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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 4. November 2015; 15:13
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Negativpreise 2015
Rund um den nationalen Feiertag ist es hierzulande sehr beliebt 
Negativpreise zu vergeben. Auch heuer wieder durften sich die 
Ausgezeichneten wieder über den "Big Brother Award" und das "Goldene Brett 
vorm Kopf". Auch wir gratulieren recht herzlich allen Preisträgern.
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> Big Brother Awards: Hundstorfer als "lebenslanges Ärgernis"
Die österreichischen Datenschutz-Negativpreise betrafen heuer auch den 
Sozialminister
Spät aber doch ist nun einer der größten Datenschutzverletzer der zweiten 
Republik Österreich am 25.10. mit dem "Big Brother Award" ausgezeichnet 
worden: Rudolf Hundstorfer (SPÖ) der mit dem Umbau des Sozialstaates zum 
neoliberalen "Aktivierungsstaat" ein immer rigider werdendes Überwachungs- 
und Disziplinierungsregime gegen Arme, Arbeitslose, Invalide zu verantworten 
hat.
Während über die Reichen und Superreichen dank Abschaffung der 
Vermögenssteuern unter Finanzminister Ferdinand Lacina (SPÖ) so gut wie 
keine Daten mehr verfügbar sind, müssen die von der Wirtschaft als 
"Überflüssige" ausgeschiedenen Menschen einen Datenstriptease hinlegen, um 
ihr eigenes Überleben halbwegs zu rechtfertigen.
Rudolf Hundstorfers Beiträge zum totalitären Überwachungs- und 
Aktivierungsstaat:
- 2010/2011: Einführung der Mindestsicherung.
- 2011: Einführung Ethnic Profiling beim AMS: Um MigrantInnen besser 
"betreuen" zu können, sprich in Billigjobs stecken zu können, bekommt das 
AMS automatisch von der Sozialversicherung Daten über den 
"Migrationshintergrund", das heißt Daten über die Herkunft 
(Staatsbürgerschaft) der Eltern, auch wenn nur ein Elternteil "migrantisch" 
war).
- 2011/2012: Arbeits- und Gesundheitsgesetz (AGG): Einrichtung der 
Beratungseinrichtung "fit2work", die viele Gesundheitsdaten sammelt. War in 
der ursprünglichen Fassung des AGG die Datenweitergabe an die Projektträger 
(Hauptverband der Sozialversicherungsträger (Krankenkassen), AMS, 
Bundessozialamt, PVA) noch an eine ausdrückliche Zustimmung gebunden, wurde 
gleich in der ersten Novelle des AGG das Erfordernis der Zustimmung 
gestrichen. Dennoch bewirbt das Sozialministerium fit2work in groß 
angelegten Werbekampagnen als "vertraulich".
Besonders bedenklich: Die Krankenkassen wurden beauftragt, ihre 
Datenbestände nach Menschen zu screenen, die aufgrund ihrer 
Krankenstandsverläufen als "Kunden" der "freiwilligen Beratung" vorgesehen 
werden. Zwischen fit2work und Krankenkassen hat Sozialminister Hundstorfer 
per Gesetz einen Datenaustausch festgelegt, damit jene, die das 
Beratungsangebot von fit2work nach der ersten Einladung nicht annehmen, noch 
einmal (mit Nachdruck?) dazu eingeladen werden.
- 2012: VertrerInnen der Opposition aus der "Pensionsreformkommission" 
entfernt: Damit die "Reformen" ohne lästige Fragen durch die Opposition 
durchgezogen werden können, hat Sozialminister Rudolf Hundstorfer mit dem 
Sozialrechts-Änderungsgesetz 2012 (SRÄG 2012) die VertreterInnen der 
Parlamentsparteien, und somit die einzigen VertreterInnen der Opposition, 
aus der sonst von der Regierung bestellten "Kommission zur langfristigen 
Pensionssicherung" entfernt.
- 2013/2014: Abschaffung der befristeten Invaliditätspension: Zwangsrehab 
sowie Data-Mining beim Case Mangement: Befristete Invaliditätspensionen 
wurden abgeschafft. Stattdessen gibt es für Menschen, die von der PVA zwar 
als (befristet) invalide aber als rehabilitationsfähig eingestuft werden, 
ein "Rehabilitationsgeld". Wer beim "Case Management" bei der Krankenkasse 
nicht mit macht oder nur die Abläufe verzögert, riskiert bereits die 
Existenzvernichtung durch Kürzung oder Entzug des Rehabgeldes. Casemanager 
arbeiten nicht nur "Rehabilitationspläne" aus, sondern überwachen alle 
therapeutischen Tätigkeiten und sammeln Daten darüber (Befunde!), auch über 
jene Tätigkeiten, die nicht als Zwangsrehab bei der PVA zu machen sind wie 
Hausarztbesuche oder Besuche einer Selbsthilfegruppe!! Aus dem Menschenrecht 
auf Gesundheit hat Hundstorfer die Pflicht zur Arbeitsfähigkeit gemacht und 
die Krankenkasse vom Helfer zum Zuchtmeister!
- 2015: Sozialbetrugsbekämpfungsgesetz, Ausweispflicht beim Arzt: Ab 
1.1.2016 gilt für alle PatientInnen, die der/die ÄrztIn oder das Spital 
nicht kennt, eine Ausweispflicht. ÄrztInnen werden von "MysteryshopperInnen" 
überwacht und verlieren ihre Vertrag mit der Krankenkasse, wenn sie bereit 
sind, Menschen zu helfen, die z.B. ihren Ausweis zu Hause vergessen haben .
- Null Verständnis für Datenschutz: Smart Meter, Jagd auf kranke Arbeitslose
Erst neulich sprach sich ausgerechnet der Sozialminister für Smart-Meter aus 
und hält die Datenschutzprobleme für gelöst. Mit Smart-Metern könnte leicht 
überprüft werden, ob BezieherInnen von Sozialleistungen wirklich an der 
Adresse wohnen, wann sie da sind (also verfügbar für die Arbeitsvermittlung) 
und ob da vielleicht eine nicht gemeldete Person wohnt. Auch in die Ära 
Rudolf Hundstorfer fällt die verstärkte Jagd auf kranke Arbeitslose, denen 
vorgeworfen wird, aus AMS-Zwangsmassnahmen zu fliehen.
Dies alles ist nur die Spitze des Eisbergs. Gerade die an den Rand der 
Gesellschaft gedrängten und mit vielen Widrigkeiten kämpfenden Menschen 
wissen kaum um ihre Rechte Bescheid. Sie haben zumeist kein Geld und keine 
Kraft mehr, um ihr Recht zu kämpfen. Daher ist die Preisverleihung an den 
notorischen Datenschutz- und Menschenrechtemissachter mehr als 
gerechtfertigt!
(Aktive Arbeitslose Österreich / gek.)
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Weitere Auszeichnungen der österreichischen Big Brother Awards gingen heuer 
an:
- die Uniqa-Versicherung für "Uniqa Safeline" mit seinen 
fahrprofilabhängigen Versicherungstarifen
- Innenministerin Johanna Mikl-Leitner für das Staatsschutzgesetz
- die Linz AG für die zwingende Umstellung auf Smart-Meter
- den Barbie-Hersteller Mattel für Kinderspielzeug, das den Spieler via 
Mikrofon aufnimmt und die Aufnahme den Eltern zur Verfügung stellt und
- Facebook für das Patent, welches Kreditscoring über die Freunde des Users 
möglich machen soll.
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Link: http://www.bigbrotherawards.at/2015
Dort finden sich auch alle Finalisten, die bei der Verleihung leer 
ausgegangen sind
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