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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 13. Juni 2018; 10:05
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International:
> Der heilige Mann
Marx-Konferenzen in Peking und Moskau
Zum Gedenken an den 200. Geburtstag von Marx gab und gibt es weltweite
Veranstaltungen (jetzt z.B. in Budapest, Sofia, ...). An seinem Geburtsort
Trier wurde eine Statue aufgestellt. In Mannheim (Deutschland) gab es sogar
einen Marsch durch die Stadt. Im Mai nahm *Hermann Dworczak* an zwei großen
Konferenzen teil -- in Peking und Moskau.
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Die Konferenz in Peking an der Peking-Universität war sehr "offiziell":
viele Verbeugungen vor Marx und Lob für die Ideen von Ji Jinping -- aber
sehr wenig Inhalt. Die Mehrheit der ChinesInnen präsentierte Marx als Teil
einer "Staatsreligion". Nur einige behandelten konkrete Probleme mit der --
noch immer gültigen -- Methode von Marx als Instrument der Analyse.
Die interessantesten Beiträge kamen von einigen russischen ReferentInnen und
"Westlern".
Ein russischer Redner berichtete über das tragische Leben von Rjazanow --
Direktor des berühmten Marx-Engels-Instituts, der von seinem Posten
vertrieben und schließlich von Stalin liquidiert worden war. Ludmilla
Buzgalin sprach über die (möglichen) Beziehungen zwischen China und
Russland. Im Zusammenhang mit der Seidenstraßen-Initiative fragte sie, ob es
nur wirtschaftliche Projekte oder auch Raum für Kultur und soziale
Aktivitäten geben wird? Ob alles von oben kommt oder ob die
Zivilgesellschaft ihren Beitrag leisten kann?
Auch die Inputs der indischen GenossInnen waren interessant - sie haben die
wachsende Kluft zwischen Importen und Exporten zwischen Indien und China
aufgezeigt und dass Indien immer mehr an Boden verliert.
Es gab Interventionen von Davis Harvey und Samir Amin. Sie sprachen über den
aggressiven Charakter des gegenwärtigen Kapitalismus/Imperialismus und die
wachsende Tendenz zu Kriegen und Umweltzerstörung.
Cheng Enfu von der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften (CASS),
Abteilung Marxismus, gab einen Überblick über die aktuelle wirtschaftliche
und politische Situation in China. Er erwähnte seine -- kritische -- Rede
auf dem Volkskongress gegen weitere "Liberalisierungen" (z. B. "Öffnung des
Finanzsektors für internationales Kapital"). Nach seiner Intervention
"besuchte" ihn eine hochrangige Delegation. Über seine Rede gab es keinerlei
Informationen in den -- offiziellen -- Medien....
In meiner Rede habe ich unterstrichen, dass es nicht genügt, Marx zu
zitieren, sondern mit seinen Werkzeugen eine konkrete Analyse der konkreten
Situation vorzunehmen. Ich sprach auch über seine Fehler -- z.B. sein --
falsches -- Urteil über sogenannte "geschichtslosen Völker" (z.B. Slawen).
Und ich erklärte, dass seine Position der Befreiung der Arbeiterklasse sehr
klar war: Das Proletariat muss sich selbst befreien und direkt regieren --
und NICHT die Partei sollte "für" das Proletariat regieren.
Ich habe zusammen mit David Kotz aus den USA an einem Panel der CASS
teilgenommen. Dort versuchte ein chinesischer Redner das Auditorium davon zu
überzeugen, dass Marx nicht kritisiert werden sollte, denn er sei ein
"heiliger Mann" (sic!).
Ich hielt auch eine Vorlesung an der Northern University of Technology, an
der etwa 200 StudentInnen teilnahmen. Nach meinem Beitrag hatten wir eine
lebenswichtige, manchmal kontroversielle Debatte. Man konnte sehen, was das
dominierende Denken in der heutigen chinesischen Gesellschaft ist. Eine
Studentin fragte: "War Marx im kommunistischen Manifest nicht zu kritisch
gegenüber dem Kapitalismus?"
Ich hatte die Gelegenheit, linke GenossInnen und undogmatische Mitglieder
der CASS zu treffen. Sie sagten, dass die REALE Politik mehr und mehr in
Richtung "weitere Öffnungen" geht -- nicht nur mehr "Marktmechanismen",
sondern auch die Entwicklung kapitalistischer Strukturen.
MOSKAU
Die Konferenz an der Lomonossow University und der Universiät für
Finanzwissenschaften und Recht war viel produktiver, differenzierter und
kritischer.
Es gab auch einen "offiziellen" Teil, aber kürzer und nicht so leer. Man
konnte spüren: Es gibt immer noch Sektoren in der russischen Gesellschaft,
für die Marx kein "toter Hund" ist. Das Hauptziel der Konferenz -- vor allem
für die "alternative" Gruppe um Alexander Buzgalin (er war einer der
Hauptorganisatoren der Konferenz) -- war es, die gegenwärtige Situation zu
untersuchen und in die Zukunft zu blicken.
Die Bandbreite der Konferenz reichte von der politischen Ökonomie bis zum
Problem der Entfremdung. Savvas Matsas unterstrich die Notwendigkeit, dass
die linken Kräfte international wieder gemeinsam handeln.
Zhan Toshchenko berichtete, dass die Mehrheit der ArbeiterInnen in Russland
in der Prekarität bleiben: Teilzeit, Vertragsarbeiter... - ohne ausreichende
soziale und medizinische Garantien.
Um ehrlich zu sein, gab es auch viel Verwirrung über die Bedeutung der
Kategorie "Proletariat/Arbeiterklasse". Einige RednerInnen reduzierten die
Arbeiterklasse auf die IndustriearbeiterInnen -- was NICHT die Position von
Marx ist. Sie sprachen sehr oberflächlich über die Mittelschicht und
"vergaßen", dass die Arbeiterklasse immer differenziert war. Und es gab kein
Verständnis dafür, was "Klasse an sich" und "Klasse für sich" ist.
Summa summarum: Es war wichtig, beide Konferenzen zu besuchen, "gegen den
Strom zu schwimmen" und die kritischen und revolutionären Ideen und Methoden
von Marx in die heutige Situation umzusetzen. ###
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