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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 22. März 2017; 16:25
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Kommentierte Presseschau:

> NL: Sieger sehen anders aus

Die EU-Berichterstattung des ORF ist ja bekanntermaßen sehr voluminös, aber
inhaltlich eher mau. Und alles was irgendwie mit der EU in Zusammenhang
gebracht werden kann, wird fast nur mehr aus diesem Blickwinkel gesehen.
Tenor dabei immer: Die EU ist super, wer was anderes sagt, ist böse. Den
Vogel abgeschossen hat der ORF aber in seiner Berichterstattung über die
Wahlen in den Niederlanden. Orf.at titelte da mit: "Rutte klarer Sieger bei
Niederlande-Wahl" und dem Rutte-Zitat "Ein Fest für die Demokratie". Erst
weiter unten darf man dann lesen, daß seine Partei VVD in Wahrheit schwer
verloren hat -- etwa ein Viertel ihrer Wählerschaft vom letzten Mal.

Wenn Rutte jubelt, ist das verständlich -- wenn Parteiführer eine Niederlage
nur irgendwie in einen Sieg umdefinieren können, tun sie das. Aber muß das
die Berichterstattung gleich als bare Münze nehmen? Nun, es ist halt alles
relativ: Hätte man nicht vorher Geert Wilders als den großen Popanz und
Herausforderer aufgebaut, der nicht so viel gewonnen hat, wie die -- an sich
eh schon länger als Kaffeesudleserei bekannten -- Meinungsumfragen
suggeriert hatten, hätte die Schlagzeile wohl anders ausgesehen.

"Die Niederlande bleiben auf Pro-Europa-Kurs" steht dann da noch als erster
Satz im Vorspann. Ah ja? Nun, die rechte Sozialdemokratie, bislang
Juniorpartner in der Regierung, wurde nahezu vernichtet. Einer der Spitzen
der Partei, Finanzminister Jeroen Dijsselbloem, wurde international bekannt
als Vorsitzender der EURO-Gruppe und Exekutor der Troika in Griechenland.
Also proeuropäischer geht es ja wohl nicht mehr...

Summasummarum wurde die Regierung in den Niederlanden abgewählt -- sie
verlor zusammen fast die Hälfte ihrer Sitze im Parlament. Aber der Jubel des
Premiers ist da ganz sicher trotzdem gerechtfertigt. Dazu montierte Orf.at
noch die Headline eines weiteren Artikels: "Glückwünsche aus ganz Europa" --
mit dem Gesicht einer strahlenden Angela Merkel. "Ganz Europa" sind nämlich
die wichtigsten Regierungschefs der EU und Merkel ist ihre Prophetin.

Und zu Wilders: "Ein großer Erfolg für Wilders hätte schwerwiegende Folgen
weit über die Niederlande hinaus haben können: Nach dem 'Brexit' und der
Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten wäre es für viele in Europa ein
weiterer Rückschlag gewesen." Wer wären da jetzt genau die "vielen"? Sind
das die, die "ganz Europa" sind? Und vor allem: Daß Wilders ein ekliger
Nationalist und Rassist, eine Gefahr für Menschen- und Grundrechte ist, ist
völlig sekundär -- es zählt nur, daß er die EU nicht mag. Mit allem anderem
hat man ja kein Problem.

Das ist die Parallele zu Österreich: Wäre Strache ein EU-Fan, würden weder
ÖVP noch SPÖ zögern, auch auf Bundesebene mit der FPÖ zu koalieren. Weil die
EU-Ablehnung nämlich das Einzige ist, wodurch sich Strache von Leuten wie
Doskozil oder Sobotka unterscheidet.

http://orf.at/stories/2383525/2383523/

Zeitungsleser: -br-



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