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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 9. November 2016; 18:05
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International:
> Von Frontex zur Frontera Sur
Die Flucht- und Migrationsabwehrmodelle der EU und der USA ähneln sich sehr
Zunächst sind da nur die Schuhe. Schritt für Schritt schreiten sie voran,
und es scheint so, als ob ihre Träger ganz genau wissen, wohin sie wollen.
Dann taucht ein junger Mann auf. "Ich bin kein Verbrecher, sondern einfach
ein Mensch", sagt er. Ein Mensch auf der Suche nach einer Zukunft. In dem
Film "Viacrucis Migrante" von Hauke Lorenz berichtet er von seinem
Erlebnissen, Träumen und Hoffnungen.
Der Mann ist einer von Hunderttausenden, die sich jährlich aus Honduras,
Guatemala und El Salvador auf den Weg machen, um ihr Glück in den USA zu
suchen. Für seinem Dokumentarfilm über Migrantinnen und Migranten an der
mexikanischen Südgrenze hat Lorenz ihn sowie zahlreiche weitere Reisende
interviewt.
Nicht zufällig stand "Viacrucis Migrante" am Anfang einer Tagung über die
Grenzregime der EU und der USA Mitte Oktober in Berlin. Denn die Schuhe, die
auf der Leinwand zu sehen sind, könnten ebenso die eines Syrers, einer
Afghanin, eines Nigerianers oder einer Somalierin sein. Egal, auf welcher
Route sie sich befinden: Geflüchtete und Migranten sind dies- und jenseits
des Atlantiks ähnlichen Gefahren ausgesetzt. Und sie werden mit gleichen
Mitteln daran gehindert, ihr Ziel zu erreichen.
"Was in Mexiko geschah, war die Vorankündigung dessen, was nun in Europa
passiert. Man hat die Grenzen in den Süden verlagert und viel Geld in
Guatemala, Honduras und El Salvador investiert", erklärt der italienische
Aktivist Guanfranco Crua. Mit Unterstützung der USA seien Mauern gebaut und
Soldaten an die guatemaltekische Nordgrenze geschickt worden. Obwohl das
nicht verhindert habe, dass die Menschen auf dieser Route reisen, gingen
europäische Regierungen genau gleich vor, kritisiert Crua. "Sie schicken
viel Geld in die Türkei oder geben es einem Diktator in Eritrea, damit die
Leute auf der anderen Seite des Meeres bleiben."
Schon seit dem Frühjahr 2016 sorgt die Türkei dafür, dass Geflüchtete nicht
mehr europäischen Boden erreichen. Dafür bekommt sie Gelder von der EU.
Diese Abmachung gilt als Blaupause für weitere Vereinbarungen. Derzeit
verhandelt die EU mit Ländern wie Äthiopien, Libyen oder Eritrea.
Kriegsverbrecher wie der sudanesische Staatschef Omar Al Bashir sollen
Geflüchtete an der Weiterreise hindern. Es geht um Mauern,
Überwachungstechnik und Auffanglager. Wer kooperiert, erhält
Handelsvorteile, wer nicht, dem könnten Entwicklungsgelder gestrichen
werden. So will man die illegale Migration eindämmen. "Konkret heißt das zum
Beispiel in Eritrea, dass Menschen dem Diktator ausgeliefert werden, vor dem
sie eigentlich fliehen wollten", kritisiert Harald Glöde von der NGO
borderline-europe.
Wer dennoch bis in die Nähe eines Mitgliedsstaats der Europäischen Union
gelangt, muss damit rechnen, dass ihn Beamte der Frontex zurückweisen. Mit
einem ähnlichen Projekt wartet die US-Regierung auf. Im Rahmen des Programms
"Frontera Sur" liefert Washington der mexikanischen Regierung Geld und
Ausrüstung. Mexiko soll im Gegenzug Arbeits- oder Schutzsuchende aus dem
Süden stoppen.
(Wolf-Dieter Vogel, npl/poonal / gek.)
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