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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Donnerstag, 19. Januar 2017; 03:45
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OOe/Geschichte/Soziales:

> Hitlerhaus: Schwieriges Erbe

Am 14. Dezember 2016 hat der Nationalrat des Österreichischen Parlaments
nach jahrzehntelanger Diskussion die Enteignung von Adolf Hitlers
Geburtshaus in Braunau / OÖ beschlossen. Das Geburtshaus soll nicht als
Pilgerstätte für Rechtsextremisten dienen. Es soll aber doch stehen bleiben,
weil, so OÖ-Landeshauptmann Pühringer, man sich nicht dem Vorwurf aussetzen
wolle, "ein Kapitel belasteter Geschichte abzureißen". Eine
Expertenkommission des Innenministeriums empfiehlt - neben einer
"tiefgreifenden architektonischen Umgestaltung" eine "sozial-karitative oder
behördlich-administrative Nutzung der Liegenschaft". Besonders die mögliche
Nutzung als "Behindertenheim" oder "Behindertenwerkstätte" fiel bei den
zuständigen Politikern auf fruchtbaren Boden und man überlegt, das Gebäude
wiederum der Lebenshilfe Oberösterreich anzubieten. Pühringer unterstützt
diese Empfehlung und legt sogar noch nach: Diese Nutzung sei "eine Art
,Antithese zum Nationalsozialismus', da es ,unwertes Leben' nicht gebe."

Das Behindertenberatungszentrum BIZEPS protestiert nun in seinem Infoblatt
unter dem kämpferischen Titel "Hitlers Geburtshaus als Behindertenheim?
Nicht mit uns!" dagegen: "Braunau hat zweifelsohne eine besondere
verantwortungsvolle Rolle inne und wird wohl auch für immer mit der
NS-Diktatur und Adolf Hitler verbunden sein. Ein sorgfältiges Nachdenken
über die Nutzung ist nötig. Aber: Es kann und darf niemand gezwungen werden,
in diesem Haus leben und/oder arbeiten zu müssen. Wie kommen gerade
behinderte Menschen dazu, hier für eine Alibi-Lösung zur Verfügung zu
stehen? Auch eine Umgestaltung des Hauses bedeutet nicht automatisch, dass
keine Rechtsextremen mehr nach Braunau kommen. Gerade der Umstand, dass dort
behinderte Menschen - quasi im Schaufenster bzw. vulnerabel - leben, könnte
eine Motivation für Rechtsextremen sein, dort Randale zu machen. Werden die
zukünftigen Bewohner und Bewohnerinnen gefragt, ob sie das möchten?" (1)
Zumindest sieht das Marianne Karner auf dem Titelblatt des "BIZEPS-INFO" so.

Allerdings: So ungeeignet dürfte das Haus für eine solche Nutzung nicht
sein. Schon 1977 bis 2011 wurde das Haus als Tagesheimstätte und Werkstätte
für Menschen mit Behinderung durch die Lebenshilfe genutzt. Offiziell war
die Lebenshilfe ausgezogen, weil man Umbauten zur Barrierefreiheit nicht
hätte realisieren können. Inoffiziell ist aber aus der Lebenshilfe zu hören,
daß zumindest Betreuer und Betreute sich dort recht wohl gefühlt hätten --
gerade auch wegen der Bedeutung des Hauses. Man hätte den Standort nur
verlassen, weil es damals Bestrebungen gegeben hätte, aus dem Haus eine
Gedenkstätte zu machen.

(1)
https://www.bizeps.or.at/hitlers-geburtshaus-als-behindertenheim-nicht-mit-uns/



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