wie die
vielen Inhaftierten aus Krems.

Blicken wir in die Zukunft, freuen wir uns der neuen Architektur und der
Ausstellungen, genießen wir das Leben und vergessen wir endlich den
Widerstand. Wen kümmert es, dass im Urteil gegen die drei Kommunisten stand,
dass sie für ein freies und unabhängiges Österreich eingetreten sind.

*Robert Streibel*


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