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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 11. Januar 2017; 09:39
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Wien/Protest/Geschichte/Termin:

> Opernballdemo -- damals und heute

"Für den bald 28-jährigen Jungkommunisten wird es die erste Opernballdemo in
seinem politischen Leben, verrät David Lang im Gespräch mit Unsere Zeitung."
Was wir da unter unsere-zeitung.at lesen klingt irgendwie nach
Debütantenvorfreude auf den Tanz mit der Alarmabteilung.

David Lang ist Vorsitzender der Kommunistischen Jugend Österreichs.
Gemeinsam mit dem Kommunistischen Studierendenverband KSV (das sind die
KPÖ-Vorfeldorganisationen steirischer Prägung und nicht KSV-Lili und Junge
Linke) ruft die KJÖ auf zu einer Opernballdemo. Es ist dies der erste
ernstzunehmende Aufruf seit 2005 und es wäre die erste echte Opernballdemo
seit 2007, wo allein wegen einer einzelnen Indymedia-Botschaft ziemlich
unorganisiert doch ein Haufen Leute auftauchte, die dann prompt in einem
Polizeikessel landeten und dann über eine Stunde lang bei Schneeregen
ausharren mußten. Seither hat sich der Ballprotest auf den Akademiker-,
Burschen-, Korporations- oder FPÖ-Ball konzentriert (der heuer übrigens am
3.Februar stattfindet, für den es aber bislang noch keinen konkreten
Demoaufruf geben dürfte).

Nun also wieder Opernballdemo. Der aktuelle Aufruf klingt wie die Aufrufe
seit 1988: "Die Gesellschaft, in der wir leben, ist an Ungerechtigkeit nicht
zu überbieten. Während die Einen ihr Vermögen in unvorstellbare Höhen
steigern, sind es die Anderen, die immer schwieriger überhaupt über die
Runden kommen können. Der Reichtum der Einen, führt zur Armut der Anderen.
... Der Opernball steht stellvertretend für all diese und noch viele weitere
Umstände. Hier feiern sich die Reichen und ihre Handlanger im Parlament
selber bei Kartenpreisen ab 290 Euro in Logen um über 20.000 Euro, während
in Österreich über eine Million Menschen arm oder armutsgefährdet sind.
Deshalb wollen wir auf die Straße gehen und ein starkes Zeichen gegen all
diese Ungerechtigkeiten setzen. Eat the rich!"

Vor allem der letzte Satz, das Motto dieses Aufrufs, zeugt von historischem
Bewußtsein, denn das war auch das Motto der Opernballdemo 1989 (nach einem
damals aktuellen britischen Film gleichen Titels). Die damalige
Opernballdemo war auch jene, wo der mittlerweile legendäre Mercedes eines
Opernballbesuchers enteignet und als Rammbock gegen die Polizeisperre
verwendet worden war.

So wild soll es heuer laut den Initiatoren aber nicht werden. "wir laden
jeden ein, der sich mit den Zielen der Demo identifiziert", zitiert "Unsere
Zeitung" Lang. Mit einer Einschränkung: "Gewalt ist nicht in unserem Sinn."

Man wird sehen, was passiert -- nicht zuletzt hängt das von der Polizei ab.
Wird es wieder ab Punkt 22 Uhr, wenn es in der Oper heißt "Alles Walzer" und
damit sicher alle Gäste beim großen Fest sind, auf der Straße den Tanz der
Polizeiknüppel geben? Oder ist das eine Tradition, die man nicht wieder
aufleben lassen möchte? Schließlich verdarb ja früher jedes Jahr der
unumgängliche Bericht von der Randale dem ORF seine zuckersüße
Ballberichterstattung, die sich in den letzten Jahren bis zum
Geht-nicht-mehr ausgedehnt hat.

Die Entwicklungen dieser rauschenden Ballnacht werden wohl auch mit davon
abhängen, wie der heurige Protest gegen den Akademikerball drei Wochen
früher ausfällt. Und natürlich wie der Innenminister am diesem 23.Februar
gefrühstückt haben wird.

Wobei auch die Frage zu stellen ist: Kommt diese Demo überhaupt nur in die
Nähe der Innenstadt? Denn der Treffpunkt ist zwar programmatisch gut gewählt
im einkommensschwächsten Bezirk Wiens, nur ist der Ausgangspunkt Johnstraße
rund 6 Straßenkilometer von der Staatsoper entfernt. Die KJÖ macht derzeit
noch ein Geheimnis aus der Route -- bis direkt vor die Oper konnte man aber
wegen der Polizei sowieso nicht anmelden.

Die heurige Opernballdemo findet übrigens fast auf den Tag genau 30 Jahre
nach jener Demo statt, der so viele andere jährlich folgen sollten. Es war
damals ein Anti-Atom-Protest gegen die Präsenz des bayrischen
Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß. Und es war auch der erste Opernball
auf dem der damals frischgebackene Bundespräsident Kurt Waldheim den
Ehrenschutz übernehmen durfte. Damals hatten die Grünen die Kundgebung gegen
den Ball polizeilich angemeldet und es waren auch Nationalratsabgeordnete
unter den Demonstranten. 2017 hingegen wird der Ehrenschutz über den Ball
von einem Grünen übernommen. So ändern sich die Zeiten.
*Bernhard Redl*

Opernballdemo "Eat the Rich -- "Kaviar für euch? Krise für uns? Widerstand!"
Treffpunkt 18h, U3-Station Johnstraße, 1150 Wien
Info: https://kjoewien.wordpress.com



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