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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 21. Oktober 2015; 19:17
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Termin/Glosse:
> Nicht unter Freunden
Zu heurigen Big Brother Awards Gala, 25. Oktober 2015, 20 Uhr, Rabenhof
Theater, 1030 Wien, Rabengasse 3, Einlass: 19 Uhr, Beginn: 20 Uhr
Immer mehr freundliche Helfer begleiten uns bei unseren täglichen Aufgaben.
Das klobige Festnetztelefon unserer Großeltern mutierte zu einem schicken
Accessoire, das mit zahlreichen Apps zu einem unentbehrlichen Hilfsmittel
und ständigen Begleiter, ja Freund wurde. Es erscheint schon fast
unvorstellbar nicht rund um die Uhr erreichbar zu sein, und egal wo man
gerade ist, egal was man gerade macht, hilft unser kleiner Taschenfreund,
dass die Kommunikation und der Informationsfluss nie abreißen. Natürlich ist
uns allen dabei bewusst, dass wenn wir unseren Freund nach der Route fragen,
hierbei der momentane Aufenthalt ermittelt werden muss. Aber welcher Freund
würde dieses Vertrauen dazu missbrauchen uns auszuspionieren? Informationen
über unseren Lebensstil, unsere intimsten Gedanken, über alle unsere Freunde
zu sammeln, zu analysieren, in Beziehung zu setzen, zu bewerten - und das,
um aus unserer Beziehung Geld zu verdienen, uns zu bevormunden oder im
schlimmsten Fall um uns zu verraten!
Es scheint immer leichter zu werden Freunde zu finden. In Facebook & Co hat
man schnell einige Hundert, sogar über Tausend Freunde. Auch der Handel
reagiert auf diese Entwertung des Freundschaftsbegriffes und der damit
verbunden Erosion an Ethik. Statt Kunde zu sein, der früher angeblich König
war, wird man in eine Freundschaft gepresst. Diese aufgedrängte Beziehung
muss man mit einem Ausweis beweisen. So wundert es nicht, dass immer mehr
Plastikkarten unsere Geldtaschen aufblähen. Der Käufer, nicht mehr Kunde,
sondern Freund, wird ausgefratschelt, wie durch aufdringliche Bassenaweiber,
die jedes Detail über alles und jeden herausfinden, um es möglichst
gewinnbringend zu verwenden.
Groß war die Empörung als bekannt wurde, dass sogar die Telefonate und SMS
der deutschen Kanzlerin ausspioniert wurden. Vielerorts kam Schadensfreude
auf, weil der Spionagewahn nicht nur den normalen Bürger trifft, sondern es
sogar die mächtigste Frau Europas erwischt hat. Für den deutschen Staat war
dies besonders peinlich, hatte man doch gerade viel Steuergeld aufgewendet
um die Spitzen von Verwaltung und Politik vor dieser Art von Lauschangriff
zu schützen, um jetzt zu erfahren, dass weiter jede private Einzelheit in
die Datenbanken und Analysewerkstätten des be-freundeten Geheimdienstes
abfließt. Schmerzhaft war und ist dies, weil diese Indiskretion nicht von
potentiellen Feinden, sondern vom besten und wichtigsten Bündnispartner, ja
vom besten außenpolitischen Freund erfolgt. Ein Einbruch in unsere
Privatsphäre und digitale Infrastruktur.
"Ausspähen unter Freunden - das geht gar nicht", sagte Angela Merkel schon
2013, um 2015 zu bemerken, dass "Aufwand und Ertrag in keinem Verhältnis
steht, in keinem Vernünftigen." Nun, dem ist eigentlich nichts mehr
hinzuzufügen - nur wir müssen mit Bedauern feststellen, dass zwar die
Erkenntnis vorhanden ist, aber keine Schritte unternommen werden, dies zu
verhindern. Die Reaktion kann ja nicht sein, dass der
NSA-Untersuchungsausschuss auf mechanische Schreibmaschinen zurückgreifen
muss, um vor Spionage sicher zu sein. Die obersten Richter haben
festgestellt, dass jene, die man mit der Vorratsdatenspeicherung erwischen
wollte, gerade die sind, die sich dieser Überwachung entziehen können. Was
bleibt ist der Schaden für uns und die Gesellschaft, denn das Vertrauen ist
durch den ständigen und immer weiter wachsenden Missbrauch verloren. So
müssen wir feststellen, dass wir nicht unter Freunden sind.
Aus: http://www.bigbrotherawards.at/2015
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