**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 11. November 2015; 08:30
**********************************************************
gedenkkultur/glosse:
> wirklich nie wieder?
zum 9. november 2015
so ein gedenken ist so eine angelegenheit. wir gedenken der novemberpogrome
und seit je her hängt sich gleich ein zumindest gedachtes "nie wieder" an
jeden bericht, an jedes bild. es ist uns selbstverständlich geworden, dieses
"nie wieder".
doch was sich in europa in den letzten wochen, monaten und jahren stetig
steigert, lässt einem das "nie wieder" nicht mehr so leicht denken. zu stark
erinnern die bilder an die ereignisse von damals. statt synagogen brennen
jetzt halt flüchtlingsunterkünfte. der antisemitismus ist einfach
umfassender geworden. nicht mehr nur juden sind das feindbild, jetzt sind es
menschen aus allen (semitischen?) ländern, aus welchen sie zu uns fliehen
wollen. nun sind beinahe alle mit gemeint, die von anderswo her
kommen.fremdenfeindlichkeit feiert fröhliche urständ. potentielle
terroristen sind sie, unsere kinder gefährden sie, auf unsere frauen haben
sie es abgesehen. wird irgendwo aufmerksam gemacht, dass es sich nun mal in
erster und unverrückbarer linie ganz einfach um menschen handelt, wird
trotzig geschmollt. wir leben zwar in einem der reichsten länder der welt,
aber wir haben weder platz noch mittel.
abhanden gekommen sind uns solidarität und gemeinschaftsgefühl. viele
reagieren auf zu uns flüchtende menschen, wie wenn sie es ganz alleine zu
stemmen hätten, dass diese menschen nun mal da sind. wir sind vereinzelt.
wir sind individualisiert. wir denken uns allein. und vielleicht noch 2 oder
3 angehörige. und alle anderen sind bedrohung.
weg mit denen. die gehören da nicht her. die bringen uns nur probleme. sie
sind schmarotzer und gefahr. wir brauchen endlich eine lösung.
da kann dann schon ein brauner parlamentsabgeordneter die im meer
ertrinkenden menschen öffentlich verhöhnen. und deutsche lehrer_innen warnen
12jährige mädchen (sic!!!) vor "oberflächlichen sexuellen abenteuern mit
sicher oft attraktiven muslinischen männern". ist "f*ckt nicht mit moslems"
das neue "kauft nicht bei juden"?
da geht immer was. es wird immer normaler, sich was gegen "die" zu leisten.
dort ein "sager". da ein beschmierter gedenkstein. und dann wieder mal ein
gelegter brand.
also: wirklich nie wieder?
(bernhard jenny auf seinem blog)
https://bernhardjenny.wordpress.com/
***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der nichtkommerziellen
Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd muessen aber nicht
wortidentisch mit den in der Papierausgabe veroeffentlichten sein. Nachdruck
von Eigenbeitraegen mit Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete
Beitraege stehen in der Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von
Texten mit anderem Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine
anderweitige Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als
Abonnement verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann
den akin-pd per formlosen Mail an akin.buero{AT}gmx.at abbestellen.
*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
Blog: https://akinmagazin.wordpress.com/
Facebook: https://www.facebook.com/akin.magazin
Mail: akin.redaktion{AT}gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976-00, Zweck: akin
IBAN AT041200022310297600
BIC: BKAUATWW