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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 8. November 2017; 20:24
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> Causa Pilz, #metoo und Facebook - kein Dialog
Vorbemerkung: Nachfolgender Beitrag wurde verfaßt am Samstagnachmittag, kurz
nach der Pressekonferenz von Peter Pilz. Er wurde als Statement in der
schnellebigen Debatte auch auf dem Blog der akin veröffentlicht. Die
Reaktionen darauf auf Facebook waren heftig und werden hier auch
auszugsweise dokumentiert. Daraufhin verfaßte die Autorin am Sonntag einen
zweiten Beitrag, den wir hier auch abdrucken:
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> Pilze statt Schwammerln
Ich breche hier keine Lanze für Peter Pilz. Seine Akzeptanz eines
Militarismus, die soweit gegangen ist, sich mit einer Kooperation mit der
NATO anfreunden zu können, hat ihm viele Symphathien gekostet. Aber nicht
jeder Militarist ist ein Mann, der sich Frauen gegenüber unwürdig bis
indiskutabel verhält.
Ich halte die Darstellung, er hätte sich des sexuellen Mißbrauchs zu
Schulden kommen lassen für gelinde gesagt übertrieben. In einem sogenannten
"Rechtsstaat" gilt die Unschuldsvermutung. Die pölitische Interessenslage
läßt darauf schließen, dass es sich besser ohne einen permanenten Kritiker
leben läßt.
Hier wird eine Person des öffentlichen Lebens denunziert, auch ohne
Beweislage.
Man könnte Herrn Pilz vielerlei vorwerfen, etwa in bezug auf seine
politischen Anpassungsbestrebungen.
Was ich mir nicht vorstellen kann und will, ist die Geschichte, er hätte
sexuellen Mißbrauch betrieben. Zu offentsichtlich ist es, dass eine künftige
Regierung und Opposition sich der letzten "Wüteriche" entledigen will,
Auch wenn mir jetzt sämtliche Frauen und Frauenorganisationen eine Widerrede
halten werden: ich halte die Geschichte für eine hysterisch inszenierte
Lügengeschichte, um einen unbequem gewordenen Politiker das Wasser
abzugraben.
Es gibt nichts widerlicheres, als sich mit solchen Vorwürfen zu spielen.
Wollen wir uns tatsächlich in der Politik amerikanischen Verhältnissen
anpassen?
Entscheidend ist, wer in welchen Machtpositionen Entschlüsse zu fassen in
der Lage ist, um unsere Existenzmöglichkeiten zu bestimmen.
Kontrollinstanzen sind da nicht erwünscht. Herr Pilz, schade dass Sie das
Handtuch geworfen haben.
Beste Grüße in streitbarer Distanz,
*Rosalia Krenn, arge wehrdienstverweigerung*
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> Zwischenspiel
Hier die ersten vier Reaktionen auf Facebook
- "Angesichts des Rücktritts von Pilz ist dieser Beitrag einer
Sexistenversteherin wohl eine peinliche Fleissaufgabe."
- "Klar, beide Frauen lügen. Die Grünen lügen. Die Zeug_innen lügen. Peter
Pilz ist zurückgetreten, weil nichts davon wahr ist."
- "Du hast halt die ganzen Jahrzehnte innerhalb der Linken hindurch nicht
begriffen, was alles sexuelle Übergriffe sind und warum. Reife Leistung,
bravo!"
- "Von nichts eine Ahnung haben, aber gleich mal den Pilz eher glauben, weil
es nach Verschwörung klingt. Und weil die Autorin die Beweislage nicht kennt
und Pilz sie absteitet, gibt es also keine? Soso. *KopaufTisch*"
Etwas später folgte noch:
- "Sexistische Kackscheisse! Wahnsinn."
*
> Die verlorene Ehre der Katharina Blum
Aufgrund teils heftiger Reaktionen auf meinen letzten Artikel im
Zusammenhang mit Peter Pilz, die teils in Beschimpfungen ausgeartet sind,
möchte ich meine Position nochmals verdeutlichen: an die Stelle klarer
sachlich begründbarer Aussagen trat emotionale Empörung ohne
Rückversicherung in den Vordergrund. Wenn Frauensolidarität nichts anderes
bedeutet, als beliebiges Schlachten eines offensichtlich unbeliebt
gewordenen Polit-Stars, der pointiert mehr als einen Skandal in die
Öffentlichkeit getragen hatte, so ist das unseriös. Jeder Beschuldigte
sollte das Recht haben, sich zu verteidigen. Beim Vorwurf jeglicher
angeblicher oder tatsächlicher Übergriffigkeit gelten weder
Unschuldsvermutung noch das Recht des Beschuldigten auf Gehör. Was die
Gemeinschaft der Empörten übersieht, ist, dass der Ruf eines Menschen sehr
schnell ruiniert werden kann, ihn wieder herzustellen aber schwer bis
unmöglich ist, sollten sich die Anschuldigungen als unrichtig erweisen. Es
scheint auch im 21. Jahrhundert noch ein Vergnügen darzustellen, jemanden an
den Pranger zu stellen. Wogegen ich mich verwehre, sind Vorverurteilungen
und die Art und Weise, jemanden ins Abseits zu befördern.
Eine moralische Vernichtung einer Person ist genauso wenig akzeptabel wie
die physische Vernichtung. Die Konsequenzen sind nicht zu vergleichen, der
Prozeß der Erniedrigung und Demütigung sind in beiden Fällen Voraussetzung
für die Schlachtung.
Grausam ist, dass Methoden der Verhetzung immer noch funktionieren, wenn sie
eine Einzelperson treffen. Wo bleiben Empörung und Moral, wenn es um die
Verbrechen des österreichischen Bundesheeres geht, um die Unsummen, die eine
österreichische Rüstungsindustrie auf Kosten konkreter Menschenleben
kassiert?
Peter Pilz ist vorzuwerfen, militaristischem Gedankengut nahezustehen. Das
ist aber auch der gesamten Bundesregierung vorzuwerfen.
So betrachtet hieße das: werfen wir einen kritischen Blick auf alle, statt
einem Polit-Schauspiel zuzusehen, welches eine willkommene Ablenkung
darstellt, die kommenden Sozialabbauprogramme nicht allzu sehr in den
Mittelpunkt zu stellen.
*Rosalia Krenn*
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