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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Donnerstag, 7. Februar 2019; 03:58
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Bücher:

> Damit der Mehrwert mehr wert wird

Karl Czasny
Kritik des Arbeitswerts
Zum zentralen Begriff der ökonomischen Theorie von Karl Marx
Paperback, 291 Seiten, PapyRossa, Köln 2018
ISBN 978-3-89438-681-8

Es gibt Bücher, die man als potentieller Rezensent nur deswegen bestellt,
damit man einen Grund hat, sie zu lesen. Und dann tut man es doch nicht.
Oder zumindest kommt man nicht sehr weit. Weil die Zeit fehlt. Und der Nerv,
was zu lesen, das länger ist als ein Zeitungsartikel. Und auch, weil es noch
mehr Zeit beansprucht, um sich inhaltlich damit auseinanderzusetzen. Das
vorliegende Werk ist einer dieser Fälle. Aber man hat dem Autor und dem
Verlag versprochen, das Buch anzukündigen. Das Thema ist einem ja auch
wichtig -- schließlich wollte man sich ja per Rezensionsversprechen dazu
zwingen, das Buch zu lesen. Und dann ist das noch dazu das Werk eines
fleissigen Beitragsschreibers des eigenen Blattes! Also was macht man? Man
formuliert den Waschzettel um. Aber das ist halt auch schofel. Dann könnte
man noch den Autor zum Interview bitten. Der schreibt aber lieber anstatt zu
reden. So versucht man ein Interview per eMail. Aber daraus wurde dann doch
eher eine Debatte:


akin:
Lieber Karl Czasny, ich gestehe: Ich hab das mit dem Arbeitswert bei Marx
nie wirklich verstanden. Nicht, weil es so kompliziert wäre, sondern weil
ich Marxens Oberlehrertonfall im "Kapital" einfach nicht ausgehalten habe.
Und weil mir nie so ganz klar war, welcher Zweck damit verbunden ist, zu
wissen, wieviel Arbeit für die Produktion von 20 Ellen Leinwand nötig ist.
Denn im Kapitalismus, in der Marktwirtschaft, im Tauschhandel, wie immer man
es nennen mag, zählt nunmal das dafür veranschlagte Tauschmittel, also Geld.
Letztendlich ist der Mehrwert, der Profit, den der Eigentümer der
Produktionsmittel abschöpfen kann, die Differenz zwischen dem, was die
Produktion einer Ware geldmässig kostet und zu welchem Preis der Unternehmer
dafür diese Ware verkaufen kann. Du hast jetzt ein Buch "Kritik des
Arbeitswerts" geschrieben -- bevor ich darauf näher eingehe, frage ich dich
mal nach dem Sinn der Bestimmung des Arbeitswerts? Wozu ist der gut?


Karl Czasny:
Du gehst mit Deiner Frage gleich in die Vollen. Da muss ich jetzt etwas
ausholen. Beginnen wir mit dieser Differenz zwischen dem, was den
Kapitalisten die Produktion seiner Waren kostet und dem Preis, zu dem er sie
verkauft. Vor Marx konnte niemand vernünftig erklären, woher diese Differenz
kommt. So wäre es etwa viel zu simpel, alles auf gegenseitige Übervorteilung
der Kapitalisten zurückzuführen. Das ergäbe bloß ein Nullsummenspiel, bei
dem die Gewinne der einen die Verluste der anderen sind. Es ist aber auch
nicht so, dass der Kapitalist den Arbeiter betrügt, indem er ihm einen Lohn
zahlt, der unter dem Wert seiner Arbeitskraft liegt. Das Problem besteht
also darin, dass an der Oberfläche der Tauschvorgänge alles mit rechten
Dingen zugeht, und am Ende trotzdem der Kapitalist mit Profit aussteigt,
während der Arbeiter wieder dort steht, wo er am Beginn des Tauschhandels
mit seinem Arbeitgeber stand. Schon die bürgerlichen Ökonomen vor Marx
hatten unter diese Oberfläche des Tausches von Ware und Geld geblickt und
dabei die von der Arbeitskraft geschaffenen Werte als Grundlage der Preise
erkannt.

Die Erklärung dafür, wie ohne Verletzung der Regeln des Tausches Profit
entsteht, lieferte dann aber erst die Entdeckung des Mehrwerts durch Marx.
Damit gab er den Arbeitern ein begriffliches Werkzeug zur intellektuellen
Erfassung ihrer zuvor nur im Sinne eines Bauchgefühls erlebten Ausbeutung.
Diese ideologiekritische Stoßrichtung der Argumentation von Marx ist aber
nicht der einzige Sinn seiner Untersuchungen von Arbeitswert und Mehrwert.
Mindestens ebenso wichtig ist ihre gesellschafts- und krisentheoretische
Funktion. Marx entdeckte nämlich auf dieser ökonomischen Tiefenebene die
Bewegungsgesetze der Kapitalakkumulation und des kapitalistischen Marktes
und lieferte damit der Arbeiterbewegung ein wesentliches
Orientierungsinstrument für ihre politischen Kämpfe.


akin:
Also gehts letztendlich doch um den Mehrwert -- und deswegen um den
Arbeitswert, weil man ohne diesen sowas wie Mehrwert nicht bestimmen kann?
Wenn ich das recht verstanden habe, geht es dir bei deiner Kritik auch nicht
um den Arbeitswert, sondern um den Mehrwert. Sprich: Marx hat -- so entnehme
ich deinem Buch -- nur jene Arbeit als "produktiv" bezeichnet, die einen
Mehrwert produziert, der vom Unternehmer abgeschöpft werden kann -- also
diesem einen Profit bringt. Und diese Produktivität war bei Marx genau
deswegen nichts Positives, also nichts für die Produzenten -- die
lohnabhängig Erwerbstätigen -- Erstrebenswertes. Wenn ich das recht
verstanden habe, willst du eine neue Art von Mehrwert, also einen
gesellschaftlichen Mehrwert postulieren und damit dem Begriff der
"Produktivität" eine positive Bedeutung geben? Kannst Du das erläutern? Und
ich frag dann noch gleich hinterher: Ist dieser Ansatz zu einem
Paradigmenwechsel ein prinzipiell bedingter, also schon zu Marxens Zeiten
notwendiger gewesener, oder eine Anpassung an die postindustrielle,
globalisierte Arbeits- und Wirtschaftswelt?


KC:
Für Marx war nur jene Arbeit produktiv, die Mehrwert fürs Kapital schafft.
Und Marx war klar, dass der produktive Arbeiter zugleich mit diesem Mehrwert
auch eine ganze Gesellschaftsordnung erzeugt, die für ihn ein Herrschafts-
und Unterdrückungsgehäuse darstellt. Die Produktivität der Arbeit war also
für Marx eine äußerst zweischneidige Angelegenheit. Er war jedoch der
Ansicht, dass diese Form der Produktivität ein notwendiger Zwischenschritt
auf dem Weg zu einer solidarisch vereinten Gesellschaft ist. Denn zu seiner
Zeit war der Kapitalismus gerade erst im Aufbruch und erfüllte dabei seine
unbestreitbar positive Mission, alle Schranken der alten Feudalordnung
niederzureißen. Heute befinden wir uns in einer gänzlich anderen Lage: Der
Kapitalismus hat mittlerweile die gesamte Weltgesellschaft durchdrungen und
damit längst die ihm von Marx bescheinigte historische Funktion erfüllt.
Mittlerweile stößt er selbst an Grenzen, hinter denen immer deutlicher die
Konturen einer nun historisch möglichen solidarischen Gesellschaft sichtbar
werden. In dieser Situation ist es meiner Meinung nach notwendig, der von
Marx beschriebenen systemerhaltenden Produktivität im Dienste des Kapitals
eine andere, systemüberwindende Form der Produktivität gegenüber zu stellen.
Produktiv in diesem zweiten Sinne sind Investitionen, Arbeitstätigkeiten und
Konsummuster in dem Maße, in dem sie dazu beitragen, dass sich neue Formen
der Organisation der gesellschaftlichen Arbeit jenseits des
Kapitalverhältnisses etablieren können.


akin:
Da fällt mir viel ein. Also die Produktivkräfte waren in MItteleuropa vor
100 Jahren auch schon entwickelt. Deswegen hat man ja dort damals schon die
von Marx im Kommunistischen Manifest als unumgänglich beschriebene
Revolution erwartet. Passiert ist sie dann im immer noch feudalen Rußland
und das war ja wohl auch mit einer der Gründe, warum das dort gar so
schiefgegangen ist. In Mitteleuropa haben sich hingegen als Arbeiterbewegung
Gewerkschaften und Sozialdemokraten ausgeformt.

Was den Kapitalismus ja gerettet hat, sonst wären die Widersprüche zu groß
geworden -- so lese ich das auch aus deinem Buch heraus. Mit dem Ende der
Sowjetunion meinte der Kapitalismus dann aber überhaupt keine Schranken mehr
zu kennen und New Labour hat Applaus geklatscht. Aber was ist jetzt? Jetzt
stehen wir wieder bei "Sozialismus oder Barbarei"?

Deine Umdefinition von Produktivität ist nett. Es erinnert ein bisserl an
Christian Felbers Gemeinwohlökonomie. Aber was bringt so eine Theorie?
Tacheles: Was wäre dazu die entsprechende Organisationform derer, die diesen
klassischen Mehrwert produzieren, von dem sie aber nichts haben? Oder: Gehts
hier um ein Plädoyer für ganz andere Produktionsformen, die Idee
selbstverwalteter, Mehrwert in deinem Sinne produzierender Betriebe? Was
tun, quasi?


KC:
Das war jetzt wieder ein ganzer Fragebogen. Ich antworte also der Reihe nach
und möglichst kurz: Zuerst zum Vergleich mit der Situation vor 100 Jahren.
Vergiss bitte nicht, dass es seither entscheidende Weiterentwicklungen der
Produktivkräfte gab. Damals war gerade die zweite industrielle Revolution im
Gang, während wir jetzt am Beginn der vierten stehen. Und selbstverständlich
haben sich auch die Produktionsverhältnisse seither entscheidend
weiterentwickelt. Globalisierung und Ausbau der Steuerungs- und
Absicherungsfunktionen des Staates sind nur zwei der in diesem Kontext
wichtigen Stichworte.

Dann zur scheinbar grenzenlosen Flexibilität und Überlebensfähigkeit des
Kapitalismus: Ja, er kann seine inneren Widersprüche immer wieder auflösen.
Das gelingt ihm aber stets nur dadurch, dass er auf einer jeweils höheren
Ebene noch umfassendere Widersprüche etabliert. Dieses zweifelhafte
Problemlösungsmuster führt mich zu Deiner Frage, ob wir mal wieder vor der
Alternative "Sozialismus oder Barbarei" stehen. Da möchte ich Dich auf die
von der Zeitschrift 'Bulletin of the Atomic Scientists' installierte
Weltuntergangsuhr verweisen, die das Risiko einer globalen Katastrophe,
insbesondere aufgrund eines Atomkrieges oder einer Klimakatastrophe,
symbolisch darstellt. 1947 wurde sie mit der Zeigerstellung sieben Minuten
vor zwölf gestartet und seither in Abhängigkeit von der Weltlage vor- oder
zurückgestellt. Seit dem 24. Januar 2019 steht sie auf zwei Minuten vor
zwölf. Und das war noch vor der formalen Aufkündigung des Abrüstungsvertrags
für Mittelstreckenraketen durch Donald Trump.

Nun zu dem Bündel an Fragen, die sich auf den in meinem Buch ins Spiel
gebrachten Gedanken einer systemtranszendierenden Form der Produktivität
beziehen. Der Sinn dieser Begriffsbildung besteht darin, den Blick dafür zu
schärfen, wo sich innerhalb des bestehenden Systems Keime von neuen Formen
der Organisation der Arbeit und des Verhältnisses von Produzenten und
Konsumenten zeigen, die über die Grenzen dieses Systems hinausweisen.
Selbstverständlich hat das etwas mit Selbstverwaltung, demokratischer
Planung und kollektivem Eigentum an den Produktionsmitteln zu tun. Und
natürlich bestehen da Bezüge zu den Initiativen einer sozial-ökologischen
Systemtransformation und auch zu Christian Felbers Konzept der
Gemeinwohlökonomie. Der Haken bei Felbers Aktivitäten liegt vor allem in
seiner grenzenlosen Naivität, was die Vereinbarkeit einer solchen Ökonomie
mit den Grundprinzipien kapitalistischen Wirtschaftens betrifft.

Am Schluss noch zu: "Was tun?": Im Buch über den Arbeitswert geht es um eine
andere Frage. Sie lautet: WIE muss man das, was IST, analysieren, damit die
Ergebnisse dieser Untersuchung unseren Diskussionen über die Frage "Was
tun?" eine Perspektive weisen?


akin:
Also ich vergesse sicher nicht die -zig Umbrüche. Es ist ja nicht nur die
technologische Entwicklung bei der Warenproduktion zu beachten, sondern auch
die Entwicklung des Dienstleistungssektors und der Klasse der
Büroangestellten. Und -- sicher auch in Folge des technologischen
Fortschritts -- natürlich das Auftauchen einer ganzen Klasse an "neuen
Selbständigen", die zum Teil tatsächlich Eigentümer ihrer Produktionsmittel
sind, trotzdem aber Mehrwert produzieren müssen, den sie oft genug nicht
selbst abschöpfen können. Vom Verschwinden der "Normalarbeitszeit" mal gar
nicht zu reden!

Umgekehrt sind wir in einem neuen Feudalismus gelandet -- der erwähnte Trump
ist ein gutes Beispiel, hat der doch sein Vermögen nicht durch eigene
Akkumulation erlangt, sondern durch Erbschaft. Wie viele andere ist er
eigentlich ein klassischer Rentenkapitalist. Vom Tellerwäscher zum Millionär
spielt es noch seltener als früher -- Reichtum und Bildung werden heute
großteils vererbt, wie einstens bei den Fürsten und Grafen. Nur der oberste
Lehensherr ist heute eben kein Kaiser mehr sondern ein gesichtsloses Banken-
und Firmengeflecht. Der Adressat des Protests verschwindet dahinter und die
Herrschaftsverhältnisse stellen sich selbst als Sachzwang dar -- daher auch
meine Frage, wie denn heute zu handeln sei.

Wenn du sagst, du willst nur analysieren, was aktuell Sache ist: Der
einzelne Kapitalist klassischen Zuschnitts hat aktuell kein Interesse daran,
einen gemeinnützigen Mehrwert produzieren zu lassen -- sprich diese Art von
Produktivität gibt es kaum. Wobei noch zu diskutieren wäre, was denn
eigentlich diese für die Gesellschaft sinnvolle Produktion wäre. Die Frage
habe ich nächtelang diskutiert: Würden wir nach der Weltrevolution noch
bspw. Gummibärli produzieren und wer entscheidet, was eine gesellschaftliche
sinnvolle Produktion ist? Wenn es nicht Smiths "unsichtbare Hand" ist, was
kann dann das Movens neuen Produzierens sein? Wie kommen wir zu einer in
diesem Sinne echten Wertschöpfung? Wie kann der Wert einer Ware beurteilt
werden, wenn sowohl die aufgewendete Arbeitszeit als auch der dafür erzielte
Preis keine Kriterien sind? Und damit schließt sich der Kreis, denn damit
komme ich zurück auf deinen Buchtitel: Was genau ist jetzt deine "Kritik des
Arbeitswerts"?


KC:
Du gehst jetzt auf die zuletzt von mir erwähnten Umbrüche im
Herrschaftsmuster des Kapitalismus ein und wiederholst dann die Frage, was
sie für unser politisches Handeln bedeuten. Ich möchte hier nur kurz
andeuten, wie mein Buch mit dieser Frage umgeht. Es hat zwei Teile, von
denen der erste meine Sicht der marxschen Arbeitswerttheorie darstellt. Die
Besonderheit dieser Sichtweise besteht gerade darin, dass sie den
Arbeitswert konsequent vom HANDELN her begreift. Anders gesagt: Sie weist
alle Interpretationen zurück, die im Arbeitswert einen unser Handeln
deterministisch lenkenden Steuerungsmechanismus sehen wollen. Im zweiten
Teil des Buches versuche ich dann zu zeigen, wie man auf Basis dieser von
der menschlichen Praxis ausgehenden Interpretation des Arbeitswerts die
krisenhaften Entwicklungen des Kapitalismus so analysieren kann, dass
Spielräume aber auch Grenzen für mögliches politisches Handeln deutlich
werden.

Nun möchte ich etwas zu Deiner Sicht auf das Interesse der einzelnen
Kapitalisten an der Produktion von "gemeinnützigem Mehrwert" sagen. Denn aus
ihr resultiert ja Deine Skepsis bezüglich der Existenz von Ansätzen zu
systemtranszendierender Produktivität: Erstens glaub ich, dass das
Verhältnis der einzelnen Kapitalisten zum Gemeinwohl trotz aller
Profitorientierung nicht ganz so einfach ist, wie Du es hier darstellst. Und
zweitens gibt es in unserem Wirtschaftssystem neben den Kapitalisten auch
andere Akteure, deren Interessen nur mittelbar oder gar nicht mit der
Profitorientierung verknüpft sind -- angefangen von den verschiedenen
öffentlichen, halböffentlichen und gemeinnützigen Institutionen bis hin zur
Zivilgesellschaft und den in diesem Sektor entstehenden Bewegungen. Aber es
ist klar, dass systemtranszendierende Produktivität auch in all diesen
Bereichen immer nur in Ansätzen realisiert wird. An diesen Ansätzen jedoch
gilt es anzuknüpfen.

Wie kann der Wert einer Ware beurteilt werden? Ach, da könnte ich nur mit
einer ganz langen Antwort sinnvoll reagieren. Eine möglicherweise dogmatisch
klingende Kurzantwort: Arbeitswert hat eine Ware nur in dem Maß, in dem sie
auch Gebrauchswert hat. Die Preise pendeln im großen und langfristigen
Durchschnitt aller Märkte um die Arbeitswerte. Und der Arbeitswert selbst
entspricht der beim jeweiligen Stand der Produktivkräfte erforderlichen
Arbeitszeit, wobei es um die in Zeiteinheiten gemessene abstrakte Arbeit
geht. Diese ist ein Durchschnitt aus allen konkreten Arbeitstypen.

Und auch nur ganz kurz zur Frage der sinnvollen Produktionsziele einer
vielleicht einmal entstehenden sozialistischen Gesellschaft und zur Frage,
wer über diese Ziele entscheidet: Über die erste dieser beiden Fragen müssen
wir uns heute noch nicht wirklich den Kopf zerbrechen, wobei aber jetzt
schon klar ist: Ein Sozialismus ohne Gummibärli geht gar nicht! Und zur
zweiten Frage will ich hier auch nicht mehr sagen, als dass diese
Zielfindung so weit wie möglich demokratisch erfolgen müsste. Über die
Formen und Methoden dieser Demokratisierung des Produktionsprozesses kann
man ebenfalls wieder nächtelang diskutieren und Bücher schreiben --
entwickeln müssten sie dann aber ohnehin erst die den Transformationsprozess
tragenden Bewegungen.

Damit komme ich zu Deiner letzten Frage, die sich auf den Buchtitel 'Kritik
des Arbeitswerts' bezieht. Er soll auf ein erkenntniskritisches Herangehen
an den 'Arbeitswert' hinweisen. So wie Kant in seiner Kritik der reinen
Vernunft das menschliche Erkenntnisvermögen umfassend auf den Prüfstand
gestellt hat, möcht ich in diesem Buch eine zentrale Kategorie der
marxistischen Ökonomie auf ihre Aussagekraft und Praxisrelevanz hin
überprüfen. Dieser Titel schlägt auch eine Brücke zu meinen übrigen
erkenntniskritischen Studien und Aufsätzen, in denen ich die Bezüge von
zentralen Begriffen und Kategorien der Physik zum menschlichen Handeln
analysiere. Genaueres dazu findet sich im Vorwort zum Buch über den
Arbeitswert, das man auf meiner Webseite lesen kann.


akin:
Okay, ich kann nicht sagen, daß ich das alles verstanden hab. Eins aber
schon: Ich sollte das Buch wohl ganz lesen. Immerhin: Everything confused,
but on a higher level. Ich danke für das Interview.

Interviewer: *Bernhard Redl*

*
Das im Interview erwähnte Vorwort findet sich unter
http://www.erkenntnistheorie.at/oekonomie/



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