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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 29. August 2018; 17:08
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Glosse/Kapitalismus:
> Was wir vergessen sollen
Der BUWOG-Prozess ist in der Sommerpause, am 18.September soll er 
fortgesetzt werden. *Karl Czasny* hat sich Gedanken zur bisherigen 
Berichterstattung der Massenmedien darüber gemacht.
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Vor Gericht steht eine blau-schwarze Freunderlpartie, die dringend 
verdächtigt wird, im Jahr 2003 bei der Privatisierung der BUWOG 10 
Millionen ? auf ihre privaten Konten umgeleitet zu haben. Die künstliche 
Aufregung, mit der die Medien Woche für Woche über diesen Prozess 
berichteten, soll uns vergessen lassen, was damals tatsächlich geschah.
Tatsächlich hat man damals rund 60.000 Wohnungen, die zuvor im Besitz eines 
der öffentlichen Hand gehörenden gemeinnützigen Bauträgers standen und damit 
einer unbefristeten Preiskontrolle unterlagen, für einen Schleuderpreis von 
rund 16.000 Euro pro Wohnung (!) der Immobilienspekulation überantwortet. 
Die bei dieser Privatisierung von einem heimischen Konsortium um eine knappe 
Milliarde Euro erworbene BUWOG wurde mittlerweile um schlanke 5,2 Milliarden 
Euro an den größten deutschen Immobilienkonzern weiterverkauft. Hinter dem 
Käufer verstecken sich finanzkapitalistische Heuschrecken-Fonds (an der 
Spitze BlackRock, die weltweit größte Schattenbank), und er selbst ist 
bekannt dafür, die Rendite seiner Anleger mit allen Mitteln auf Kosten der 
Mieter zu erhöhen.
Fassen wir zusammen: Auf der einen Seite ist privaten Investoren ein sattes 
Plus von 4,2 Milliarden Euro entstanden. Auf der anderen Seite wurde der 
Bestand an gemeinnützigen Mietwohnungen, der als Ruhepol auf einem 
überhitzten Wohnungsmarkt fungiert, um rund 10% geschrumpft. Dieser Verlust 
an leistbarem Wohnraum entspricht in seinem Volumen etwa dem gesamten 
Wohnungsbestand einer heimischen Großstadt wie Innsbruck.
Berthold Brecht fragte einst: "Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die 
Gründung einer Bank?" Und ich frage mich nun, ob wir uns nicht lächerlich 
machen, wenn wir jemandem, den wir einst straflos ein so gigantisches 
Schurkenstück an uns vorbeischummeln ließen, nun wegen einer vergleichsweise 
kleinen Gaunerei den Prozess machen. Oder, um es in Anlehnung an Brecht zu 
sagen: "Was ist schon das Mitschneiden beim Abwickeln der Verscherbelung von 
Volksvermögen gegen deren politische Durchsetzung?" ###
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Hintergrund: BUWOG-Privatisierung endet bei Private-Equity-Heuschrecken
https://www.unsere-zeitung.at/2018/05/09/buwog-privatisierung-endet-bei-private-equity-heuschrecken/
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