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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 21. Oktober 2015; 19:24
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60 Jahre Wiederbewaffnung:

> Alle gemeinsam: NATO, Neutrale und Rotes Kreuz

Deutsche Bundeswehrmanöver zeigen deutliche Militarisierungsversuche ziviler
Strukturen -- und üben schon mal ein bisserl Ukraine-Einmarsch

Wie die deutsche Bundeswehr mitteilt, veranstaltet ihr im niedersächsischen
Nienburg beheimatetes "Zentrum Zivil-Militärische Zusammenarbeit" erneut ein
Manöver, bei dem die Kooperation mit zivilen Hilfsorganisationen unter
Kriegsbedingungen trainiert werden soll. Die Übung ist für die Zeit vom 30.
Oktober bis zum 6. November anberaumt und firmiert unter der Bezeichnung
"Joint Cooperation 2015". Nach Informationen der Site
german-foreign-policy.com ist dabei nicht nur die Beteiligung von Soldaten
aus insgesamt elf NATO-Staaten geplant sondern auch solche aus den formal
neutralen Ländern Österreich und Schweden. Laut dem Kommandeur des "Zentrums
Zivil-Militärische Zusammenarbeit", Oberst Wolfgang Paulik, handelt es sich
bei "Joint Cooperation 2015" um eine "weltweit einzigartige Übung", deren
Aufgabenstellung für alle Akteure "komplex, anspruchsvoll und fordernd" sein
werde. Es gelte, "das erste Kontingent in einem Einsatzraum zu stellen, als
erste Soldaten mit einem neuen Mandat Fuß zu fassen und de facto fremdes
Gebiet zu betreten".

Ausgangspunkt des "Joint Cooperation 2015" zugrunde liegenden Szenarios ist
der Einmarsch einer Interventionsarmee der Europäischen Union in die fiktive
Region "Cerasia" am Horn von Afrika. Laut Drehbuch sieht sich der dortige
Staat "Tytan" von seinem aggressiven Nachbarland "Kamon" bedroht, das
mittels einer extrem gewalttätigen Ethnopolitik versucht, die in der
Grenzprovinz "Tori" lagernden Erdölvorkommen an sich zu reißen. Zu diesem
Zweck bedient sich "Kamon" der "Elkaim-Miliz", die bereits "ethnische
Säuberungen" in "Kamon" selbst durchgeführt hat und nun insbesondere in der
Provinz "Tori" aktiv ist. Da "Tytan" sowohl aufgrund seiner desolaten
wirtschaftlichen Situation als auch durch den "Zustrom von Flüchtlingen" aus
"Kamon" nicht in der Lage ist, der Aggression entgegenzutreten, hat es die
UN um Hilfe gebeten. Diese wiederum haben die EU ermächtigt, eine
Streitmacht nach "Tytan" zu schicken ("European Union Force Tytan/EUFOR-T"),
um dort die "Sicherheitsbedingungen" zu "stabilisieren" und eine ebenfalls
in "Tytan" aktive OSZE-Beobachtermission zu unterstützen.

Auf der Grundlage dieses Szenarios soll nun bei "Joint Cooperation 2015" die
Entsendung einer sogenannten CIMIC-Truppe ("Civil-Military
Cooperation"/"Zivil-Militärische Zusammenarbeit") in die fiktive
Grenzprovinz "Tori" durchgespielt werden. Wie die Bundeswehr erklärt, komme
den "CIMIC-Kräften" die Aufgabe zu, "ein erstes ziviles Lagebild zu
erstellen und damit dem Stab die notwendigen Informationen ... für die
weitere Operationsplanung zu liefern". Unabdingbar sei dabei, die
"vielschichtigen Akteure" wie etwa die OSZE, Hilfsorganisationen und NGOs
ebenso wenig "aus den Augen zu verlieren" wie die vor Ort aktiven "Milizen"
und die "Flüchtlingsproblematik", heißt es. Folgerichtig sind auch das
Deutsche Rote Kreuz (DRK) und das Technische Hilfswerk (THW) an "Joint
Cooperation 2015" beteiligt.

In welchem Umfeld die westlichen CIMIC-Truppen künftig agieren sollen, zeigt
das zur Zeit laufende NATO-Großmanöver "Trident Juncture", bei dem die
Bundeswehr eine Schlüsselrolle spielt. Auch hier wird eine
Militärintervention in der fiktiven Region "Cerasia" am Horn von Afrika
geprobt -- und auch hier heißt der Aggressor "Kamon": "Das Szenario sieht
eine Pattsituation im Osten von Cerasia vor und damit einhergehend zahllose
Probleme wie die wachsende Instabilität in der Region, Verletzungen der
territorialen Integrität und eine Verschlechterung der humanitären Lage.
Außerdem bedrohen feindliche Schiffe und Flugzeuge die Freiheit der
Schifffahrt und bergen die ständige Gefahr einer Eskalation des Konflikts im
Roten Meer."

Der NATO zufolge sollen bei "Trident Juncture" die "Lehren" aus
Gewaltoperationen wie in Afghanistan und aus "aktuellen Konflikten" wie in
der Ukraine gezogen werden. Das dürfte auch für "Joint Cooperation" gelten:
Schon letztes Jahr beteiligten sich zahlreiche kampferprobte Offiziere an
dem Manöver; der Kommandeur des "Zentrums Zivil-Militärische Zusammenarbeit"
der Bundeswehr, das die Übung organisiert, war von September 2011 bis März
2012 bei der westlichen Besatzungstruppe ISAF in Afghanistan eingesetzt.
(German Foreign Policy/akin)

Details: http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/59227



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