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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 14. Februar 2018; 18:50
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Kommentierte Presseschau
> Gratis-Öffis
Das Positive zu Anfang -- auch wenn es wie eine Ente erscheint. 
Unwahrscheinlich, was da "politico.eu" behauptet, aber es wäre schon nett: 
Die deutsche Bundesregierung plane den absoluten Nulltarif für städtische 
Nahverkehrsöffis. Einstweilen wolle man das zwar nur in fünf Städten testen, 
aber danach auf die ganze Bundesrepublik ausdehnen. Außerdem solle die nun 
wohl bald einmal zustandekommende neue Regierung "sofort einen neuen 
gesetzlichen Rahmen vorschlagen, mit dem Zweck, Bundesländer und Städte zu 
ermächtigen, bindende Anforderungen und Emissionsgrenzwerte für Busse und 
Taxis zu erlassen." Dies soll "so bald wie möglich, spätestens zum 
Jahresende in Kraft treten." Weiters würden limitierte innerstädtische 
Fahrverbote angedacht.
Das alles stehe, so politico, in einem bislang unveröffentlichten Brief 
dreier noch amtierender Bundesminister an die kommende Regierung. 
Hintergrund für diesen unerhörten Plan sei ein drohendes EU-Verfahren: Mitte 
März will die Kommission entscheiden, ob sie Deutschland (und andere) wegen 
mangelnden Respekts vor Luftschutz-Grenzwerten vor den Europäischen 
Gerichtshof bringt.
Die Online-Ausgabe der "Spiegel" hat die Geschichte von politico übernommen. 
Und da dieses Blatt nicht gerade für Faschingsscherze bekannt ist und die 
Geschichte mittlerweile sogar die dpa glaubt, ist vielleicht wirklich was 
dran. Aber glauben tu ich das erst, wenn ich es sehe. Schon deswegen, weil 
Deutschland eine Autoindustrie hat, der das nicht gefallen kann, und die 
Kosten für die Einnahmenausfälle der kommunalen Verkehrsbetriebe wohl auch 
die Bundesregierung übernehmen müßte.
https://www.politico.eu/newsletter/morgen-europa/politico-morgen-europa-freie-offis-gegen-schlechte-luft-neues-zum-spitzenkandidatenprozess-in-eigener-sache/
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> Privatisierung ist immer super
Apropos Öffis! Die Umgestaltung der ÖBB-Leitung durch Verkehrsminister Hofer 
ist auch Thema für einen "Standard"-Kommentar. Und zwar von Eric Frey. Dem 
ist nämlich jeder Vorwand recht, Privatisierungen zu fordern, selbst die 
Freunderlwirtschaft der FPÖ: "Der Hofer-Putsch macht deutlich, was die FPÖ 
unter Regieren versteht: möglichst viele eigene Leute in einflussreiche 
Positionen bringen, um die vielleicht kurze Zeit auszunützen, bis das 
politische Experiment Regierungsbeteiligung wieder zusammenbricht. Wenn man 
dabei noch reich werden kann, umso besser." Und nachdem das die Sozis auch 
nicht anders gemacht hätten, ist klar, daß auch hier Privatisierung ursuper 
ist: "Es gibt nur eine Möglichkeit, dieses unsaubere Passspiel zwischen 
Politik und Wirtschaft zu stoppen: indem der Staat die Kontrolle über große 
Unternehmen aufgibt. So lange die ÖBB zu 100 Prozent im Staatsbesitz ist, 
wird jeder Verkehrsminister auf Aufsichtsrat, Vorstand und wichtige 
Entscheidungen aus politischen, oft auch parteipolitischen Motiven Einfluss 
nehmen. Wäre zumindest ein Teil der ÖBB an der Börse, so könnte Hofer dies 
nicht tun."
Wie toll das anno dazumal mit British Rail funktioniert hat, wird von Frey 
natürlich nicht erwähnt.
https://derstandard.at/2000074033951
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> Wer war das mit der Balkanroute?
Ein Einzelfall. Und zwar ein grauslicher. Über einen solchen berichtet das 
"profil". Es ist die Geschichte einer afghanischen Familie, die sich auf den 
Weg ins vermeintlich sichere Europa machte. Doch an der serbisch-kroatischen 
Grenze blieben sie hängen. Was dann genau passierte, ist umstritten. Laut 
der Schilderung der Familie hätten sie es auf einem Schleichweg auf die 
kroatische Seite geschafft, doch die dortigen Polizisten hätten sie ohne 
auch nur ihre Daten geschweige denn ihren Asylantrag aufzunehmen, einfach 
wieder an die Grenze gestellt und über ein Bahngleis getrieben. Doch da 
erfaßte auf dem ungesicherten Gleis ein Zug ein sechsjähriges Mädchen aus 
der Familie. Sie verstarb kurze Zeit später im Krankenhaus.
Ein Extremfall, natürlich. Aber ohne das Grenzregime an dieser 
Demarkationslinie zum Friedensnobelpreiseuropa wäre das nicht passiert. Wer 
war das nochmal, der so stolz war, die Balkanroute geschlossen zu haben?
https://www.profil.at/ausland/serbien-flucht-madina-hussiny-8974605
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> Steuerparadies
Apropos Flucht und österreichische Regierung! Die deutsche "Zeit" widmet 
sich unter dem Titel "Steuerflucht: Österreich - Steueroase für Konzerne" 
den hiesigen Geldasylusancen. Ja, es ist bekannt, daß besonders hierzulande 
von multinationalen Konzernen viel getrickselt wird. Und zwar völlig legal, 
weil halt die Gesetze bei uns so sind, wie sie halt sind. Respektive von 
Standortsicherheitsaposteln beschlossen worden sind. Autor Hans Weiss 
vergleicht hier Magna (das sind die mit den Stronach-Werten) mit einer 
Trafik: "Die Magna Powertrain GmbH & Co. KG. 2.100 Mitarbeiter stellen hier 
Autoteile für VW, BMW und Jaguar her und erzielten 2015 einen Umsatz von 
knapp einer Milliarde Euro und einen Gewinn von 35 Millionen. Die 
Steuerleistung der Magna Powertrain muss man allerdings mit der Lupe suchen: 
45.000 Euro. [...] Eine Tabaktrafik in einem Wiener Bezirk innerhalb des 
Gürtels. [...] Der Besitzer - nennen wir ihn Peter Gruber, denn seinen 
richtigen Namen will er lieber nicht preisgeben - gilt damit genauso als 
Unternehmer wie Frank Stronach. Für den Gewinn, den Peter Gruber erzielt - 
85.000 Euro - muss er natürlich auch Steuern zahlen. In seinem Fall sind das 
31.000 Euro. Bleiben ihm also netto 54.000 Euro. Das ist, gemessen am 
österreichischen Durchschnittseinkommen, nicht schlecht. Allerdings muss man 
berücksichtigen, dass Gruber und seine mitarbeitende Frau sehr viel länger 
arbeiten als üblich: 60 bis 65 Stunden in der Woche. Im Verhältnis zum 
Umsatz zahlt der kleine Trafikant also 700-mal so viel Steuern wie die große 
Magna Powertrain."
Und natürlich ist das kein Einzelfall. Dank Gruppenbesteuerung und ähnlicher 
Schlupflöcher zahlen auch solche Kaliber wie Unilever und Coca Cola in 
Österreich irgendwas zwischen fast nichts und gar nichts an Steuern 
hierzulande. Ja, sicher, in der ganzen EU herrscht ein gar seltsamer 
Wettkampf originelle Ideen zur Steuervermeidung zu erfinden -- bekannt sind 
da "Double Irish" und "Dutch Sandwich", die in Kombination noch viel mehr 
Ersparnis bringen. Dank der totalen Kapitalfreizügigkeit sind die wildesten 
Konstruktionen möglich -- aber halt natürlich nur für internationale Multis. 
Aber wenn man den Text in der Zeit liest, muß man schon den Eindruck 
gewinnen, daß die anderen nur Amateure und die Österreicher nicht nur 
Rodelolympiasieger sind, sondern auch Weltmeister in der Gastfreundschaft 
für Steuerflüchtlinge. Das ist wohl der berühmte Wiener Charme. Und die 
Gmiatlichkeit!
http://www.zeit.de/2018/07/steuerflucht-steueroase-oesterreich-konzerne-finanzamt
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> Leilei
Ja und dann war dann noch die FPÖ-Historikerkommission, wo eigentlich völlig 
unklar ist, was die herausfinden soll. Soll ausgerechnet Herr Brauneder, bei 
dem schon damals anläßlich seiner Wahl zum 3.Nationalratspräsidenten die 
Frage gestellt worden ist, ob er mit seiner Geschichte wirklich für dieses 
Amt geeignet ist, die Geschichte der FPÖ besser untersuchen, als daß das DÖW 
schon seit Jahrzehnten gemacht hat? Und sollen Olympen, Vandalen, Humpdump 
und Stenzel überprüfen, ob künftige Ausrutscher von FPÖlern nur blau oder 
vielleicht doch braun waren? Leilei, präsentiert wurde das am 
Faschingsdienstag. Weiß die FPÖ ja doch, was Satire ist.
https://diepresse.com/home/5370762
Zeitungsleser: -br-
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