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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 1. März 2017; 17:55
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Kommentar:

> KJÖ und Wiener Grüne: Ganz brav

Heuer hat es wieder keine Anti-Opernball-Demo. Was es aber gab, war eine
Sobotka-Muster-Demonstration: Zuerst durch die Vorstadt, dann durch die
Löhrgasse, um die Verweildauer auf dem Gürtel kurz zu halten und dann durch
die MaHü -- nach Geschäftsschluß. Endpunkt: Das Museumsquartier, wo man in
einem halboffenen Polizeikessel Abschlußkundgebung machen dufte.

Ja, natürlich, man muß gerade jetzt unserem Innenminister nicht gleich noch
mehr Munition zum Zerschießen des Demonstrationsrechts geben. Aber deswegen
gleich sich so zu verhalten, als hätten sich Sobotka, Krone und
Wirtschaftskammer schon durchgesetzt?

Es ist schon klar, die Polizei hätte eine Demo näher zur Oper nicht erlaubt.
Aber das hätte sie begründen müssen. Was ihr schwer gefallen wäre, weil der
Ring wegen der erlauchten Opernbesucher sowieso abgesperrt war. Und
vis-a-vis der Oper wurden ja auch Tretgitter aufgestellt -- für einen
liebedienerischen Plebs, der aus 30 Meter Entfernung den Promis zujubeln
durfte. Für diese Jubelperser war also schon Platz, nur für den Protest
nicht.

Dieser Ort war der Platz der Kundgebung von 1987. Der Platz beim heutigen
Museumsquartier -- einen halben Kilometer Luftlinie von der Oper entfernt --
war bei anderen Oballdemos oft der Treffpunkt, aber sicher nicht der Platz
für den Abschluß.

Nein, so geht es nicht! Es darf sich nicht still und leise sowas wie eine
Bannmeile für den Treffpunkt besserer Leute etablieren. Ich will hier sicher
nicht einer Randale das Wort reden -- einen blutigen Kopf braucht sich
niemand mehr zu holen. Aber so ein Protest darf deswegen nicht unauffällig
sein, sondern muß zumindest ortsnah am Objekt des Unmuts passieren -- sonst
ist er eine Farce.

Das Ekelige am Opernball ist ja nicht, daß da die Hautevolee das Geld
verpraßt, daß andere erarbeitet haben, sondern daß sie sich dafür auch noch
feiern läßt. Nirgendswo anders wird diese Standesordnung derart als
gottgefällig präsentiert wie bei diesem Event, nirgendwo anders wird die
perverse Sehnsucht des Spießers nach feudalem Prunk besser bedient.
Opernballdemos sind daher auch und vor allem Proteste gegen den autoritären
Charakter an sich. Wenn sie aber diesen durch Bravheit auch noch bedienen,
kann man wirklich nicht mehr von einer Protestveranstaltung reden.

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Als ebenso brav erwiesen sich letzte Woche die Wiener Grünen. Die twitterten
am 23.Februar: "klarstellung: die grünen haben ho chi minh denkmal nie
zugestimmt. weder auf bezirks- noch auf gemeinde-ebene." Aber warum waren
sie dagegen und warum ist ihnen diese Klarstellung so wichtig? Es gibt
sicher genug Gründe, gegen die Aufstellung eines solches Denkmals zu sein --
sogar ehrenwerte. Aber was waren die Gründe der Wiener Grünen? Wer hat das
bei den Grünen entschieden? Wer verfaßte diesen Tweet im Namen der Partei?
Auf Nachfragen gab es bislang keine Antwort.

Man muß also vermuten, daß es einfach so ist, wie alle vermuten: Der Grund
liegt in der Berichterstattung von "Krone", "heute" und Co.. Wenn dem nicht
so ist, würden wir uns über ein zitierfähiges Statement freuen.
*Bernhard Redl*



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