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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 13. Dezember 2017; 17:10
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> In künstlichen Gefilden
Antineojuvenilistische Slam-Poetry von *Espérance Pfauenwedel*
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Österreich wird von einem Gespenst angeführt werden. Was ist an Kurz denn
real?
Er ist künstlich aufgebaut worden, jahrelang, durch die Parteiakademie, er
ist hergestellt worden. Ein Bündel seiner zurechtgefeilten Eigenschaften
soll alle blenden. Darauf lief es hinaus.
Ein Homunculus, ein Produkt einer Strategie. Hat sich jemand von den Bünden,
von den Ländern ernstlich über ihn beklagt? Der Widerstand war auffallend
gering. Daraus muß man schließen, daß ein großer, ein organisierter Konsens
in der Partei der Greise gewesen sein muß, daß so ein Junger, so ein
Newcomer problemlos an die Spitze der Partei der Greise gestellt wird.
Und womit macht man das? Unter anderem mit Jugendlichkeit. Was seine
Gedankenwelt betrifft, so ist er so alt wie der Landeshauptmann Platter.
Aber kann denn Jugend an der Spitze einer Partei der Greise stehen? Wohl
nicht!
Einen echten Jugendlichen würden sie nie verdauen. Wie macht sie´s also? Sie
sucht sich einen jugendlichen Greis aus.
Das Abgehalftertste an Strategie, was man kennt. Wer sich davon blenden
läßt, der muß pervers sein, und wer ist heute denn nicht pervers? Ich frage
die Anwesenden.
Den übelsten politischen Figuren ist ihr Einstieg in die Politik damit
gelungen, daß sie als Jugendfiguren zusammengeschustert wurden. Ein
Kriegsverbrecher wie J. Fischer, der Grüne, der Jugoslawien bombardieren
ließ, wurde mit Turnschuhen abgebildet, als er sich als frischgebackener
Minister im Hessischen Landtag breitbeinig aufpflanzte, als würde die
unbändige Jugend jetzt die etablierte Politik erstürmen. Wie schlacksig und
frech!
Das Gegenteil war der Fall! Die etablierte Politik hat Zeichen von
Jugendlichkeit verwendet und das, was noch ein Rest von unbändiger Jugend
war, aufgesogen.
Von unbändiger Jugend kann man allerdings bei Kurz nicht sprechen. Er stellt
nur eine späte Farce des Ganzen dar. Es war schon bei Androsch so, daß die
pure Physizität geboten wurde, sonstiges Rebellentum war nicht vorhanden.
Der wurde neben Kreisky -- wohlgemerkt in Turnschuhen! --, lässig an einem
Glander kauernd, abgebildet, und die ganze neue Generation hatte jetzt
jemanden, der mit seiner Physizität ihren Sehnsüchten naherückte.
Was ist denn daraus geworden? Drückt Androsch die Sehnsüchte der neuen
Generationen aus? Der eine ein Kriegstreiber, der andere ein Oligarch.
An Kurz ist nichts jugendlich. Er ist schlank und zieht das Publikum
irgendwelcher Klubs an, das so aussieht wie er.
Ist da Jugend? Er verkörpert wie kein anderer die Generation, die so
angepaßt und so unpolitisch ist wie keine andere. Wer kann Sympathien für
diese Generation haben, außer für deren Slammer?
Vor Jahren dachte ich, als ich noch jünger war: Entsetzlich, dachte ich,
wenn in 30 Jahren diese widerstandslose, ausdruckslose und geistlose
Generation, ganz nach dem Nutzen ausgerichtete Generation in führende
Positionen gekommen sein wird, na dann Gnade Gott diesen Land.
Mit Kurz ist der erste Repräsentant dieser gefährlichen Generation an die
Schalthebel der Macht gehievt worden.
Jugend ist Explosion, Kurz ist Implosion.
Was wirklich jung ist, das ist in einer extremen Minderzahl in diesem Land,
Kurz ist eine aalglatte Waffe gegen Jugend, Kurz ist in dieser Hinsicht ein
Gespenst, ein Etwas, etwas, was nicht das ist, was es darstellt, ist ein
Homunculus.
Und jetzt kommt die Einschleichperspektive, die zweite strategische Achse,
auf der Kurz fabriziert worden ist. Ich würde es nennen: das
Mussolini-Syndrom. Und es hat was mit Grillo gemeinsam. Man fängt links an
und wird rechts.
Ein linker Anfang bei Kurz . nun, das wäre ein wenig übertrieben. Aber er
organisierte als Schüler Hilfsinitiativen für MigrantInnen, setzte sich da
ein, was sagt man dazu! Für die ÖVP wäre das wohl ziemlich links gewesen.
Über das Caritative gelangte er allerdings nicht hinaus, zu einem
Antikriegsaktivisten wurde Kurz nicht.
Dann schlich er sich in ein Staatssekretariat mit einigen liberaleren
Positionen ein. So macht man Karriere. Es wird Liberaleres gewünscht, weil
man einem Teil der Öffentlichkeit Genüge tun will, die den räudigen
Fanatismus satt hat, die auf ein wenig Korrektheit beharrt, dann kommt man
an die Zentren der Macht und wird immer rechter.
Sein letztes Kurier-Interview trieft nur so von Haß gegen die Flüchtlinge,
ist geprägt von totalem Unverständnis, von einem totalen Mangel an Empathie
in ihre wirtschaftliche Situation, garniert mit falschen Zahlen (was man
Haider nie hätte durchgehen lassen!), vergleicht eine Mindestpension mit der
Stütze für eine ganze Familie, und das Ganze ist eingerahmt in eine Reihe
von klugen, coolen, besonnenen Bemerkungen, die dem Geist eines britischen
common sens entsprungen scheinen. Das Ganze zeigt an einem Detail, wohin das
geht: in einen autoritären Staat, mit Kurz an der Spitze.
Strache allein hätte das nicht geschafft. Simmering-Kapfenberg, a matte
Sache, Kurz und Strache: das ist österreichische Brutalität!
Die von aller Liberalität übriggebliebene, zur Schau gestellte Jovialität,
diese übriggebliebene Jovialität, dieser Rest, der sich außerdem noch die
Maske der unerträglichen Coolheit aufsetzt, das ist nur Schein. Aber was ist
Coolheit? Coolheit ist die Strategie, dumme Generationen mit
Emotionslosigkeit zu blenden.
Und das Dritte, die dritte strategische Achse, ich würde sie nennen: Ex unge
leonem, aus der Kralle erkennt man schon die Giftigkeit, die Gefährlichkeit
des ganzen Viehs. In irgendeiner Phase stimmt etwas nicht, trotz aller
sonstigen scheinbaren Kohärenz und Akzeptanz des politischen Konzepts.
Bei Kurz fand man dieses in neo-jugendlicher Liberalität verborgene Gift
schon in einer frühen Phase. Er wollte den Gebrauch des Arabischen im
muslimischen Gottesdienst verbieten, den der Sprache des Koran.
Ich war angeekelt. Es ist das gleiche, als wolle man den Christen den
Gebrauch des Lateinischen und des Griechischen in den jeweiligen Riten
verbieten, den Juden den Gebrauch des Hebräischen und des Aramäischen in der
Synagoge. Wo ist der Unterschied?
Und man soll nur nicht behaupten, daß man damit die "Fundamentalisten"
kontrollieren wolle. Das behaupten politische Kräfte, die problemlos mit den
grausamsten islamistischen Diktaturen zusammenarbeiten: mit Saudiarabien,
mit dem Iran.
Die Ungeheuerlichkeit dieser Hetze gegen eine Sprache wird auch der
verstehen, der atheistisch, agnostisch, skeptizistisch oder grundsätzlich
antiklerikal eingestellt ist.
Nur eine Kleinigkeit, bald vergessen, so wie die Kleinigkeit des
anbrüllenden Wutanfalls des so großartigen Kreisky gegen die Atomgegner in
seiner sonstigen populär-populistischen Mythifizierung unterging, so wie in
der Zurechtstilisierung des Phänomens Van der Bellen sein Bekenntnis zur
NATO, seine Zustimmung zum Krieg gegen Libyen vergessen wurde.
Wenn eine Kralle nicht stimmt, dann stimmt das Ganze nicht. Das Ganze ist
ein Unwesen.
Nur kurz möchte ich eine vierte Achse erwähnen, auf der sich das Phänomen
heranrangelt, die Schweigeachse. Das hat er mit Schüssel gemein. Harmlose
konservativere Reförmchen werden vorgeschoben, ein nettes Gesprächsklima
propagiert, besonders von dem neuen blauen Blatt "Österreich". Und die
Inhalte dieser Gespräche, Verhandlungen, Auspacklereien gelangen nicht an
die Öffentlichkeit. Das ist eine Koalition, die ihr Programm geheimhält.
Das Scheinwesen tritt ein wenig in den Hintergrund, "Arbeitsgruppen"
beliefern das Land mit biederer Angestrengtheit. Das Scheinwesen amalgamiert
sich mit einem zurechtgestutzten Biedermann.
Kurz ist von Beruf Homunculus, er wurde nicht gewählt, weil niemand gewählt
wurde, weil nichts gewählt wurde, weil ein kleines Wesen in einer
Partei-Phiole von Wesen einer Schattenwelt gewählt wurde. In Faust 2 wird
über Homunculus gesagt: Er möchte gern entstehen.
Ja, der Homunculus in Faust 2 wollte doch noch ein wenig -- und hilflos --
die konstruierte Scheinwelt sprengen.
Kurz hat die Absicht nicht. Es waren keine Wahlen, man wählte einige
Fratzen, ein Volk von Scheinwesen wählte zwei Hauptfratzen.
Es ist unsere Aufgabe, diese Scheinwelt zu durchstoßen und lebendige
Demokratie mit unseren eigenen Kräften aufzubauen.
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Rede gehalten am 24. 11. vor einem unvernünftigen Publikum beim
Rotlicht-Slam in der sympathischen Arena-Bar, die eine liebenswürdige Wirtin
hat.
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