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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 18. April 2018; 20:50
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Kommentierte Presseschau:
> Endsieg des Zerrissenen
"Die handelnden ORF-Journalisten sind ihm dennoch ein Dorn im Auge: 'Die
Dreierbande (wen er hier meint, führt Steger auch auf Nachfrage nicht
konkret aus) - die wollen doch die Mächtigen bleiben in der Information. Ich
verstehe auch, dass die das wollen. Ich will es nicht.' Und: 'Manche Linke
führen dort einen Endkampf.' Einwand des Interviewers: Herr Steger, diese
Wortwahl - Sie wissen schon, dass ich Sie damit zitieren werde? Gegenfrage
Steger: 'Haben Sie nicht das Gefühl? Es ist ein politischer Endkampf für
linke Ideen.'"
Nachzulesen im "Kurier". Manchmal hat das Raiffeisenblatt auch seine guten
Momente -- die Schilderung von Philipp Wilhelmer eines Interviews mit
Norbert Steger gehört unbedingt dazu.
Aber der Vorstoß des blauen Stiftungsrates, unliebsame Korrespondenten von
der Lohnliste des ORF zu streichen, läßt den gelernten Österreicher doch
etwas verwundert zurück. Ja, man hat von Steger schon einiges gehört, seit
er in diesem wichtigsten ORF-Gremium sitzt.Aber immerhin galt er doch einmal
als Liberaler. Man erinnere sich daran, daß er zu Koalitionszeiten mit der
SPÖ die FPÖ von den "Kellernazis" befreien wollte. Schon, nur war er halt zu
Sinowatz-Zeiten bemüht, seine damals am Abgrund der Bedeutungslosigkeit
stehende Partei wenigstens als Koalitionsbeiwagerl profilieren zu können.
(Wobei man sich auch noch an den legendären Deix-Cartoon erinnert, in dem
Steger vor seiner Partei erklärt, daß alle rechtsextremen Elemente aus der
Partei verschwinden müßte und er dann deswegen plötzlich alleine dasteht.)
Steger wußte nie so wirklich, ob er ein Liberaler ist. Immerhin gehörte er
1970 zu den Gründungsmitgliedern des Atterseekreises, der damals wie heute
für einen weit rechtsstehenden, deutschnationalen und antiliberalen Kurs der
FPÖ eintrat resp eintritt. In den 80ern war Steger aber der Vorzeigeliberale
(wobei unklar ist, ob aus eigenem oder wider Willen), der als solcher 1986
von Jörg Haider gestürzt wurde. Zeitweilig verschwand Steger dann in der
Versenkung -- ganz offensichtlich wollte ihn Haider nicht mehr sehen und
umgekehrt dürfte Steger Haider seinen Putsch nie vergeben haben. Nur als
dann Haider in Richtung Wirtschaftsliberalismus abzweigte, um -- wie einst
Steger -- besser zu seinem Koalitionspartner zu passen und das BZÖ gründete,
tauchte Steger wieder auf und unterstütze den neuen Obmann Strache nach
Kräften.
Die Person Norbert Steger ist einfach paradigmatisch für die ganze FPÖ der
Prä-Haider-Ära: Zerrissen zwischen Wirtschaftsliberalismus und
Deutschnationalismus, zwischen Idealen einer offenen Gesellschaft und
Reminiszenzen an die Ewiggestrigen. Dann redet man halt schon mal von
"Endkampf". Und präsentiert sich, andererseits, wenn er gefragt wird, ob er
glaube, nach diesen Statements noch Vorsitzender des Stiftungsrat zu werden,
als gelassenen, siegessicheren Bourgeois: "Ich mache eine Aufgabe sicher
nur, wenn ich gebeten werde. Ich bin ein begnadeter schattiger Palmensitzer.
Ich habe Humor, ich weiß ein schönes Buch zu schätzen, ein gutes Glas Wein."
So zitiert ihn zumindest der "Kurier".
Auch wenn dieses Interview natürlich aus der ÖVP-Warte sicher auch hilfreich
war, denn schließlich soll ja jetzt vielleicht doch ein Schwarzer
Vorsitzender werden, so möchte der Zeitungsleser doch dem Kurier herzlich
dafür danken -- so decouvrierend und erhellend ist Journalismus in
Österreich heutzutage leider nur noch selten.
https://kurier.at/kultur/norbert-steger-sieht-im-orf-einen-linken-endkampf/400022332
*
> Anna reitet wieder
"Die Liste Pilz ist ein Denkmal, dessen Zweck darin besteht, täglich daran
zu erinnern, welcher Jammer es ist, dass die Grünen nicht mehr im
Nationalrat sind", twitterte jüngst der Journalist Robert Misik. Daran
könnte was dran sein. Denn das Triumvirat aus Falter, Presse und profil, die
sich da offensichtlich vorgenommen haben, die Liste Pilz wieder aus dem
Nationalrat rauszuschreiben ist ja schon bemerkenswert. Da kann man jetzt
über die Motive diskutieren: Will man das Denkmal stürzen, damit die
klassischen Grünen wieder Einzug halten können, oder will man das Denkmal
stürzen, damit ja nichts mehr an die Grünen erinnert? Natürlich kann man
auch annehmen, daß es sich hier um engagierten Journalismus handelt, der
einfach nur aufdecken möchte aber was sich da seit dem Einzug der Liste Pilz
in den erwähnten Medien abgespielt hat, spricht nicht gerade dafür. Zuerst
schoß man den Listengründer ab, was, wenn auch überzogen, noch einigermaßen
ein Sachsubstrat zur Grundlage hatte, dann versuchte es Florian Klenk vom
Falter bei Nachfolger Kolba mit völlig an den Haaren herbeigezogenen
Vorwürfen noch einmal. Währenddessen sog sich Kollegin Anna Thalhammer von
der Presse bei jedem geringsten Anlaß Geschichten von Mord und Totschlag im
Pilz-Klub aus den Fingern. Peter Kolba reagierte nur mehr mit bösen
Twitter-Postings wie "Anna reitet wieder" oder dem Titelsong von Pippi
Langstrumpf: "Ich mach mir die Welt, wie es mir gefällt." (Dokumentiert sind
diese Postings übrigens witzigerweise auch in Thalhammers Twitter-Account
selbst unter dem Titel "Best of Peter Kolba".)
Der jüngste Coup der Presse-Reporterin war ein Vorab-Bericht über Kolbas
Rückzug als Klubchef. Da wurde recht großzügig jede mögliche
Meinungsdifferenz im Klub zum großen Showdown stilisiert, der Ursache für
den Wechsel an der Klubspitze gewesen sein soll. Daß Kolba von Anfang an
gemeint hatte, daß ihm alles außer einfacher Abgeordnetentätigkeit auf die
Dauer zuviel wäre und er halt wirklich nur interimistisch dieses Leitungsamt
ausführen möchte, ignorierte sie einfach.
Es mag schon sein, daß die Fähigkeit des Pilz-Klubs die Medien mit
Informationen zu bedienen eher unterentwickelt ist oder -- positiv gesagt --
man eben nicht immer hupfen möchte, wenn irgendein Leitmedium "Spring!"
schreit. Aber eins ist klar: Der Umgang dieser Medien mit der Liste Pilz ist
alles andere als koscher -- bei den etablierten Parteien ist die
Phantasiebegabtheit von Falter, profil und Presse weitaus weniger vorhanden.
Zeitungsleser: -br-
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