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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 11. November 2015; 08:39
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Debatten:

> Reaktion des Heeresgeschichtlichen Museums

In akin 22/2015 veröffentlichte die akin Faksimilie einer Einladung zu einer
Halloween-Veranstaltung des Heeresgeschichtlichen Museums (HGM) nebst einem
Protestbrief von Erich Dimitz
, der diese Veranstaltung als "vertrottelt"
brandmarkte. Auf diesen Brief antwortete ein Vertreter des HGM wie folgt:
*

Seit Jahren stellt die Direktion des Heeresgeschichtlichen Museums
erfolgreich (in 5 Jahren Steigerung der jungen Besucher und Besucherinnen um
200 Prozent) Bemühungen an, neben unserem Stammpublikum, verstärkt Kinder
und Jugendliche zu erreichen. An der Seite des breiten und sehenswerten
museumspädagogischen Vermittlungsprogramms (17 Programme für alle Alters-
und Schulstufen sowie eine "Aktionswoche" gegen Kindersoldaten in
Kooperation mit World Vision), entstand ein Kinderklub, der es den jüngsten
Besucherinnen und Besuchern ermöglicht, anhand zwölf unterschiedlicher
Ausstellungsbegleithefte (Epochen- und Altersgruppen gerecht aufbereitet)
die österreichische Geschichte spielerisch zu erlernen und Hintergründe,
Ursachen sowie Folgen von vergangenen sowie gegenwärtigen Kriegen zu
verstehen.

Unser Maskottchen Eugen spielt dabei die Rolle, die Kinder auf Ihrem Weg
durch unser Haus zu begleiten. Er möchte die Geschichte begreifen, indem er
sich - je nach Epoche - historisch gewandet. Seine Verwandtschaft zum
tatsächlichen Prinzen Eugen ist frei erfunden und wird auch gleich zu Beginn
eines jeden Heftes ironisch dargestellt.

Nicht jedes unserer Kinderprogramme, und vor allem nicht unsere
"Halloween-Veranstaltung", stellt den Anspruch auf reine Wissensvermittlung.
Vielmehr geht es um ein lustvolles Heranführen an das Museum per se.
Zugegeben, die graphische Aufmachung, der Text und Handlungsrahmen der
"Halloween-Veranstaltung" sind drastisch gewählt. Sie entsprechen jedoch
weitgehend den Halloween-Programmen anderer Kultureinrichtungen. Wir dürfen
aber darauf hinweisen, dass dies nicht die erste derartige Veranstaltung am
HGM ist und sich in den letzten Jahren großen Besucherandrangs erfreut hat.
Außerdem obliegt es der Einschätzung der Eltern, mit ihren Kindern an
derartigen Veranstaltungen teilzunehmen oder nicht. Heuer haben 453 Kinder,
mit elterlicher Begleitung, das Angebot genützt. [...]
*Gerhard Krutzler, Abteilungsleiter Administration & Betrieb, HGM*

*

> Kommentar

Es obliegt also der Verantwortung der Eltern. Ah ja. Kommt einem bekannt
vor. Den Spruch kann man auch von Bundesheer-Offizieren immer wieder hören,
wenn man am Nationalfeiertag am Heldenplatz kritisiert, daß man die
präsentierten Waffen Kindern als Spielzeug zur Verfügung stellt.

Abgesehen von der kritisierten Halloween-Veranstaltung stellt sich da schon
die Frage: Warum braucht es überhaupt einen "Kinderklub" im
Heeresgeschichtlichen Museum? Was haben Kinder in einem Institut verloren,
daß sich affirmativ mit der Vermittlung von Militärgeschichte beschäftigt?
Schön, daß man eine Aktionswoche gegen Kindersoldaten veranstaltet. Aber
wird den Kindern im HGM auch vermittelt, daß Krieg etwas an sich Grausliches
ist und die dargestellten Exponate dazu nütze und die gefeierten Feldherren
ursächlich dafür verantwortlich? Wenn man einen Warlord wie den Prinzen
Eugen verniedlicht und zum Maskottchen macht, wage ich es, meine Zweifel zu
haben.

Ich kann mir ungefähr das Stammpublikum des HGM vorstellen -- bei den
meisten von denen ist wahrscheinlich Hopfen und Malz verloren. Daß man dann
aber auch den Nachwuchs militaristisch indoktrinieren muß, ist schon sehr
bedenklich. Allerdings nicht verwunderlich: Das HGM gehört nicht in die
Verwaltung der Bundesmuseen, sondern ist eine nachgeordnete Dienststelle des
Bundesministeriums für Landesverteidigung. Deswegen also kommt einem der
Verweis auf die Eltern so bekannt vor: Es ist die eintrainierte
Argumentslinie des Bundesheeres.
-br-



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