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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 12. September 2018; 19:30
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Recht/Medien:
> Was fehlt
In den hochaufgekochten politischen Debatten konzentriert sich oft genug 
alles auf Vordergründiges. Aber der Teufel steckt halt immer im Detail. Vor 
allem, wenn es um Fragen des Rechtsstaats geht. Drei Beispiele aus jüngster 
Zeit:
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Fall 1: Justizminister Moser erklärte kürzlich großartig, er werde den 
VfGH-Entscheid über die Aufhebung der diskriminierenden Bestimmungen in 
Eherecht und Partnerschaftsgesetz umsetzen. Großes Trara von der 
katholischen Seite und von der FPÖ, daß man das noch einmal verhandeln 
müsse. Hallo? Moser muß gar nichts tun, ab 1.Jänner tritt die Änderung in 
Kraft. Judenplatz locuta, causa finita! Moser hätte Anfang des Jahres eine 
Reform vorschlagen können, die Eherecht und EPG in Eins überführt hätte, das 
wärs dann aber auch schon gewesen an Umsetzungsspielraum -- alles andere 
wäre wahrscheinlich verfassungswidrig, sicher aber wieder ein Fall für den 
VfGH. Jetzt aber wird sich wahrscheinlich bis 1.Jänner auch sowas nicht 
ausgehen. Aber Schwarzblau protestiert ein bissi, damit Moser als der große 
Liberale dasteht. Eine Debatte, die vom VfGH beendet worden ist -- der 
sowieso eine elendslange Reparaturfrist gegeben hatte, nämlich ein ganzes 
Jahr --, kocht man jetzt wieder auf. Bitte, das kommt mir so vor wie der 
Witz, daß es beim Halma keine Elfmeter gibt. Fällt das eigentlich nur mir 
auf?
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Fall 2: Herr Gudenus hat den falschen Lehrling angezeigt und an den Pranger 
gestellt -- so der mediale Tenor. Wenn das aber so rezipiert wird, gibt man 
in der Sache Gudenus perverserweise sogar Recht. Denn die Botschaft ist 
hier: Es sei schon jemand dringend terrorverdächtig, wenn er sich so verhällt 
wie dieser Lehrling. Wenn nicht die zwei Lehrlinge verwechselt worden wären, 
wäre es gar kein so großer Skandal gewesen. Dabei ist aber genau das der 
eigentliche Skandal. So ziemlich die einzige prominente Stimme, der da 
diesbezüglich etwas aufgefallen ist, war Karl Öllinger. Er schrieb: "Der 
Lehrling wird beschuldigt, Sympathien für die Hisbollah, in einigen 
Berichten präziser genannt als die afghanische Hisbollah, 'Liwa Fatemiyoun', 
geäußert zu haben.
Aha, also möglicherweise Sympathien für schiitische Organisationen, die in 
diesem beschissenen Syrien-Gemetzel auf der Seite von Assad gegen dieses 
Amalgam aus Freier Syrischer Armee (mittlerweile protürkisch) und eindeutig 
jihadistisch sunnitischen Terrororganisationen kämpfen? Bitte zum 
Mitschreiben, werte blaue Freunde, bevor Ihr aufheult! Ich bin nicht so wie 
Putin ein Freund von Assad, auch keiner der mit Putin und Assad verbündeten 
Hisbollah, sicher nicht! Aber ich kann auch keine terroristische Neigung bei 
einem Jugendlichen erkennen, der möglicherweise oder vermutlich, weil er 
Schiit ist, seine Sympathien eher für die schiitische Seite in diesem 
beschissenen Krieg formuliert."
Wobei dieser Lehrling nicht einmal das getan hat, sondern ihm nur 
vorgeworfen wird, eine Seite auf Facebook geliked zu haben, die 
möglicherweise Sympathien für die Hisbollah hat. Das reicht mittlerweile in 
diesem Land dafür aus, unter Terrorverdacht gestellt zu werden -- und kaum 
jemanden scheint das zu stören.
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Fall 3: Die Streichung oder zumindest Kürzung von Subventionen von 
Frauen-NGOs und -Projekten durch die Frauenministerin war groß in einigen 
Massenmedien. Auffallend war da natürlich, daß da eher linke Projekte zum 
Handkuß kamen. Weniger bemerkt ist worden, daß darunter auch drei 
Zeitschriften sind, die eine Totalstreichung hinnehmen müssen.
Das Perfide daran wurde aber völlig übersehen: Eine Gesetzesänderung unter 
der Schüssel-Regierung hatte nämlich anno dazumal dafür gesorgt, daß 
Zeitschriften keine Publizistikförderung bekommen, wenn diese von anderen 
staatlichen Stellen gefördert wird. Sollten die betroffenen Redaktionen also 
nicht in der Befürchtung der Streichung durch die Frauenministerin 
vorsorglich einen Antrag auf Publizistikförderung gestellt haben (und dieser 
trotz des rechtlichen Hindernisses einer anderen zu erwartenden Förderung 
auch angenommen worden sein), fallen sie jetzt auch um die PubFö um, die 
ihnen eigentlich zugestanden wäre. Denn: Die Antragsfrist für PubFö endete 
im März, aber erst im Juni kam die Meldung über die Entscheidung der 
Frauenministerin, die Förderung aus ihrem Topf zu streichen.
-br-
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