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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 21. November 2018; 20:50
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Kommentierte Pressesschau
> Marktkonforme Bildung
"Mit vielen Studienrichtungen fangen die Unternehmen nichts an. Ich glaube 
auch, dass die Gymnasien oft am Markt vorbei produzieren." Es hat fast ein 
Jahr gedauert, daß Österreich mitbekommen hat, daß wir eine 
Wirtschaftsministerin namens Schramböck haben. So wie die meisten 
ÖVP-Mitglieder der Bundesregierung werkte auch diese eher im Verborgenen, 
weil die FPÖ-Minister halt mit ihren Peinlichkeiten die Schlagzeilen 
beherrschen. Derzeit scheint es so, daß die ÖVP-Minister versuchen wollten, 
nachzuziehen -- den Anfang machte der Bildungsminister, der jüngst meinte, 
in manchen Fragen seines Ressorts keine Aussagen machen zu können, weil er 
kein Bildungswissenschafter sei. Ja, sehr korrekt und auch erfreulich, wenn 
ein Minister zugibt, von seinem Ressort nicht ausreichend Ahnung zu haben, 
aber halt blöd, wenn er diesbezüglich Entscheidungen treffen muß. Noch 
blöder wird es allerdings, wenn eine Wirtschaftsministerin, deren 
Zusatzqualifikation als Energetikerin da wohl auch nicht hilfreich ist, der 
Meinung ist, Tips für das Bildungsressort zu geben, von dem sie nicht nur 
wie Faßmann keine Ahnung hat, sondern für das sie auch nicht zuständig ist.
Vor allem aber fällt etwas anderes auf: Obzitiertes Statement klingt wie, 
horribile dictu, eine Abkehr vom großbürgerlichen Ideal einer humanistischen 
Bildung -- was sagen denn da die schwarzen Eliten dazu? Irrtum, denen 
gefällt das! Denn hier geht es nicht darum, das klassische Gymnasium zu 
kritisieren, sondern darum, daß diese ganzen Unterschichtskinder dort 
herumwuseln -- dank Kreisky und Sinowatz, die einem ja heute geradezu als 
Linksradikale vorkommen. So geht das aber nicht weiter! Nein, unsere Schulen 
für unsere Leut! Nur Juristen und Mediziner brauchen Latein und das sollen 
doch bitte nur Kinder von Juristen und Medizinern werden. Oberschicht muß 
Oberschicht bleiben und die Hacklerkinder sollen gefälligst bei den 
praktischen Dingen bleiben, also mit den Aufgaben beschäftigt werden, die 
die Industrie braucht. Der klassische Hackler wird ja in Zeiten der 
Automatisierung und Digitalisierung (für letzteres ist ja die Ministerin 
wirklich auch nominell zuständig) eh nicht mehr soviel gebraucht. Sollen 
doch bitte die Hacklerkinder technische Berufe ausüben, quasi als modernes 
gehobenes Proletariat. Dann haben die Kinder der Eliten weniger Probleme mit 
den Studienplätze auf Juridicum, MedUni und WU. Und dann ist alles wieder in 
Ordnung mit dem schwarzen Gesellschaftsbild.
https://www.nachrichten.at/nachrichten/wirtschaft/Die-Gymnasien-produzieren-oft-am-Markt-vorbei;art15,3066558
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> Oberdemokrat Kickl
Lustig ist auch wiedermal Herbert Kickl. Auf der Homepage seines 
Ministeriums ist zu lesen: "Auf Initiative von Innenminister Herbert Kickl 
findet im Frühjahr 2019 eine weitere 'Woche der direkten Demokratie' statt, 
in der das Volksbegehren 'Für verpflichtende Volksabstimmungen' unterstützt 
werden kann. Im Eintragungszeitraum vom 25. März bis 1. April 2019 können 
alle wahlberechtigten Österreicherinnen und Österreicher, auch 
Auslandösterreicherinnen und Auslandsösterreicher, für das Volksbegehren 
'Für verpflichtende Volksabstimmungen' eine Eintragung tätigen. ... 'Mir ist 
die Teilnahme der Österreicherinnen und Österreicher an demokratischen 
Prozessen und Entscheidungen sehr wichtig', sagte Innenminister Herbert 
Kickl. 'Aus diesem Grund habe ich mich dafür eingesetzt, im Frühjahr 2019 
eine weitere 'Woche der direkten Demokratie' zu initiieren, damit sich 
möglichst viele Österreicherinnen und Österreicher an dieser Form der 
direkten Demokratie beteiligen.'"
Ööööö? Der Gaulreiter macht ein Volksbegehren? Nein, natürlich nicht. Für 
das Volksbegehren wurden ganz klassisch Unterschriften gesammelt, initiiert 
von "WIR für ÖSTERREICH", also von Robert Marschall (das ist der mit der 
EU-Austrittspartei). Und Kickl war einfach verpflichtet, jetzt die 
Eintragungswoche anzusetzen. Tut aber so, als wäre es seine Idee. 
Verständlich, ist der Inhalt dieses Volksbegehrens ja genau das, was die FPÖ 
seit langem fordert, was sie aber nicht so wirklich durchsetzen will, seit 
sie selbst in der Regierung ist...
https://www.bmi.gv.at/news.aspx?id=354770707630502B6B5A453D
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> Keine Habsburger in Finnland
Apropos BMI: Wenn man sich daran orientiert, was das Gratisblatt "Heute" als 
"abgeschwächten Test mit Beispielfragen des Innenministeriums" zur Erlangung 
der Staatsbürgerschaft anbietet, könnte man glauben, das wäre alles sehr 
einfach. Wirkliche Geschichtskenntnisse braucht man ja wohl nicht, um zu 
wissen, ob das Gebiet des heutigen Österreichs in der Antike eher dem 
Römischen oder dem Chinesischen Reich angehörte. Oder daß zum 
Habsburgerreich wahrscheinlich doch Kroatien gehörte und nicht Finnland.
Dieser Heute-Test beruht auf dem Test, wie er auf der Regierungssite 
www.staatsbuergerschaft.gv.at angeboten wird -- dort sieht die Sache schon 
anders aus, weil da gibt es statt nur zwei Antwortmöglichkeiten Multiple 
Choice mit jeweils 4 Möglichkeiten. Und den Hinweis, daß es für jedes 
Bundesland noch Extrafragen gäbe, die da aber nicht aufgelistet sind. Diese 
findet man dann auf inoffiziellen Seiten, wo dann zum Beispiel gefragt wird: 
"Bis zu welcher Altergrenze dürfen Schülerinnen und Schüler auch in den 
Schulferien kostenlos die öffentlichen Verkehrsmittel in Wien benutzen?" Und 
das ist dann schon ein bisserl heikler -- wer weiß das schon, der keine 
Kinder im entsprechenden Alter hat? Von einer solchen Kenntnis hängt dann 
ab, ob man hiesiger Staatsbürger werden kann -- und wenns übel hergeht, 
auch, ob man hier bleiben darf.
Das Innenministerium betreibt also Camouflage: Alles nicht so schlimm mit 
dem Test! Und manche Medien nehmen Kickl und Co. das auch noch ab. Oder 
machen es sogar noch harmloser.
https://www.heute.at/community/quiz/?quizid=486&loadquestion=yes
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> Verbote sind jetzt böse
"Angesprochen auf den Wiener Grünen David Ellensohn, der sich in Richtung 
Glawischnigs Wechsel zu Novomatic mokiert hatte: 'Mir tun alle Menschen 
leid, die mit so etwas Geld verdienen müssen', konterte die Kärntnerin: 
'Solche Aussagen sind natürlich gezielter Populismus.' Und legte einen 
Seitenhieb nach: 'Meine Entscheidung mag für jemanden, der glaubt, mit 
Verboten Probleme lösen zu können, schwer nachvollziehbar sein. Tatsache 
ist: In Wien gibt es - auch dank Ellensohn - seit dem Automatenverbot so 
viele illegale Spielstätten wie noch nie zuvor.'"
Das ist irgendwie schon spannend. Mithilfe der "Presse" macht die ehemalige 
Grünenvorsitzende wiedermal Negativ-Wahlkampf. Nachdem Eva Glawischnig es 
schon geschafft hat, die Bundesgrünen abzuwirtschaften und sich dann kurz 
vor der Wahl zu vertschüssen, und dann zwei Tage vor der Kärntenwahl mit 
ihrem neuen Job auch die Landesgrünen in ihrem Heimatland abzuschiessen, 
will sie jetzt wohl dafür sorgen, das David Ellensohn nicht Spitzenkandidat 
der Wiener Grünen wird. Zugegeben: Das wird bei der grünen Basis nicht 
funktionieren, weil die gute EVA heute dort eher ein Haßobjekt ist. Aber 
angesichts der Tatsache, daß die Parteibasis im Wahlkörper für die 
Landesspitze in der Minderheit ist, könnte es doch den gewünschten Effekt 
haben.
Egal, was ganz Anderes fällt auf und macht EVA, die einstens so 
vielplakatierte, nun halt völlig unglaubwürdig. Michael Spindelegger hatte 
sie ja mal bei einer Wahldiskussion als "Bundeserziehungsberechtigte" 
tituliert und das paßte, war sie doch diejenige, die immer alles und jedes, 
was ihr nicht paßte, mittels Verboten einschränken wollte. (Dem 
Zeitungsleser wollte sie vor rund dreissig Jahren einmal das laute Mitsingen 
beim Autoradio verbieten, aber das gehört jetzt vielleicht nicht hierher.) 
Es ist schon spannend, wenn dann jemand derart seine Moralvorstellungen 
anpassen kann an seinen neuen Arbeitgeber. Aber es wäre nicht EVA, hätte sie 
nicht eine Ausrede parat. So meinte sie gegenüber der Presse, sie sei als 
Bundessprecherin der Grünen 'Projektionsfläche' einer ganzen Bewegung 
gewesen: "Ich bin aber als Persönlichkeit vielschichtiger, als es öffentlich 
sichtbar war."
"Vielschichtig" nennt man sowas jetzt. Sehr schön, auf sowas ist der 
Gusenbauer nie gekommen.
https://diepresse.com/home/5530865/
*
Zeitungsleser: -br-
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