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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 14. Februar 2018; 18:52
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VERWORTET

> "Satire"

Mit dem Begriff der Satire wurde immer schon gerne Schindluder betrieben.
Was sich allerdings in den letzten jahren diesbezüglich so abspielt, ist
wirklich nicht mehr schön. Zum Einen gibt es diese geistigen Nackerpatzerln,
die nicht in der Lage sind, eindeutige Satire auch zu erkennen. Mittlerweile
gibt es schon Gerichtsurteile, die verlangen, daß bei satirischen Texten
auch dabeisteht, daß es sich um Satire handelt, sollte auch nur die mindeste
Gefahr bestehen, daß irgendein Volltrottel vollkommen überzogene
Behauptungen für wahr hält. Früher stellte man da auf den "verständigen
Leser" ab, in Zeiten der "Fake News"-Hysterie kann man das aber nicht mehr
erwarten. Wenn es dann auch noch ernsthaft vorgetragene Forderungen gibt,
als "Fake News" angesehene Nachrichten -- weit über bisherige
Straftatbestände wie Üble Nachrede, Verleumdung oder Verhetzung hinaus --
strafbar zu machen, hört sich jeder kritische Journalismus auf. Und alles
kann dann nur mehr als "Satire" veröffentlicht werden und da muß das dann
ganz fett drüberstehen.

"Satiren, die der Zensor versteht, werden mit Recht verboten." Das schrieb
Karl Kraus 1910, als es noch eine offizielle staatliche Vorzensur gab. Das
war eine Art Qualitätsüberprüfung -- nur, wenn ein Text für den
durchschnittlichen Dumpfgummi, für Kraus repräsentiert durch den typischen
verzopften kaiserlichen Literaturbeamten, unverständlich war, konnte sie als
Satire bestehen. Heute ist es leider umgekehrt -- nur was in seinem
satirischem Gehalt auch Menschen ohne jedes Serchel erkennen, darf als
solche angesehen werden.

Umgekehrt wird aber auch ein Schuh daraus: Da posten politisch etwas
seltsame Gestalten Dinge wie dieses: "Es gibt einen Ort, an dem Lügen zu
Nachrichten werden. Das ist der ORF." Und damit niemand klagt, meinen solche
Figuren, nennen wir sie mal die Straches, daß es ausreicht, "Satire"
drüberzuschreiben.

Satire ist nicht einfach Beschimpfung. Satire muß überhöhen. Alfred Polgar
meinte, die Satire sei wie das Pistolenschiessen, man müsse höher zielen,
als man treffen möchte, weil es einem beim Schuß die Hand nach unten
verreisse. Oder, nochmal mit Karl Kraus, sind die Verspotteten so zu
behandeln, daß sie "bis zur Kenntlichkeit entstellt" werden.

"Satire ist eine Kunstform, mit der Personen, Ereignisse oder Zustände
kritisiert, verspottet oder angeprangert werden. Typisches Stilmittel der
Satire ist die Übertreibung. In der älteren Bedeutung des Begriffs war
Satire lediglich eine Spottdichtung, die Zustände in sprachlich überspitzter
und verspottender Form thematisiert." So erklärt es Wikipedia.

Kurt Tucholskys Diktum, daß Satire alles dürfe, bleibt damit dennoch
aufrecht und es ist nötig, dieses zu verteidigen. Allerdings muß es sich
dabei auch wirklich um Satire handeln.
-br-
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In der Rubrik VERWORTET stellt die akin regelmäßig Wörter oder Phrasen vor,
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