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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 21. Dezember 2016; 09:20
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Letzte Worte:

> Wiener Grüne: Einmal Kapitalismus-Apologetik und zurück

Die Grünen sind doch lernfähig. Letzte Woche postete die Wiener Landespartei
unter anderem auf Facebook ein -- im bekannten grünen Corporate Design
gehaltenes -- Sujet mit den Worten "Weltneuheit: Erster Öffi-IKEA mitten in
Wien". Es geht um eine Filiale des Selbstschraubriesen am Westbahnhof.
Erklärungstext: "Das Einrichtungshaus ist gänzlich auf BesucherInnen
ausgerichtet, die zu Fuß, mit den Öffis oder dem Fahrrad anreisen."

Und dann gingen sich die Wiener Grünen die Watschen abholen. Denn so ganz
konnte es die Basis nicht akzeptieren, daß ihre Partei da eine
Gratis-Werbekampagne für einen Möbelkonzern fährt. Noch dazu für einen, den
die Grünen selbst vor kurzem wegen seiner steuerschonenden Firmenpolitik
kritisiert hatten.

Einen Tag nach dem fatalen Posting liest man -- ohne direkten Bezug auf
dieses peinliche Sujet -- auf der Site der Grünen von Rudofsheim-Fünfhaus
(wo ja der Westbahnhof steht) Folgendes: "Aus grüner Sicht gibt es viele
Kritikpunkte an besagtem Konzern. Gewerkschafter_innen aus vielen Ländern
machen immer wieder auf die schlechten Arbeitsbedingungen in der Produktion
und im Handel aufmerksam. Umweltschutzorganisationen verweisen auf die
Zerstörungen, die durch die Rodung der Waldgebiete in Nordrussland
angerichtet werden. Für die ach so beliebten Teelichter werden unzählige
Quadratkilometer Regenwald der Palmölproduktion geopfert. Und nicht zuletzt
spart sich der besagte Konzern durch seine Firmenkonstruktionen zig
Millionen Euro an Steuerleistungen auf Gewinne in den Ländern in denen die
Gewinne gemacht wurden." Die Tatsache, daß durch einen zentrumsnahen IKEA
viele Autofahrten an die Peripherie unnötig werden könnten, sei durchaus
gut, so Christian Tesar, der Autor des Beitrags. Jedoch: "Darf oder muss
unsere Kritik an vielen Geschäftspraktiken dieses Konzerns jetzt enden?
Nein! Ganz im Gegenteil, viele Konzerne nutzen diverse Firmenkonstruktionen
und -verflechtungen zur Steuervermeidung."

Dieser Kommentar allerdings fand bei weitem nicht die gleiche Verbreitung
wie das ursprüngliche Jubel-Sujet der Landes-Grünen. Aber auch diese
ruderten fleißig zurück. Unter dem entsprechenden Artikel auf wien.gruene.at
von Christoph Chorherr, der völlig unkritisch von "250 bis 300 neuen
Arbeitsplätzen" schwärmt, pappte man noch schnell einen kritischen Absatz
über IKEAs Steuerkonstruktionen.

Fragt sich nur, warum es dazu erst der virtuellen Watschen bedurft hatte.
-br-


https://www.facebook.com/diegruenenwien/photos/a.182424646113.137590.88676876113/10153936294421114
https://rudolfsheim-fuenfhaus.gruene.at/themen/arbeit-wirtschaft/das-blau-gelbe-einrichtungshaus
https://wien.gruene.at/stadtplanung/erster-urbaner-oeffi-ikea-der-welt-kommt-nach-wien


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