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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 25. November 2015; 16:46
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International:
> Protest beim "Oktoberfest" deutsch-chilenischer Klerikalfaschisten
Etwa 40 Angehörige von Personen, die während der Pinochet-Diktatur in der
deutschen Sektensiedlung Colonia Dignidad in Südchile ermordet wurden, haben
an den Toren der Kolonie für ein sofortiges Ende des Folklore-Tourismus
demonstriert. Der Protest fiel zusammen mit dem Beginn des Oktoberfestes,
das die heute unter dem Namen "Villa Baviera" bekannte ehemalige
Sektengemeinschaft seit einigen Jahren veranstaltet. Am Wochenende kamen
dazu erneut hunderte Personen in die Siedlung.
Gabriel Rodríguez, der selbst 1975 in die Colonia Dignidad verschleppt und
dort gefoltert worden war, zeigte sich erschüttert: "Dieser Tourismuskomplex
an einem Ort, an dem gefoltert und gemordet wurde, ist eine Schande. Früher
oder später muss hier eine Gedenkstätte, ein Park des Friedens und der
Menschenrechte entstehen." Die Protestierenden verteilten an die ankommenden
Autos Flugblätter mit Bildern ihrer ermordeten Angehörigen und forderten ein
sofortiges Ende des Tourismusbetriebes.
Juristische Aufarbeitung schleppend, aber doch
Die juristische Aufarbeitung der Verbrechen der Colonia Dignidad, in der
während der chilenischen Militärdiktatur (1973-1990) vermutlich über 100
Menschen vom chilenischen Geheimdienst DINA und deutschen Siedlern ermordet
und mehrere hundert gefoltert wurden, verläuft schleppend.
Allerdings gab es in diesem Jahr zwei wichtige Urteilssprüche der
chilenischen Justiz. Im Juli wurden wegen der Ermordung von Alvaro Vallejos
im Jahr 1974 fünf DINA-Agenten und der Colonia-Dignidad-Funktionär Gerhard
Mücke zu Haftstrafen verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Im
vergangen Oktober wurden die deutschen Kurt Schnellenkamp und wiederum Mücke
sowie ein DINA-Agent wegen 50 Entführungsfällen im Jahr 1975 zu jeweils fünf
Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Die 50 Personen aus der Stadt Talca
waren in die Colonia Dignidad verschleppt und dort verhört und gefoltert
worden. Gabriel Rodriguez war einer von ihnen.
Die deutsche Justiz wird demnächst entscheiden, ob sie dem Antrag Chiles
stattgibt, eine fünfjährige Haftstrafe gegen den nach Deutschland
geflüchteten hochrangigen Colonia-Dignidad-Funktionär Hartmut Hopp
hierzulande zu vollstrecken. Über den Antrag, der bereits seit letztem Jahr
vorliegt, entscheidet das Landgericht Krefeld.
(Christian Kliver, 17.11.2015, fdcl-amerika21.de/poonal
Lange Geschichte
Die Colonia Dignidad ("Würdenkolonie") ist 1961 von deutschen christlichen
Sektierern gegründet worden, die aus Deutschland fliehen mußten, da ihnen
daheim Anklagen wegen sexuellen Mißbrauchs jugendlicher Mitglieder der Sekte
vorgeworfen worden war. Sie bauten ein großes Gelände in Chile festungsartig
aus und bildeten dort einen christlich-faschistischen Staat im Staat. Sie
unterhielten auch gute Verbindungen zu den späteren Putschisten und waren
daher danach im Pinochet-System sehr willkommen. Letztendlich diente die
Colonia auch als Stützpunkt der berüchtigten chilenischen Polizeieinheit
DINA. Selbst nach dem Ende der Diktatur konnte die Colonia weiter als
autoritäre Sekte bestehen, da sie auch weiterhin nicht nur auf die
Unterstützung der alten Pinochet-Seilschaften sondern auch der deutschen CSU
zählen konnte. Erst 2005, mit der Festnahme des Sektengründers Paul Schäfer,
war es möglich geworden, in der Colonia rechtsstaatliche Zustände
herzustellen. Die Sekte existiert bis heute, dürfte ihre untergeordneten
Mitglieder und Kinder aber nicht mehr versklaven. (akin)
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Quelle des Poonal-Textes mit weiterführenden Links:
http://www.npla.de/de/poonal/5327
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