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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Donnerstag, 27.Februar 2016; 23:00
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Glosse:
> Anmerkungen zur Obergrenzen-Debatte - diesmal: Bargeld
Aha. Wir Grüne sind also gegen Obergrenzen, aber nur, wenn's um Flüchtlinge
geht, bei Bargeld finden wir sie ok?
Weil von uns eh noch nie wer einen Kauf um mehr als 5.000,00€ in bar bezahlt
hat? Weil es uns eh nicht betrifft? Weil es eh nur die anderen sind (die
Bösen), die so viel Geld haben?
Nun ja. "Ich bin ja nicht betroffen", "Mir fällt keine Gelegenheit ein,
wo das für mich relevant wäre" undsoweiter - wo habe ich das alles nur
schon gehört?
Richtig. Immer dann, wenn es um Überwachung geht.
Bargeld ist - solange wir in einem Wirtschaftssystem leben, in dem ge-
und verkauft wird - ein wesentliches(!) Instrument zum Schutz der Privatsphäre.
Und so wie alle Instrumente zum Schutz dieses Grundrechts wird es, nonanet,
missbraucht.
Bargeld bietet die Möglichkeit, anonym zu kaufen und zu verkaufen. Ohne
dass - das Internet vergisst bekanntlich nicht - auf ewig Dokumente und
Spuren davon bleiben.
Ja, das wird auch missbraucht, von Steuerhinterziehern zb - aber seien
wir uns ehrlich: die wirkliche Steuerhinterziehung, die wirklich relevanten
Transaktionen, die unser aller Gemeinwesen um Milliarden schädigen, finden
elektronisch statt, im Wege von Mikrotrading, offshore-Firmen, semi-legalen
Steuervermeidungsmodellen - und nicht in Geldkoffern. Geldkoffer sind
lächerlich, wenn es um Steuerhinterziehung geht. Und, pardon, auch wenn
es um Terrorismusfinanzierung geht. Auch Terroristen haben ganz andere
Möglichkeiten, große Geldbeträge zu transferieren - und nutzen sie auch.
A propos: was Terrorismus ist, definieren immer die anderen, schon vergessen?
Ich lade alle ein, die jetzt sagen, "das betrifft mich eh nicht", sich
die Frage zu stellen, was Bargeldgrenzen (und machen wir uns nichts vor:
5.000 wären erst der Anfang!!!) in einem historischen Moment bedeuten
würden, in dem wir - oder wenigstens einige von uns - in den Widerstand
gehen müssten.
Die Sache ist die: mir fallen ad hoc ein halbes Dutzend guter Gründe ein,
aus denen mensch eine Transaktion über mehr als 5.000,00€ annoym halten
möchte, die allesamt nichts mit Steuerhinterziehung zu tun haben (Operationen
für eine Geschlechtsumwandlung. Ein Bild kaufen von einem verrufenen Künstler.
Undsoweiter.). Aber was mir mehr Sorgen macht, sind die Gründe, an die
ich momentan noch gar nicht denke.
Und was mich erstaunt: dass so viele, die sonst so vehement gegen Überwachung
auftreten, nicht sehen, dass sie dem klassischen, dem ältesten aller alten
Argumente auf den Leim gehen. Dem Argument, das seit Jahrzehnten für Überwachungsmaßnahmen
aller Art ins Treffen geführt wird: es geht eh nicht um euch, es geht
eh nur gegen die paar Bösen.
Nein, tut es nicht. Es geht um ein Prinzip.
Georg Bürstmayr
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