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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 11. April 2018; 19:36
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Letzte Worte:

> Zurück in die Heimat!

Die Aufregung über das Rösslerplakat ist völlig überzogen. Schließlich will
man ja Wahlen gewinnen.
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Schon Waldheim wurde ja nicht nur deswegen Präsident, weil er einstens die
Heimat so tapfer gegen die Welschen, Slawen und Hunnen verteidigen half,
sondern schon auch, weil sein Name Programm war. Wer, wenn nicht er, also
jemand mit einem solchen treudeutschen Namen konnte die Waldheimat
glaubwürdig vertreten?

Dabei ist das ja gar nicht so verwerflich und rückständig, nein der
Heimatbegriff ist von der Reaktion nur gekapert worden. Allein, wenn man
sich gerade spezifisch die "Waldheimat" ansieht -- immerhin ist dieser
Begriff von Rossegger geprägt worden und der war ja ein engagierter
Aufklärer und Volksbildner.

Als Waldheim gewählt wurde, waren die Grünen gerade im Entstehen und aus
dieser grünen Ursuppe kam damals, trotz der doch eigentlich schon
programmatischen Naturromantik, viel Kritik an der Heimatliebe des späteren
Bundespräsidenten. Das wird wohl der Grund sein, warum die Grünen so lange
sich scheuten, den doch gerade bei Wahlen so erfolgreich einsetzbaren
Heimatbegriff zu verwenden.

Es dauerte bis 2013, daß die Grünen davon abgingen, sich an das verkommene
liederliche Stadtvolk mit seiner modernistischen, umstürzlerischen
Machbarkeitsgläubigkeit zu wenden, und wieder das schöne gesunde Landleben
in den Vordergrund stellten. Da plakatierten sie Eva Glawischnig mit einem
süßen weissen Schaf und der Forderung nach mehr Sauberkeit. Die postmoderne
Idylle mit christlicher Ikonographie gepaart brachte den Grünen bei dieser
Nationalratswahl das beste Ergebnis ihrer Geschichte ein. Drei Jahre später
baute man dieses Erfolgskonzept aus und Van der Bellen wurde
Bundespräsident. Und dann 2017 das: "Sei ein Mann, wähl ein Frau!" Das war
zwar auch blöd, aber eben nicht patriotisch und heimatliebend -- das konnte
nur danebengehen.

Wenn jetzt also Astrid Rössler sich im Kreise trachtengewandeter Landjugend
und dem Slogan "Heimat beschützen!" plakatieren läßt, zeigt das nur, daß die
Grünen wieder auf der Höhe der Zeit sind. Vorwärts in die Zukunft, wir
müssen zurück! Die Ängste der Bevölkerung muß man doch ernstnehmen und
Heimatschutz ist heute aber sowas von angesagt. Schließlich war früher alles
besser! Und nachdem die ÖVP nimmer schwarz sein will, ist es doch sehr
vernünftig, wenn da die Grünen in die Bresche springen respektive in den
politischen Raum vordringen und zeigen, daß sie auch das Reaktionäre nicht
vergessen haben. Denn schließlich muß man das Ohr am Volk haben, wenn man
Wahlen gewinnen will. Wer das Volk vertreten will, muß eben ein bißchen
völkisch sein. Das ist nicht nur sehr vernünftig und pragmatisch, sondern
sogar zutiefst demokratisch.

Also kein Grund, sich darüber aufzuregen. Schließlich geht es ja darum,
wieder mitregieren zu dürfen. Da sollte man nicht kleinlich sein. Und wenn
bei der nächsten Wahl eine grüne Spitzenkandidatin mit einem Kruzifix in der
Hand abgelichtet wird, dann wissen wir, daß das nicht für Inquistion und
Gottesgnadentum steht, sondern für christliche Nächstenliebe. Man muß das
nur alles im richtigen Kontext verstehen. Schließlich darf man sich das
Vertrauen in eine ordentliche, patriotische und katholische
Volksgemeinschaft nicht von ÖVP und FPÖ wegnehmen lassen.

*Mario Czerny*



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