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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Freitag, 2. Oktober 2015; 16:11
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Flucht/Initiativen:
> Die Jean-Monnet-Brücke
Okay, das muß ein Fake sein! Das war schon klar, als wir in unserem 
eMail-Facherl ein Brieferl mit dem Absender "Flüchtlingskoordinator 
Christian Konrad | Pressestelle" fanden. Und dann steht da als erster Satz: 
"Die Republik Österreich errichtet eine Brücke von Nordafrika nach Europa: 
ein 'Jahrhundertwerk der Humanität'". Ecco, ist ein Fake!
Das "Zentrum für politische Schönheit" hat wieder einmal zugeschlagen. Und 
die Satire war wieder einmal sehr böse: "Die militärische Abriegelung der 
Landwege in die Europäische Union schreitet voran. Jeder Meter 
Nato-Stacheldraht zwingt mehr Menschen aufs offene Meer. Jeder Ertrunkene 
wird zum Opfer der europäischen Abschottungspolitik. Der 'Krieg gegen 
Schlepper' wie die aktuelle Flüchtlingspolitik lassen die Großgesinntheit 
vermissen, derer es bedarf, um die abendländische Humanität zu retten. 
Diesen Zustand will der neu bestellte Flüchtlingskoordinator der Republik 
Österreich, Christian Konrad, mit einem einmaligen Bauprojekt beenden: eine 
Brücke zwischen Nordafrika und Europa." Vom tunesischen Al Huwariyah soll 
die Brücke auf 230 Kilometern nach Agrigento auf Sizilien führen: "In einer 
persönlichen Videobotschaft verkündet Konrad sein episches Vorhaben als neue 
'Lebensader zweier Kontinente'. 'Viele dürften sich gefragt haben', so 
Konrad, 'was ich als frisch gebackener Flüchtlingskoordinator gegen die 
aktuelle Lage eigentlich tue. Als Macher und Mann der Wirtschaft bin ich 
kein Freund der großen Worte. Mit der Jean-Monnet-Brücke beweisen wir der 
Welt, dass Humanität sich auch wirtschaftlich rechnet!'"
Da dieses Projekt aber natürlich nicht vor 2030 fertigestellt werden könne, 
gäbe es eine Zwischenlösung, so wird Konrad zitiert: "Um das stille Sterben 
im Mittelmeer jetzt wirksam zu bekämpfen, werden wir ad hoc 1.000 
Rettungsplattformen installieren." Die erste Plattform (6 x 6m) werde am 1. 
Oktober 2015 auf der Route der künftigen Brückenführung vor der 
italienischen Küste im Mittelmeer fest verankert. Die Rettungsplattform 
"Aylan 1" sei ausgestattet mit Positionslichtern, Lebensmittelreserven, 
Notrufgerät, Photovoltaikmodulen, Fahnenmast, Rettungsringen, Kamera und 
zwei Ankern. Und auch Außenminister Kurz wird vom Schönheitszentrum zitiert. 
Dieser hätte die Rettungsinseln als "Sieg der Vernunft auf gleich zweifache 
Weise: ein Sieg der humanitären und ein Sieg der ökonomischen Vernunft" 
bezeichnet.
Die kleinen Bösartigkeiten
Dazu gibts vom Schönheitszentrum natürlich eine eigene Homepage: 
rettung-europas.at. Die URL führt allerdings 
direkt zu einer 
Startup-Plattform, auf der Spenden gesammelt werden -- wie das halt so ist 
heutzutage: Menschlichkeit gibts nur per Crowdfounding. Und wenn man 
großzügigen Spendern etwas verspricht -- für nur 75 Euro zum Beispiel gibt 
es "1 Liter Mittelmeerwasser, abgefüllt am 1.10.2015 (kann leider Spuren von 
Menschen enthalten)". Für 250 Euro aber bekommt man u.a. schon "1 Kilogramm 
des Original-Sandsteins, aus dem die Jean-Monnet-Brücke gebaut werden soll".
Das Schönste an der Aktion ist allerdings genau der Name dieser Brücke. Denn 
der Namensgeber gilt als einer der "Väter" der Europäischen Union. 
Hauptsächlich von Monnet stammt die Idee, Europa müsse sich wirtschaftlich 
verzahnen, um dauerhaften Frieden zu sichern. Vor allem in der 
Schwerindustrie. Kein Wunder, war doch Monnet vor allem eins: 
Rüstungsmanager. Nicht zuletzt ihm ist es zu verdanken, daß Deutschland und 
Frankreich heute gemeinsam Waffen bauen, die in den Herkunftsländern der 
Flüchtlinge zum Einsatz kommen...
-br-
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