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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 18. Oktober 2017; 18:27
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Letzte Worte:

> Wien muß Katalonien werden

Wir Wiener sind ja im Rest des Landes als arrogant verschrieen. Weil wir es
angeblich immer besser wissen. Da ist was dran -- wenn man sich die
Wahlergebnisse anschaut. Es ist ja aufglegt: Wenn man aus dem Süden von
Niederösterreich nach Wien kommt, kann es sein, daß man die Ketzergasse
überqueren muß. Die bildet am Rand von Liesing ein Stück der Landesgrenze.
Deutlicher kann man es wohl nicht beschreiben, was Wien von seinem Umland
trennt.

Ich habe es mir ja nicht vorstellen können: Wie kann ein Typ, der ausschaut,
als käme er gerade von seiner Maturafeier, einer breiten Masse einreden, er
wäre der Spitzenkandidat einer neuen Bewegung, die das Land in eine bessere
Zukunft führen möchte. Noch dazu mit einer Wahlkampfästhetik politischer
Führer der 30er-Jahre! Das ist doch nur irre, oder? Die Umfragen müssen
einfach daneben liegen! Nein, lagen sie nicht. Ja, wir Wiener sind
vielleicht nicht arrogant, aber zumindest ignorant gegenüber der Provinz.
Wir kommen ja nur selten raus aus der Stadt und können uns einfach nicht
vorstellen, wie die Leute jenseits der Ketzergasse ticken. Und dann können
wir uns wohl auch nicht vorstellen, daß überhaupt irgendjemand auf die Idee
kommen könnte, ÖVP zu wählen -- so er nicht Generaldirektor oder Großbauer
ist.

Ja, natürlich, auch in Wien haben Menschen ÖVP gewählt. Etwas mehr als
180.000 waren es. Aber sorry, bei einer realen Wohnbevölkerung von knapp
zwei Millionen ist das rund jeder zehnte Volljährige, der da vor meiner
Haustür rumwuselt.

Nein, die Leute im Rest von Österreich sind einfach ein anderes Volk. Wenn
Michael Häupl meint, er möchte kein Rot-Blau als Führung des Staates wie er
das bei sich im Land ja auch ausgeschlossen hat, reicht das nicht aus. Häupl
sollte, anstatt sich bald von der politischen Bühne zu trollen, endlich das
machen, was schon in der Ersten Republik verabsäumt worden ist: Auch für die
Wiener das Selbstbestimmungsrecht der Völker einfordern. Häupl könnte die
neue Bundesregierung höflich, aber bestimmt, auffordern, den Ballhausplatz
zu räumen und sich in St.Pölten niederzulassen. Die würden wahrscheinlich
sogar gehen -- allen voran Sebastian Kurz, dem es sowieso extrem peinlich
ist, ein gebürtiger Wiener zu sein und der das Landvolk doch eh viel lieber
hat. Danach müßte Häupl nur noch sowohl die österreichischen als auch die
ganzen anderen Staatsbürger in dieser Stadt zu Wiener Staatsbürgern machen
und Neuwahlen ausschreiben, die der SPÖ wahrscheinlich wieder die Absolute
und Rotgrün eine passable Zweidrittelmehrheit bescheren würden -- siehe die
Ergebnisse der Pass-egal-Wahl.

Der Bürgermeister sollte einfach der Puigdemont von Wien werden. Denn eines
ist sicher: Kurz würde nicht einen auf Rajoy machen -- der wäre froh, wenn
er uns als Staatsbürger los ist. Vielleicht tät er sogar glauben, er tut uns
was zu Fleiß, wenn er die Ausländer aus seinem Reich nach Wien abschiebt. Am
Ende würde er wohl sogar behaupten, die Sezession wäre seine Idee gewesen.

Ja, dann wären doch alle glücklich und zufrieden. Aber auf mich hört ja
wieder keiner.
*Mario Czerny*


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