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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Freitag, 27. Oktober 2017; 19:36
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Postelectorales:
> der shitstorm als programm
von *bernhard jenny*
die nationalratswahlen und der wahlkampf davor haben unser land nachhaltig
verändert. ein land, das sich vor wenigen monaten noch für einen weltoffenen
und besonnenen bundespräsidenten entschieden hat, läuft nun mit
überwältigender mehrheit den rechten nach. den rechten in zwei versionen:
zum einen den hardcore-rechtsaussen aus diversen burschenschaften und
sonstigen kellern und zum anderen dem jüngsten praktikanten, der sämtliche
politthemen konsequent auf ein einziges thema reduziert.
ernsthafte analysen, tiefgehende diskurse oder gar differenzierte abwägungen
waren gestern. eine einzige antwort auf alle fragen, das ist cool. da sind
wir dabei. bildung, soziales, gleichberechtigung und teilhabe? alles egal.
wenn wir es nur schaffen, das mittelmeer zuzumauern, dann wird alles gut.
das ist nicht zu verstehen, das kann nur geglaubt werden. und glauben
erspart denken. welche tragweite wahlen haben, scheint längst nicht mehr so
wichtig. vor vielen jahren war es neu und lustig in unzähligen "big brother"
shows menschen hinaus oder hinein zu wählen. wer darf bleiben? wer muss
gehen? das war die unterhaltung der neuen art. es war die zeit, in der auch
sozialpornos die höchsten einschaltquoten garantierten. wir sahen
zerrütteten existenzen zu, wie sie im alltag scheitern oder urpeinlich
werden. empathie oder solidarität waren nicht vorgesehen.
dann kam der facebook-hype. der "gefällt mir"-reflex ist die neue abstimmung
und scheinbare teilhabe. der "shitstorm" die angeblich gerechte strafe für
solche, die nicht dem mainstream entsprechen. schnell mal da geklickt, mal
dort was reingeschrieben. hurtig drauflos.
in prozessen gegen mutmassliche hassposterInnen fallen immer wieder
rechtfertigungssätze wie "ich hatte keine ahnung, dass das solche folgen
hat", "ich hab da nicht darüber nachgedacht" oder "wenn ich gewusst hätte,
dass das so viele lesen."
mal für die einen sein, mal für die anderen, schnell mal elektronisch
jemanden ausbuhen, geht doch. da kann doch so ein kreuzerl auf einem simplen
stück papier auch nicht so tragisch sein. wen finden wir cool? ja den!
super, der traut sich was.
inhalte sind out. reale probleme sind out. menschenrechte waren eh immer
schon out. die fiktion ist in: alle probleme kommen nur daher, weil wir so
viele fremde in unserem land haben und noch immer hereinlassen. und die
lösung ist in: meer abmauern, grenzen dicht, abschotten. wir sind uns allein
genug.
ein land erhebt den shitstorm zum programm.
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https://bernhardjenny.blog/2017/10/25/ein-land-erhebt-den-shitstorm-zum-programm/
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