**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Donnerstag, 3. März 2016; 03:15
**********************************************************

VERWORTET:

> "Willkommenskultur"

Für mich das heimliche Unwort des Jahres 2015, weil es auf einer Lüge fußt
und diese Lüge einzementiert. Denn es unterstellt, dass wir die zu uns
strömenden Flüchtlinge willkommen heißen sollen, so wie man Fremden Schutz
und Gastfreundschaft gewährt. In einer Welt der globalisierten
Kapitalverwertung gibt es aber längst keine Fremden mehr. Da bestehen
universelle Gewinner- und Verliererbeziehungen. Und in diesem umfassenden
ökonomischen Beziehungsnetz stehen wir selbst, soweit wir hierzulande nicht
zu den Ärmsten zählen, auf der Siegerseite, während die Flüchtlinge in ihrer
großen Überzahl Verliererpositionen einnehmen. Das
Gastfreundschaftsgeschwafel sollte daher durch einen Diskurs von Schuld,
Mitschuld und Schuldabtragung ersetzt werden. Mit ihm hätten wir uns zwar in
der ersten Phase der aktuellen Flüchtlingswelle weniger euphorisch gefühlt.
Unsere Aufnahme- und Hilfsbereitschaft wäre aber vermutlich weniger rasch
verflogen, als dies tatsächlich der Fall war. Wer sich einmal bewusst
gemacht hat, wie groß die von uns und unseren Vorfahren aufgehäufte Schuld
am Elend in vielen anderen Teilen dieser Welt ist, wird nicht so schnell
nachlassen in dem Bemühen, wenigstens ein kleines Stück von ihr abzutragen.
Denn er wird sich selbst dabei nicht als großzügigen Geber erleben, sondern
als Teil derer, die sich seit langer Zeit allzu viel genommen haben -- und
noch immer nehmen (wie die neokolonialistische Wirtschafts- und
Außenhandelspolitik der EU zeigt).
*Karl Czasny*


In der Rubrik VERWORTET stellt die akin regelmäßig Wörter oder Phrasen vor,
deren allgemeiner Gebrauch nicht ganz koscher ist. Wer dabei mitmachen will,
schicke uns ein Wort und dessen Gebrauchskritik an akin.redaktion{AT}gmx.at



***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der nichtkommerziellen
Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd muessen aber nicht
wortidentisch mit den in der Papierausgabe veroeffentlichten sein. Nachdruck
von Eigenbeitraegen mit Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete
Beitraege stehen in der Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von
Texten mit anderem Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine
anderweitige Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als
Abonnement verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann
den akin-pd per formlosen Mail an akin.buero{AT}gmx.at abbestellen.


*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
Blog: https://akinmagazin.wordpress.com/
Facebook: https://www.facebook.com/akin.magazin
Mail: akin.redaktion{AT}gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976-00, Zweck: akin
IBAN AT041200022310297600
BIC: BKAUATWW