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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Freitag, 2. Oktober 2015; 17:07
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Wahlen/Wohnen:
> Miethai: Gute Kampagne mit kleinem Fehler
Die Grünen touren bei ihrem Wahlkampf mit einem aufblasbaren Hai durch 
Wien -- um auf die Belastung des Wiener Wohnungsmarktes durch Spekulanten 
aufmerksam zu machen. Denn Wohnen wurde durch die Ankündigung der SPÖ, 
wieder Gemeindebauten errichten zu wollen, zu einem wichtigen 
Wahlkampfthema. Allerdings nur für Sozialdemokraten, Grüne und 
"Anders"-Kommunisten -- kein Wunder, sind doch ÖVP und NEOS 
Hausherrenparteien und Strache würde Gemeindebauten nur mehr an germanische 
Wiener mit Taufschein vergeben wollen.
Die Miethai-Kampagne ist auch trotz seltsamer Symbolik einer der wirklich 
erfreulichen Teile des ansonsten eher seltsamen Wahlkampfs. Denn wenn die 
Wiener Grünen auch kaum die Gelegenheit haben werden, ihre Forderungen 
durchzusetzen, so ist es doch wichtig, diese einmal zu formulieren. Das 
meiste davon sind auch bundesgesetzliche Angelegenheiten, wie etwa 
Strafandrohungen für Vermieter-Terror oder Betriebskosten-Macheloikes, die 
Regulierung von Befristungen oder eine Verfassungsverankerung der 
Sozialpflichtigkeit des Eigentums, wie es in Deutschland existiert.
Das Paradebeispiel, das die Grünen da allerdings ins Treffen führen, ist die 
Hetzgasse 8 in Wien-Landstraße. Ja, es ist sicher richtig, was da in der 
Aussendung zum Miethai-Besuch vor dem Objekt lesen ist: "Schon Ende der 
1990er Jahre war klar, dass das Haus, das seit 1929 im Besitz der Stadt Wien 
war, dringend saniert werden müsste. Wiener Wohnen kündigte die Sanierung 
den HausbewohnerInnen damals auch an, passiert ist aber jahrelang nichts. 
Das Ergebnis: Der Altbau verfiel zusehends. Im Jahr 2001 schließlich wurde 
das Haus von der Stadt Wien an eine Privatstiftung verkauft. Die Mieten 
wurden daraufhin erhöht, viele MieterInnen zogen aus dem Gebäude aus. 
Saniert wurde weiterhin nicht. ... Der aktuelle Eigentümer will das Haus nun 
abreißen und einen Neubau errichten. Mit kleineren und natürlich teureren 
Wohnungen. Die verbliebenen, unbefristeten Mietverträge sollen mittels 
sogenanntem "Interessensbescheid" gekündigt werden. ... Hätte die Stadt Wien 
den Altbau schon Ende der 1990er-Jahre, wie versprochen, saniert statt 
verkauft, wäre das Haus nie zum Spekulationsobjekt geworden. Der 
SPÖ-Bezirksvorsteher findet jedoch nichts dabei."
Ebenfalls im Wahlkampf ist aber auch "Wien Anders". Die Gruppierung hat --  
trotz diesbezüglich inhaltlicher Nähe -- am Auftritt Maria Vassilakous in 
der Hetzgasse etwas auszusetzen: "Die Vizebürgermeisterin versprach dort, am 
Mittwoch im Gemeinderat einen Antrag auf Schutzzone -- mit dem der Abriss 
gestoppt werden könnte -- einzubringen. Gemacht hat sie das nicht." In der 
Anders-Aussendung wird ein Facebook-Statement der Grünen zitiert: "Die SPÖ 
hat den Antrag im Vorfeld abgelehnt. Es wäre ein Koalitionsbruch gewesen..."
Und das ist ein Problem. Wie glaubwürdig können Forderungen für ein 
Anti-Spekulations-Paket sein, wenn bei konkreten Handlungsmöglichkeiten die 
Koalitionstreue wieder alles zunichtemacht -- noch dazu, wo diese Koalition 
seit dem Wahlrechtseklat gar nicht mehr als aufrecht angesehen werden kann? 
Schade drum.
-br-
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