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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Donnerstag, 3. März 2016; 03:11
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Initiativen:

> 30 Jahre Repulikanischer Club

Von einem Pferd, das nicht auf der Watchlist stand und trotzdem nicht in die
USA kam

Anläßlich des Debatten um die damals bevorstehende Kandidatur Kurt Waldheims
zum Bundespräsidenten zur Gründung des Vereins "Neues Österreich" -- später
mit dem Zusatz "Republikanischer Club" versehen. Der RC veröffentlicht nun
Texte zur Geschichte des Vereins. Einer davon ist ein Interview, daß Sybille
Summer mit dem Mitbegründer Kuno Knöbl geführt hat. Wir bringen Ausschnitte
aus dem Gespräch:
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[...] Kuno: 1985 hatten wir bereits das Wahlbüro für Freda Meissner-Blau im
Keller von Gexi Tostmann. Die Ernennung Waldheims zum
Bundespräsidentschaftskandidaten der ÖVP wurde - meiner Erinnerung nach - im
August 1985 von Alois Mock angekündigt. Es kam zu ersten Debatten über
Waldheim und seinen Umgang mit der Vergangenheit. Im Herbst 1985 hatte ich
mit Freda Meissner-Blau einen heftigen Krach. Ich war der Meinung, wir
müssen uns mit Waldheim offensiv auseinandersetzen. Freda sagte: "Das machen
wir nicht." In der Folge bin ich aus der Wahlbewegung für Freda
Meissner-Blau ausgeschieden.

Sibylle: Das profil und insbesondere der leider allzu früh verstorbene
Hubertus Czernin haben sich damals couragiert der Causa Waldheim angenommen.

Kuno: Gemeinsam mit anderen haben wir beschlossen, eine neue Bewegung, das
"Neue Österreich", zu gründen. Proponenten waren u. a. Gaby Lansky, Erhard
Löcker, Daniel und Miriam Charim, Rubina Möhring, Peter Kreisky, Doron
Rabinovici, Gustav Glaser und Peter Pelinka. Wir haben den Verein "Neues
Österreich" angemeldet.

Sibylle: Wie kam zu diesem Namen?

Kuno: Das "Neue Österreich" war die erste Zeitung der zweiten Republik. Ich
wurde 1963 vom "Neuen Österreich" engagiert, zunächst als Textbereiniger.
[...] 1966 wurde uns mitgeteilt, die Tageszeitung "Neue Österreich" hat kein
Geld mehr, sie wird eingestellt. Wir fanden: Unmöglich, das geht nicht, das
Organ der Demokratischen Einigung, die erste Zeitung der zweiten Republik
einzustellen. Barbara Coudenhove-Kalgeri und ich haben zu je 50 Groschen,
also zu einem Schilling in Summe, den Titel von Fred Ungart, dem damaligen
Besitzer der Zeitung, erworben. Die Auflage der Zeitung schrumpfte weiter,
sie musste als Tageszeitung eingestellt werden. Wir sagten, okay wir machen
eine Wochenzeitung, Anton Fellner war Chefredakteur.

Im Jänner 1967 hatten wir erneut kein Geld mehr. [...]

Sibylle: Aber Ihr hattet noch das Recht auf den Namen. Den Namen habt Ihr,
Barbara Coudenhove-Kalergi und Du, dann in den Verein "Neues Österreich"
eingebracht. Wann kam der Name "Republikanische Club" dazu?

Kuno: "Republikanischer Club" kam erst später zum Namen dazu. Der Verein
wurde als "Neues Österreich" angemeldet. Zunächst gab es eine Art von
Voranmeldung. Wir haben eine quasi konstituierende Versammlung im Cafe
Landtmann einberufen, um zu sehen, wie viele Leute kommen. Und das Landtmann
war voll.

Sibylle: Du giltst auch als Erfinder des Waldheim Holzpferdes.

Kuno: Ja, ich saß mit Paul Blaha in seinem damaligen Direktionsbüro im
Wiener Volkstheater, Peter Turrini und Alfred Hrdlicka waren ebenfalls da.
Wir haben über Waldheim geredet und geplaudert. Alfred Hrdlicka saß daneben
und skizzierte mit einem roten Stift das Pferd. Das war eine Sache von fünf
Minuten. Ich nahm die Skizze und bin damit zu einer Bühnenwerkstatt. Das
Waldheim-Holzpferd der Gruppe "Neues Österreich" wurde zum Symbol. Es war
bei jeder größeren Demonstration dabei, in der Zwischenzeit war es bei mir
im "Fischapark" untergebracht. Es war geplant, dass das Pferd Waldheim bei
jeder seiner Auslandsreisen begleiten würde. Allerdings wurde Waldheim
nirgendwohin eingeladen. Nie, außer in den Vatikan. Also fuhr das Pferd nach
Rom, gemeinsam mit der Maturaklasse meines Sohnes, Johannes. Das Pferd wurde
auf der Piazza Navona aufgestellt. Eigentlich sollte es am Eingang zum
Vatikan stehen, dies wurde jedoch untersagt.

Sibylle: Die Wahrnehmung in den Medien war damals sehr stark. Die Reise des
Pferdes wurde ebenso beachtet wie der Waldheimbesuch. Das Pferd war dann
auch in Salzburg, bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele. Initiativen
vor Ort haben den Besuch des Pferdes vorbereitet, samt eigenen
"Waldheimkugeln" statt Mozartkugeln.

Kuno: Wir hatten sogar von einem Politiker im amerikanischen
Repräsentantenhaus die Zusage, dass das Pferd eine Einreiseerlaubnis in die
Vereinigten Staaten erhalten würde. Einzig, Waldheim erhielt keine
Einreiseerlaubnis. Der US-Justizminister Edward Meese setzte Waldheim 1987
auf die "Watchlist".

Sibylle: Interessant ist, dass Waldheim erst 1987, d.h. nach der Wahl auf
die Watchlist gesetzt wurde.

Kuno: "Jetzt erst recht", ein Wahlkampfmotto von Waldheim, wurde natürlich
in den USA wahrgenommen. Offenbar wollte man sich nicht den Vorwurf
aussetzen, man habe die Wahl in Österreich durch eine vorherige
Watchlist-Entscheidung beeinflusst. Man wollte offenbar erst einmal schauen,
ob Waldheim überhaupt gewählt wird. Als er dann gewählt wurde, und vor
allem, als er Präsident war und sich nicht von diesem Wahlkampf distanziert
hat, wurde er auf die Watchlist gesetzt.

1986 war das Jahr der Debatte über die österreichische Kriegsschuld. Wie hat
sich Österreich im Zweiten Weltkrieg verhalten? Zum ersten Mal ist man
draufgekommen, dass "La Pusteria" eine Südtiroler Division am Balkan war.
1986 war das Jahr des Beginns der Aufarbeitung dieses Teils der
österreichischen Geschichte.

1986 war auch das Jahr, in dem die Grünen erstmals ins Parlament kamen.
Damit hatte sich die österreichische politische Landschaft nachhaltig
verändert.

1986 stürzte Jörg Haider den damaligen FPÖ-Parteiobmann Norbert Steger und
rückte die Ausländerfeindlichkeit in den Fokus der österreichischen
Innenpolitik, auch das hat die politische Landschaft bis heute verändert.

1986 war ein Jahr, das in Österreich tiefgreifende Veränderungen ausgelöst
hat.
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Das komplette Interview so wie weitere Texte zur Geschichte des RC finden
sich unter http://www.repclub.at/geschichte

Das Waldheim-Pferd wird von 2. März bis 4. Mai im Wien Museum ausgestellt.
Das Datum für den Beginn der Ausstellung und der Aussendungen des RC hat
seinen Grund, daß vor genau 30 Jahren, am 2. März 1986, Hubertus Czernins
Artikel "Waldheim und die SA" im profil erschien, was die Sache in einer
breiteren Öffentlichkeit zur Debatte machte.



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