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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 29. August 2018; 16:54
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Vom Essen In Oeffis

> Auch ohne Henry mies

In der Bahn ist das Essen noch erlaubt. Dort allerdings, weil es ein gutes
Geschäft ist. Für die Beschäftigten allerdings ein mieses. Daß sich daran
immer noch nichts geändert hat, berichtet *Sebastian Kugler*.
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Ein Zug der ÖBB. Bei jeder Station ertönt Chris Lohners Stimme: "Willkommen
im ÖBB Railjet! Unser Team im Restaurant erwartet sie bereits mit köstlichen
Erfrischungen und betreut Sie gerne auch am Sitzplatz". Wir, ein Genosse und
ich, bekommen Hunger und entschließen uns, Chris Lohners Empfehlung zu
folgen.

Im "Restaurant" arbeiten zwei Frauen. Sie müssen den gesamten Zug betreuen.
Während die eine Kollegin mit dem Wagen durch die Waggons geht, muss die
andere die Küche alleine schmeißen: Essen machen, servieren, abservieren,
kassieren, Küche säubern. Außer Atem entschuldigt sie sich bei uns: unsere
Sandwiches würden noch etwas dauern, sie müsse zuerst die noblen Herren in
der Business Class bedienen -- die würden nämlich sofort Beschwerden
schreiben, wenn man für sie nicht alles stehen und liegen lässt.

Also warten wir, während sie hin und her hetzt. Vor lauter Stress verbrennt
sie sich an erhitzten Essensverpackungen die Finger, sie hat keine Zeit,
sich die Schutzhandschuhe mühsam an und wieder auszuziehen. Als sie unsere
Sandwiches heraussucht, stellt sie fest, dass die meisten bereits
verschimmelt sind -- obwohl sie noch ungeöffnet verpackt sind, so wie sie
von der Firma geliefert werden. Als dann auch noch die elektronische Kassa
kaputt ist, kann sie das Fluchen nicht mehr unterdrücken. "Das einzige, was
hier funktioniert, sind wir", meint sie und nickt mit dem Kopf in Richtung
ihrer Kollegin, die schon wieder Richtung Business Class hastet. "Vielleicht
solltet ihr auch einmal aufhören zu funktionieren, damit die sehen, dass es
ohne euch nicht geht" antworte ich ihr. Einen Moment lang lächelt sie, als
ob sie mit dem Gedanken spielte, jedoch nur um dann wieder ernst zu werden:
"Dann krieg ich sofort die Kündigung. Ich muss funktionieren."

Ich würde noch gerne weiter mit ihr diskutieren, sie fragen, wie es denn mit
dem Betriebsrat aussehe, ob es überhaupt einen gäbe und so weiter. Doch sie
muss weitermachen: Essen machen, servieren, abservieren, kassieren, Küche
säubern. Die Gäste mit verschimmelten "köstlichen Erfrischungen erwarten"
und die noblen Herren in der Business Class "gerne auch am Platz betreuen".

Das Zugrestaurant wird übrigens von Josef Donhausers "DoN"-Catering
betrieben. Die ÖBB hat das Essen im Zug schon lange outgesourcet und damit
für private Profitinteressen geöffnet. Die Infrastruktur dafür stellt sie
großteils selbst -- die Kosten bleiben also staatlich, die Profite privat.
"DoN" löste dieses Jahr "Henry am Zug" ab, nachdem die widerwärtigen
Arbeitsbedingungen dort (17-Stunden-Schichten) publik wurden. Donhauser
hatte schon früher für die ÖBB gecatert, hat den Auftrag aber 2012 aufgrund
der minderwertigen Qualität seiner Waren verloren. Jetzt wurde die Donhauser
GmbH eine Beteiligungsholding, zu der seit April 2018 auch das
ÖBB-Railcatering gehört. Donhauser machte davor bereits 36 Millionen Euro
Umsatz pro Jahr, durch das ÖBB-Catering erwartet er sich noch 14 Millionen
drauf. Donhauser darf seine ArbeiterInnen übrigens bereits jetzt 12 Stunden
arbeiten lassen. ###



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