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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 11. Mai 2016; 01:51
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Glosse:
> Zur Causa Mateschitz
Nur das Gesicht zum System
Es ist ein Skandal, daß ein Herr Mateschitz einen Betrieb schliessen lassen
wollte, weil dort ein Betriebsrat gefordert wurde. Es ist ein Skandal, daß
sich die überwiegende Mehrheit der Belegschaft zu einem Kotau bereiterklärt
hat, zu behaupten, niemand wolle einen Betriebsrat. Und es ist ein Skandal,
daß der Salzburger AK- und Gewerkschaftschef zum Konzernchef kriecht und
erklärt, er "akzeptiere" diesen erpreßten Mehrheitswillen und dem
Patriarchen erklärt, daß die AK und Gewerkschaft ganz bestimmt nichts
unternehmen werden. Jo eh.
Aber: Es ist auch ein Skandal, daß so etwas überhaupt möglich ist. Denn
einfach einen Betrieb schliessen, weil jemand die Idee äußert, vielleicht
doch einmal über einen Betriebsrat überhaupt nachzudenken, das kann nicht
jeder Unternehmer. Das kann nur ein Konzernchef, dem die Firma scheißegal
sein kann. Schließlich rechnen sich ServusTV und die meisten anderen
kleineren Unternehmungen des Herrn Mateschitz sowieso nur auf dem Umweg des
Werbeträgers für sein Dosenimperium. Und ein derartiges Verhalten wird immer
häufiger vorkommen, je mehr die Kapitalakkumulation voranschreitet und je
mehr Konzerne und auch Kartelle Macht auf sich konzentrieren. Der "Markt",
Adam Smiths "unsichtbare Hand" greift da gar nicht mehr, eine Rücksichtnahme
auf die Konsumenten und eben auch die verfügbaren Arbeitskräfte ist egal.
Rücksicht müssen umgekehrt alle sogenannten Stakeholders auf die
Konzernzentralen nehmen -- und auch das ist ein Versagen der Politik. Da muß
man kein Linker sein, um das zu sehen, da reicht es schon, an die sich
selbst regulierende Marktwirtschaft zu glauben.
Und es gibt noch einen Skandal, für den die Causa Servus TV symptomatisch
ist. Ein Insider schätzte, daß nicht nur die 264 offiziellen Mitarbeiter von
der Schließung betroffen gewesen wären, sondern mindestens insgesamt 450
Menschen damit entweder ihren Job oder zumindest ihre Haupterwerbsquelle
verloren hätten. Ja, diese ganzen weisungsgebundenen Ich-AGs, die formal
eigentlich auf Anstellung klagen könnten, die gibt es nicht nur bei Servus
TV, sondern die gibt es mittlerweile überall, ganz besonders in
Medienunternehmen. Auch das wurde in dieser Causa wieder einmal deutlich.
Und dann gibt es ein besonderes Schmankerl in der Geschichte: Die Zahl an
264 Mitarbeitern ist da ziemlich auffällig. Da kann man ein paar entlassen
oder ein paar aufnehmen, es werden wohl nie ganz 300 werden. Und die
Mateschitz-Unternehmen sind, wenn es irgendwie rechtlich möglich war, immer
GmbHs mit einem einzigen Gesellschafter, nämlich der Red-Bull-Konzernmutter.
Bei über 300 Mitarbeitern aber müßte auch eine GmbH einen Aufsichtsrat haben
und in einem solchen würde dann, so es einen Betriebsrat gäbe, auch dieser
vertreten sein.
Mateschitz ist nur ein Symptom und ein Gesicht dieser Wirtschaftsordnung.
Denn genau so funktioniert er flächendeckend, der Sehr-spät-Kapitalismus
unserer Zeit.
*Bernhard Redl*
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