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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 10. Februar 2016; 13:07
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International:

> Explosives Libyen-Mail: Krieg gegen afrikanische Währung

Ein Mail an die US-Außenministerin Hillary Clinton gibt Einblick in die
Hintergründe für den Bombenkrieg gegen Libyen im Jahr 2011.
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Anfang 2011 drängte vor allem Frankreich, gemeinsam mit Großbritannien und
den USA auf den Krieg gegen den libyschen Machthaber Gadaffi. Der
UNO-Sicherheitsrat wurde unter dem Vorwand, bloß eine "Flugverbotszone"
einrichten zu wollen, düpiert. Eine libysche Flugabwehr existierte nach drei
Tagen nicht mehr. Gebombt wurde noch weitere 8 1/2 Monate, in denen die NATO
26.300 Angriffseinsätze flog.


Was trieb die Großmächte zu einem derartigen Furor gegen das
Ghaddafi-Regime? Es ist dem "schlampigen" Umgang der US-Außenministerin
Hillary Clinton mit ihrer Mailkommunikation zu verdanken, dass dadurch nun
ein Mail an die Öffentlichkeit gelangte, das die geopolitischen und
wirtschaftlichen Motive der Aggressoren beim Namen nennt. Die explosive
E-Mail datiert auf den 2. April 2011 und stammt von Sidney Blumenthal, einem
langjährigen engen Vertrauten Clintons, der sich als Lobbyist und
"Informationsvermittler" zwischen Politikern, Geheimdienstlern und
Konzernchefs einen Namen gemacht hat. In seinem Schreiben führt Blumenthal
aus, dass "Gaddafis Regierung über 143 Tonnen an Goldreserven und eine
ähnliche Menge an Silber im eigenen Land verfügt". Das Gold sei angehäuft
worden "mit dem Zweck, eine gesamtafrikanische Währung aufzubauen, und zwar
auf der Grundlage eines mit Gold gedeckten libyschen Dinar". Dieser Plan sei
entwickelt worden, "um den frankophonen afrikanischen Ländern eine
Alternative zum französischen Franc (CFA) zu bieten". Um eben dies zu
verhindern, hätten die Franzosen den Krieg gegen Libyen begonnen, denn auf
der Franc-Abhängigkeit beruht maßgeblich der neokoloniale Einfluss
Frankreichs in vielen westafrikanischen Staaten, einschließlich der
Kontrolle über Uranminen, von denen das zivile und militärische Atomprogramm
Frankreichs abhängig ist.


Der Nachricht über Libyens Vorhaben, Afrika von dieser neokoloniale
Unterdrückung zu befreien, folgt Blumenthals Einschätzung an
Clinton: »Französische Geheimdienstler entdeckten diesen Plan, kurz nachdem
die Rebellion begonnen hatte. Laut gut informierten Personen wird Gaddafis
Gold und Silber auf mehr als sieben Milliarden Dollar geschätzt. Dies war
einer der Faktoren, die Präsident Nicolas Sarkozy zum Angriff auf Libyen
veranlassten. Gemäß dieser Personen seien Sarkozys Pläne auch von folgenden
Punkten getrieben: 1. dem Wunsch, einen größeren Anteil an der Ölproduktion
Libyens zu gewinnen; 2. den Einfluss Frankreichs in Nordafrika zu stärken;
3. die innenpolitische Situation in Frankreich zu verbessern; 4. um dem
französischen Militär die Möglichkeit zu geben, seine Position in der Welt
zu behaupten; 5. um auf die Sorgen seiner Berater über Gaddafis langfristige
Pläne einzugehen, nämlich Frankreich als die dominierende Macht aus dem
frankophonen Afrika zu verdrängen." (1)

Viele dieser Gründe wurden von KriegsgegnerInnen seit langem vermutet und
aufgezeigt, während die Medien und die politischen Parteien in ihrer
übergroßen Mehrheit das Märchen von der "humanitären Intervention"
auftischten. Dass nun diese Vermutungen der KriegsgegnerInnen vom
US-State-Department - also einer pazifistischer und linker Neigungen völlig
unverdächtigen Seite - bestätigt werden, findet freilich weder bei der
herrschenden Politik noch im Blätterwald Erwähnung.

Wie bei vielen Kriegen zuvor leistete auch Österreich Beihilfe zu diesem
Krieg, indem der Transport von Kriegsgerät durch unser Land genehmigt wurde.
Der österreichische Nationalrat hatte zudem bereits grünes Licht für die
Entsendung österreichischer SoldatInnen nach Libyen -- im Rahmen der
EU-Battlegroups - gegeben.
(Solidarwerkstatt / stark gekürzt)

(1) Zitiert nach Rupp, Rainer (2016): Libyen-Kriegsverschwörung, in: Junge
Welt, 15.1.2016

Volltext:
http://www.werkstatt.or.at/index.php?option=com_content&task=view&id=1416&Itemid=1



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