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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 17. Oktober 2018; 20:33
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Wien/Grätzel/Initiativen:

> Keine "Neuerfindung" des Reumannplatzes!

Eine Gruppe von am Reumannplatz ansässigen Unternehmern, repräsentiert von
Cafetier und Fashion Shop-Betreiber Stefan Harnisch, Apotheker Reinhard
Scholda, Intercoiffeur Peter Strassl und Eismacher Kurt Tichy, ist
angetreten, «den Platz neu zu erfinden» (Harnisch in Favoriten Journal,
Sept. 2018). Im Zentrum des «erneuerten« Platzes soll ein großer
«Gastro-Pavillon» mit geplanten 100 Sitzplätzen stehen. Laut
Zeitungsmeldungen hat sich Bezirksvorsteher Marcus Franz den Ideen der
Unternehmer angeschlossen. Gebaut soll ab Anfang 2019 werden.

Die Initiative Offener Reumannplatz ist entschlossen, diese Pläne zu
verhindern, und führt dafür folgende Gründe an:

1. Entgegen den Behauptungen der Unternehmergruppe brachte die Verlängerung
der U1 kein «rapides Absacken der Passantenfrequenz» am Platz.Der
Reumannplatz und der unmittelbar anschließende Teil der Fuzo Favoritenstraße
ist der lebendigste Platz Wiens geblieben. Vergleichbare Frequenzen bestehen
nur im Bereich Kärntnerstraße / Graben / Schwedenplatz und in der Inneren
Mariahilferstraße; dort ist jedoch die BenützerInnendichte vom Tourismus
determiniert. Der Reumannplatz lebt durch die Bevölkerung des Grätzls.

2. Was den Reumannplatz gegenüber allen anderen Plätzen Wiens auszeichnet,
ist seine außergewöhnliche Öffentlichkeit. Diese wird generiert durch den
großzügigen Sitzbank-Reigen, eine Einmaligkeit im Wiener Maßstab. Bei
trockenem Wetter nützen pro Tag hunderte AnrainerInnen und BesucherInnen des
Bezirks OHNE KONSUMZWANG die Möglichkeit, sich vom Alltagsdruck zu erholen.
Wie die veröffentlichte Bildmontage zeigt, sind rund um den geplanten
Gastronomiekomplex keine konsumfreien Sitzplätze mehr vorgesehen. Eine so
verstandene «Neuerfindung» ist eine euphemistische Wendung für die
Gentrifizierung des Platzes.

3. Gentrifizierungsprozesse untergraben die Lebensgewohnheiten der Menschen
in untersten Einkommensklassen, insbesondere eines großen Teils der
migrantischen Bevölkerung des Grätzls. Ein PR-Text der Unternehmergruppe
spricht in diesem Zusammenhang von einem «zweifelhaften Publikum», das durch
die Kommerzialisierung des Platzes verdrängt werden soll. Falls die
«Neuerfindung» des Platzes tatsächlich als Trennung der «inländischen« und
migrantischen Bevölkerung verstanden wird, muss sie aus
integrationspolitischen Gründen scharf zurückgewiesen werden.

4. Aus denselben Gründen muss die Intention der Unternehmergruppe
hinterfragt werden, ihr Plan sorge für mehr Sicherheit am Platz. Damit
suggeriert sie, der Reumannplatz sei in der derzeitigen Verfassung, d.h.
durch den Grad der Offenheit, ein Generator für Gewalt und Rechtlosigkeit.
Für dieses Urteil gibt es keinerlei statistische Beweise.

5. Der angeblich von der Bezirksvorstehung unterstützte Plan der
Unternehmergruppe wird der Bevölkerung als Resultat eines partizipativen
Prozesses verkauft. Tatsächlich werden die Ergebnisse eines 2017 wirklich
anrollenden, dann aber abgebrochenen BürgerInnenbeteiligungsprozesses
entwertet. Kein einziger unter den befragten AnrainerInnen forderte eine
Bebauung des Platzes; im Gegenteil, die Befragten sprachen sich für mehr
Grün und weniger Verkehr aus.

6. Die Unternehmergruppe nennt gewaltige Umsatzrückgänge, seit der Platz
nicht mehr die Endstation der U-Bahnlinie ist, als Motiv ihres
Platzgestaltungs-Engagements. Abgesehen davon, dass Umsatzentwicklungen der
ökonomischen «Platzhirschen» kein Hauptkriterium stadtplanerischer
Entscheidungen sein dürfen: erstens sind Umsatzzahlen
Unternehmergeheimnisse; zweitens ist nicht einsichtig, warum ein
neuerrichteter Gastronomiekomplex die Umsätze bestehender Unternehmungen am
Platz fördern sollte; drittens müsste im Umkehrschluss festgehalten werden,
dass die betroffenen Wirtschaftssubjekte VOR der U-Bahnverlängerung 40 Jahre
lang Zusatzumsätze durch den Standortvorteil genossen, der ihnen durch die
öffentliche Planung erwuchs.

Die Initiative Offener Reumannplatz verlangt aus diesen Gründen die
Zurückweisung des Plans der Unternehmergruppe durch die Bezirksvorstehung
und einen Neustart eines demokratischen Planungsverfahrens, das die Ideen
sämtlicher an einer weiteren Stärkung des öffentlichen Charakters des
Platzes Interessierten thematisiert.
*Initiative Offener Reumannplatz*

Am 26.Oktober soll es ab 15 auf dem Platz zu einer kulturelle Intervention
kommen -- darüber, über die bisherige Medienreaktionen auf die Initiative
und ganz allgemein zum Thema gibts bei: Robert Sommer, robso@chello.at,
http://ior.kulturraum10.at/



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