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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 11. Januar 2017; 10:07
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Bücher
> Durchwachsene Syrien-Analyse
Fritz Edlinger (Hg.)
 Der Nahe Osten brennt.
Zwischen syrischem Bürgerkrieg und Weltkrieg.
Promedia Verlag, Wien 2016. 246 Seiten. 19,90 Euro
Nach drei Jahren hat Fritz Edlinger wieder ein Buch über Syrien 
herausgegeben. Während das erste Buch (1) noch ziemlich differenziert an die 
Konflikte heranging, ist das jetzige weitgehend von "geopolitischen " 
Sichtweisen dominiert und hat eine Pro-Assad- und Pro-Russland- Schlagseite.
Die Veränderung hängt natürlich mit der realen historischen Entwicklung 
zusammen. Aus einer - zunächst friedlichen - Rebellion wurde immer mehr ein 
bewaffneter, extrem blutiger Krieg, in dem die diversen- internationalen- 
"Player" eingreifen und ihr jeweiliges Süppchen kochen. Aus dieser negativen 
Entwicklung wird von etlichen AutorInnen kurzgeschlossen, daß man die 
innersyrische Dimension der Konflikte kleinreden kann.
Beginnen wir jedoch mit den Positiva. Das Buch enthält eine Menge von 
facts - etwa die starke Präsenz der Islamisten im Internet (S. 71 ff), 
erhellt einige Hintergründe. Ausgezeichnet und ausgewogen ist der Beitrag 
von Nikolaus Brauns "Die Kurden in Syrien und die Selbstverwaltung in 
Rojava" (S.91 ff); ebenso der Abschnitt von Murat Cakir "Erdogans Syrien 
Abenteuer" (S. 141 ff). Schließlich möchte ich auf den Beitrag des 
Politologen Gerhard Mangott verweisen: "Russland und der Bürgerkrieg in 
Syrien" (S. 159 ff).
Kommen wir zu den kritischen Punkten. Es fällt auf, daß es keinerlei Analyse 
der zwar sehr geschwächten, aber nach wie vor vorhandenen 
zivilgesellschaftlichen Ansätze in Syrien (und zwar in verschiedenen 
Landesteilen) gibt. Es fehlt eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den 
Muslimbrüdern, die ja nicht samt und sonders dem islamistischen Terror 
zuzuordnen sind!
Auf Grund dieser konzeptuellen Defizite landen einige AutorInnen bei einer 
"positiven" Bewertung des Assad- Regimes. Etwa: "Das Regime Assads (ist) - 
nach der Zerstörung des Irak und Libyen und abgesehen von der von den Saudis 
abhängigen ägyptischen Militärdiktatur- das letzte säkulare System der 
Region" (S. 26). Oder der blauäugige, affirmative Beitrag "Ohne ihn (gemeint 
ist Assad; H.D) wären wir alle schon tot". Zu Geschichte und Gegenwart des 
Christentums in Syrien" (S. 113 ff).
Diese Lager-Sichtweise findet auf internationaler Ebene ihre Fortsetzung. 
Weil völlig zu recht die Machenschaften des Imperialismus und seiner 
Wurmfortsätze in der Region ins Visier genommen werden, wird infolge der 
"campistischen " Brille das Wirken Russland "freundlicher" gesehen. Typisch 
die Ausführungen Werner Rufs "Der Syrienkrieg - ein regionaler 
Stellvertreterkonflikt" (S. 13 ff). Während die Rolle der USA, der Türkei, 
Saudi-Arabiens etc. ausführlich und differenziert behandelt werden, gibt es 
zu Russland heiße 14 Zeilen und es heißt kommentarlos lapidar : "Wenn 
Russland ein globaler Player bleiben will, muß es im Konflikt um Syrien 
Präsenz zeigen und seinem Partner Schutz bieten" (S.18).
Anstatt jedoch in "Lager"-Kategorien zu denken (die schon im Kalten Krieg 
nicht hinhauten), wäre es dringend notwendig eine unabhängige, kritische 
Herangehensweise zu wählen. Auch kein Zufall, dass internationale 
Friedensinitiativen ad Syrien - wie die von Leo Gabriel gestartete, die u.a. 
zwei Konferenzen in Österreich abhielt und auch zu de Mistura Kontakte 
knüpfte - nicht einmal erwähnt werden.
Mein Ratschlag für das Buch: Lesen - aber sehr gegen den Strich!
*Hermann Dworczak*
(1) Fritz Edlinger, Tyma Kraitt Syrien (Hg.) Hintergründe, Analysen, 
Berichte. Promedia Verlag, Wien 2013.
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