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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 15. März 2017; 14:20
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Kommentierte Presseschau:

> Die Nazis vom Hotel Schiff

Es soll ja häufiger vorkommen, daß Buchbesprechungen von demjenigen selbst
verfaßt werden, der das Buch geschrieben hat. Kommt in den besten
Redaktionen vor. Hab ich mir sagen lassen. Üblicherweise aber schreibt man
dann da einen anderen Namen darunter. Gudula Walterskirchen ist da
ehrlicher, sie schreibt die Besprechung ihres Buches in der "Presse" unter
ihrem eigenen Namen -- möglicherweise wollte aber auch niemand anderer
seinen Namen dafür hergeben. Ist ja bei der Story irgendwie auch
verständlich. Das Buch heißt: "Die blinden Flecken der Geschichte". Und
darin wird -- laut Walterskirchen -- aufgedeckt, daß 1934 in Wirklichkeit
die Nazis den Aufstand gegen die Austrofaschisten inszeniert hätten: "Eine
Fülle von Indizien, die bisher unbeachtet oder unbekannt waren, belegen,
dass im Februar 1934 im Hintergrund die Nationalsozialisten die Fäden zogen.
Sie versuchten, den Aufstand vom Deutschen Reich aus zu steuern."

Nunja, daß die Nazis da ein gewisses Interesse hatten, ist sicher nicht
bestreitbar. Aber die Behauptung, es wäre "kein Aufstand der Arbeiter gegen
die faschistische Diktatur" gewesen, ist schon kühn. Doch warum geht es Frau
Walterskirchen bei dieser Aufdeckerei? Die Autorin in der Presse: "Die
Auseinandersetzung darüber findet nicht nur im Parlament und zwischen den
politischen Lagern, sondern auch innerhalb der Historikerzunft statt. Dort
sind recht konträre Standpunkte zu finden. Das gilt nicht nur für die Frage,
ob Österreich Opfer oder Täter war, sondern auch etwa in der Frage des
Austrofaschismus als Wegbereiter des Nationalsozialismus oder des
Ständestaats als Staatswiderstand gegen den Nationalsozialismus. Hier
bewegen sich die Standpunkte eher sukzessive auseinander, als dass man zu
einer Einigung käme."

Welchen Standpunkt da Walterskirchen vertritt? Man kann es erraten. 2002
veröffentlichte sie bereits eine durchaus gnädige Biographie über den
Heimwehrführer Starhemberg.

http://diepresse.com/home/5182059

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> Darknet: Video kills the Radio Star

Wie unterschiedlich die Art der Berichterstattung zu einem Thema auch in den
verschiedenen Sparten eines einzigen Medienunternehmens sein können, beweist
der ORF oft recht deutlich. Besonders schön war das dieser Tage beim Thema
"Darknet" zu beobachten: "Sogar die scheußlichsten Verbrechen sollen im
Darknet bestellbar sein, Auftragsmorde, Folter, Vergewaltigungen. Die
Benutzer des Darknet bleiben völlig anonym, sind durch komplizierte
technische Maßnahmen vom Rest des Netzes getrennt. Aber eben wegen seiner
Anonymität ist das Darknet auch eine wichtige Plattform für Whistleblower
und für Dissidenten in repressiven Regimen, die ihre Identität schützen
müssen. Und es hilft ganz normalen Internet-Usern, einfach ihre privaten
Daten zu verschlüsseln." So heißt es in der Ankündigung des Beitrags im
Journal Panorama am 6.März auf Ö1. Im halbstündigen Beitrag von Xaver
Forthuber wird auch für nicht netzaffine Hörer verständlich erklärt, was
diese "dunklen" Seiten des Internets sind, was ein TOR-Browser ist, wie er
funktioniert, was die Usancen im Darknet so sind, welche Chancen und welche
Gefahren damit verbunden sind. Es wird nichts beschönigt, aber eben auch
nichts dämonisiert. Und es stellt sich auch klar heraus, wie wichtig und
erfreulich es ist, daß es noch Bereiche der Telekommunikation gibt, die
nicht der totalen Überwachbarkeit unterliegen.

Der Unterschied zu dem, was man dann im Fernsehen sieht, könnte kaum größer
sein: "Mord im Darknet - Die dunkle Seite im Internet" lautet der Titel
eines Beitrags in "Thema" auf ORF2. Gerade mal neun Minuten hat man für
dieses heikle Thema -- und die ersten sechs Minuten werden dafür verbraucht,
um die Geschichte eines 19jährigen Deutschen zu erzählen, der ein
Nachbarskind ermordet hat. Der Bezug zum Internet ist lediglich, daß der
Täter dort seine Tat dokumentiert hat. In den verbleibenden drei Minuten
wird dann wirklich über das Darknet berichtet -- aber eben auch nur als Hort
des Bösen: "Online-Shopping für Verbrecher", wie die sonore Off-Stimme
doziert. Und natürlich darf dann noch eineinhalb Minuten lang ein
Cyber-Kriminalpolizist darüber jammern, daß er halt vieles nicht darf, was
er gerne tun möchte, wenn er Verbrecher schnappen soll. Garniert wird das
Ganze dann noch mit einer äußerst knappen technische Erklärung der
Kommunikationsverschleierung durch einen Professor und mit gerade mal drei
Sätzen einer Aktivistin aus dem Chaos Computer Club Wien -- und das wars.
Der Konsument dieses Beitrags weiß am Ende auch nicht mehr, als er schon in
"Österreich" oder einem ähnlichen Qualitätsblatt gelesen hat. Aber ein
wohliger Gruselfaktor ist garantiert.

Die Erfüllung des Bildungsauftrags ist das wohl eher nicht. Den hat man beim
ORF eh längst auf Ö1 reduziert.

Die Sendungsankündigungen:
ö1: http://oe1.orf.at/programm/460906
ORF2: http://www.ots.at/presseaussendung/ OTS_20170310_OTS0150/

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> Ein Angebot, daß man nicht ablehnen kann

Wer ein Angebot macht und Gutscheine verschickt, sollte vorsichtig sein mit
dem, was er verspricht. Die rechtsextreme Partei "Der III. Weg" ließ sich in
Deutschland etwas ganz besonderes einfallen, um bekannte Antifaschisten
einzuschüchtern: Sie verschickte an diese Postkarten, mit denen sie wohl
signalisieren wollte, daß sie die Namen und Adressen ihre Gegner kenne.
Aufschrift der Karten: "Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland
verlassen" und "Gutschein für die Ausreise aller Überfremdungsbefürworter
Richtung Afrika". Das Angebot: Der Empfänger solle doch ankreuzen, ob er per
Schiff, Flugzeug oder über die Balkanroute Richtung Afrika ausreisen will.

Nur: In der Stadt Olpe in Nordrhein-Westfalen gibt es einen grünen Stadtrat,
der auch so eine Karte erhielt. Er nahm den Gutschein ernst, kreuzte "per
Schiff" an und schickte die Karte an die Partei zurück -- in Erwartung des
Tickets. Nachdem dieses aber nicht kam, verklagt er nun die
Rechtsoriginellen auf Einhaltung ihres Versprechens. Laut seinem Anwalt
hätte er gute Chancen, daß dieses Angebot tatsächlich rechtsgültig war.
Sollte er damit vor Gericht durchkommen, könnten auch die anderen Adressaten
das Angebot noch annehmen. Und nachdem eine Schiffsreise so ziemlich die
teuerste Reisevariante von Deutschland nach Afrika ist, wäre die nationale
Partei dann wohl ökonomisch am Ende ihres Dritten Weges angelangt.

http://www1.wdr.de/nachrichten/westfalen-lippe/klage-postkarte-dritter-weg-100.html
https://www.sauerlandkurier.de/kreis-olpe/olpe/bitzer-7589307.html



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