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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 16. September 2015; 21:45
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Wien/Wahlen/Glosse:
> Man kann nicht nicht wahlkämpfen
Soziale Bewegung, souveräne linke Landespartei oder Evas Lieblinge -- die
Wiener Grünen wissen in diesem Wahlkampf nicht so recht, was sie eigentlich
sein wollen.
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Einen "Wohlfühlwahlkampf" wollten sie führen, die Wiener Grünen. Das war der
Plan. Herausgekommen ist die Darstellung ihrer Orientierungslosigkeit.
Angefangen haben die Seltsamkeiten im Juni mit dem Großplakat von Vassilakou
mit dem Text: "Sorry Michi. Ich muss zu deiner ewigen Baustelle: Bildung."
Die Grünen fanden das witzig. Das "profil" teilte diese Ansicht --
allerdings anders akzentuiert: Deren Online-Umfrage "Was will uns Maria
Vassilakou mit ihrem Plakat sagen?" endete mit einem eindeutigen Ergebnis --
unter vier Antwortmöglichkeiten war mehr als die Hälfte der Mitstimmenden
mit folgender Aussage einverstanden: "Keine Ahnung, 'Bildung' klingt einfach
immer gut."
Währenddessen produzierten die NEOS ein Plakat, das ziemlich populistisch
Parteienfinanzierung und Bildungskosten verknüpfte -- wofür die NEOS auch
von wirtschaftsliberalen Kreisen ordentlich Schelte bekamen. Was machen die
Grünen? Ende August präsentieren sie ein Sujet gleichen Inhalts -- und
wundern sich, daß sie dafür nicht nur inhaltlich dafür kritisiert, sondern
auch mit dem Plagiatsvorwurf konfrontiert werden.
Und es kam, was kommen mußte -- auch wenn es bei der Landespartei im Vorfeld
interne Proteste gegeben hatte: Die Bundespartei druckte den Wienern ein
"EVA-Magazin" aufs Aug. Der politische Inhalt ist nahezu Null und handelt
auch nicht von Wiener Themen. Kein Wunder, wurde doch eine fast völlig
gleiche Ausgabe für Oberösterreich produziert. Einziger Unterschied: auf
einer Doppelseite werden die jeweiligen Kandidaten vorgestellt -- die halt
ärgerlicherweise in den beiden Bundesländern verschiedene sind. Sowohl
"Mary" als auch "Rudi" (Nachnamen sind ja bei den Grünen sowas von
20.Jahrhundert) dürfen Interviews geben, mit so beinharten Fragen wie: "Was
passiert, wenn du eine Karaoke-Bühne betrittst?" Die Antworten sind nicht
wirklich zitierfähig, sondern anscheinend für sekundäre Analphabeten
gedacht, denn sie sind nur in Emoticons verfaßt. Wichtig ist aber eh nur das
Bild von Nationalrat Julian Schmid, der weder in Wien noch in OÖ kandidiert,
aber mit Lippenstiftflecken als Love Interest durchs übergroße Dorf gejagt
wird.
Die Einzigen, die da noch ein bisserl meckern, sind die Junggrünen -- die
erklärten das EVA-Magazin glattweg zur "Satire" und wollen nun ein eigenes
Satireblatt lancieren -- es heißt "MOONY-Magazin" (nach der Sprecherin der
Wiener Junggrünen) und soll nächste Woche erscheinen. Wie frech das wirklich
sein wird, bleibt abzuwarten.
Dazwischen in diesem Wahlkampf: Mahü, Mahü, Mahü -- und noch ein paar andere
Bobo-Entspannungszonen. Das Desserteursdenkmal am Ballhausplatz, das es ohne
die Grünen (und da vor allem David Ellensohn) nie gegeben hätte und auf
dessen Errichtung sie trotz aller Kritik stolz sein könnten, ist im
Wahlkampf nichtmal einen Pieps wert.
Dann kamen die Flüchtlinge. Plötzlich war für viele ehrlich engagierte
Kandidaten und Basiswappler der Grünen der Wahlkampf wurscht und sie wollten
einfach nur helfen. Und sahen sich gezwungen, ständig zu betonen, daß es
hier nicht um den Wahlkampf gehen dürfe und Menschen aus anderen politischen
Parteien und Richtungen genauso mit aktiv sind. Aber man kann offensichtlich
nicht nicht wahlkämpfen. Spätestens mit dem Sager Vassilakous im "Standard":
"die Grünen, die Tag und Nacht an den Bahnhöfen Flüchtlinge betreuen" war
das klar -- das nicht parteipolitisch gemeinte Engagement wird in den
Wahlkampf eingebaut. Das hätte man ja noch als dummen Ausrutscher durchgehen
lassen können. Aber nein, die Bundespartei muß natürlich auch gleich auf
ihrer Homepage ein Riesesujet unterbringen "Wir helfen Flüchtlingen" -- auch
mit Bildern jener Leute, die sich genau so eine Wahlkampfvereinnahmung
verbeten hatten.
Natürlich, Häupls Sager von den "Zeiten fokussierter Unintelligenz" gilt
auch für diesen Wahlkampf. Nur: Es ist nicht uninteressant, worauf
fokussiert wird. Wenn die oberösterreichischen Grünen mit "Man wählt nur mit
dem Herzen gut" werben, ist das auch eine Charakterisierung des Wiener
Wahlkampfs. Man will den Wähler emotional packen, anstatt ihn mit rationalen
Argumenten zu langweilen. Wenn das die oberösterreichischen Grünen tun,
deren politischer Gehalt ja mit dem engen Öko-Horizont Rudi Anschobers
begrenzt ist, geht das in Ordnung. Die sind so. Da kann man jetzt auch
nichts mehr machen. Aber wenn sich die Wiener Grünen, die einstmals so auf
ihre Selbstständigkeit, Aufrichtigkeit und ihre linken Inhalte stolz
waren -- und das weitgehend sogar zurecht --, von seltsamen PR-Profis und
der Bundespartei ein neues Image verpassen lassen, was letztendlich auch zu
anderen Inhalten führen wird, dann ist das einfach nur tragisch.
*Bernhard Redl*
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