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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 11. April 2018; 19:47
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Kommentierte Presseschau

> Mozart für Milliarden (Euro)

"Und abschließend ist es uns gelungen, eine Reihe von Anwesenden zu Tränen
zu rühren. Wir hatten ein siebenjähriges Mädchen, Anna Cäcilia aus Salzburg,
mit und das siebenjährige Mädchen hat auf der Geige von Mozart, die Mozart
benützt hat, als er auch so klein war, Stücke von Mozart und zum Schluß ein
chinesiches Volkslied, glaub ich, kann man sagen, gespielt. Dieser riesige
Saal war mucksmäuschenstill, das war wirklich rührend." Also sprach unser
Bundespräsident, zu hören im Abendjournal auf Ö1 am 8.April; Bericht vom
Staatsbesuch in Peking, wo Verträge abgeschlossen worden sind mit Aufträgen
für die österreichische Wirtschaft in der Höhe von eineinhalb Milliarden
Euro. Da brauchts natürlich ein bisserl einen Zuckerguß, damit das alles
nicht ganz so prosaisch wirkt. Abschluß des Berichts: "Morgen geht der
Besuch weiter mit dem Wasseraufbereitungswerk der Stadt Peking und einer
Kranzniederlegung am Tienanmenplatz." Hofberichterstattung, wie sie im Buche
steht; Satire kann das kaum mehr übertrumpfen.
*

> Mit Adorno für Esoterik

Braucht der "Standard" einen Schutzring um seine Rubrik "Kommentar der
Anderen"? Denn im Zusammenhang mit dem berüchtigten Schutzring um das Wiener
Nordkrankenhaus ist dort unter anderem zu lesen: "Es braucht wohl die
'Selbstaufklärung der Aufklärung', wie sie Theodor W. Adorno und Max
Horkheimer - als der Dialektik der Aufklärung immanent - postuliert haben.
'Die Säkularisierung hat weniger die Funktion eines Filters, der
Traditionsgehalte ausscheidet, als die eines Transformators, der den Strom
der Tradition umwandelt', sagt Jürgen Habermas. Es geht also darum, das alte
Wissen nicht abzuwerten, sondern für unsere Zeit aufzubereiten, und es
braucht statt des verhängnisvollen Entweder-oder ein respektvolles
Sowohl-als-auch." Das schreibt ein gewisser August Thalhamer, seines
Zeichens "Psychotherapeut und Schamane in freier Praxis in Linz". Denn
seiner Meinung nach ist die Naturwissenschaft zuwenig kritikfähig, als daß
sie die Sinnhaftigkeit eines solchen Schutzringes auch nur diskutieren
wollte. Und im übrigen wüßte man ja schon seit der Quantentheorie, daß
Materie nur Information sei. Und noch ein bisserl name dropping: Carl
Friedrich von Weizsäcker kommt natürlich auch vor.

Jo, eh. Man muß ja immer für alles offen sein -- also nicht ganz dicht. Für
diesen Topfen bekam der "Standard" auch einiges an Kritik zu hören. Im
Online-Forum fühlte man sich dann bemüßigt zu betonen, daß das halt nur im
Zuge eines Esoterik-Schwepunktes veröffentlicht worden ist und daß man da ja
viel mehr Kritik eh auch veröffentlicht habe und man halt für
Meinungsfreiheit sei.

Nun, das ist auch kein Problem. Nur, wenn man sich heute die diversen
Websites zur Verteidigung der Esoterik ansieht, erkennt man, daß das ja
nicht Neues ist -- ohne irgendwas mit Quanten oder sonstigen moderneren
Physikerkenntnissen kommen diese "Altes Wissen"-Apologeten heute alle nimmer
aus. 'Mit der Naturwissenschaft gegen die Naturwissenschaft' lautet die
Parole. Der Schmäh hat schon ziemlich eine Bart -- ist also auch schon
"Altes Wissen".

Schön, wir sind ja tolerant. Aber wundern dürfen sie sich beim Standard
nicht, wenn man sie dafür auslacht.

http://derstandard.at/2000077463288
*

Zeitungsleser: -br-



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