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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 2. September 2015; 02:52
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EU/Griechenland:
> Nach den Erpressungen und der Syriza-Spaltung
Vorbemerkung: um es klar und unmißverständlich zu sagen -- HAUPTFEIND der 
internationalen Solidaritätsbewegung war, ist und bleibt die 
Erpressungspolitik des globalen Kapitals und der ihm verpflichteten 
politischen Kräfte. Aber es ist schlicht unmöglich, vor den jüngsten 
Entwicklungen die Augen zu verschließen.
Auf die von Syriza (und der kleinen Rechtspartei Anel) gebildete Regierung 
wurde eine gigantische Erpressung und ökonomische Strangulierungspolitik 
ausgeübt. Selbst kleine Reformen waren den EU-Granden ein Dorn im Auge. 
Immer und immer wieder gaben sie zu verstehen: "Schulden müssen bezahlt 
werden" und dafür müsse es -- wie schon unter den vorherigen griechischen 
Regierungen -- eben Privatisierungen und Sozialabbau geben.
Die Syriza-Führung -- sich weitgehend auf die Schuldenfrage 
konzentrierend -- glaubte vor allem unter den verschiedenen --  
imperialistischen -- Kräften und Regierungen Widersprüche ausnützen zu 
können. De facto sprachen diese jedoch in zentralen Fragen mit einer Stimme 
(inklusive der sozialdemokratisch geführten Kabinette; wir in Österreich 
können diesbezüglich von dem SP-Kanzler Faymann ein Lied singen).
Spätestens mit dem enormen OXI im Rücken (62 %!!!) wäre die Chance gewesen, 
breite Massenmobilisierungen gegen die Austeritätspolitik und für konkrete 
ökonomische und politische Alternativen zu bürgerlichen Konzepten zu 
unternehmen: Propagierung und Unterstützung von Projekten der 
Zivilgesellschaft; Übernahme von Betrieben in Selbstverwaltung; Überführung 
der Banken in öffentliches Eigentum unter demokratischer/ Arbeiter- / 
Kontrolle; etc. Die Syriza Führung war jedoch von dem Referendums-Erfolg 
erschrocken und unterschrieb in der Folge rasch (und ohne einen in einer so 
zentralen Frage unerläßlichen Meinungsbildungsprozeß in der Partei) ein 
fürchterliches Abkommen mit den "Institutionen" (siehe dazu das Dokument des 
grünen EU-Abgeordneten Sven Giegold (1). Selbst bürgerliche Politiker und 
Kommentatoren sagen unverblümt, daß das Abkommen der Schuldenbegleichung 
dient und nix mit "ökonomischer Stabilisierung des Landes" zu tun hat. 
Dieses Abrücken von den ursprünglichen Syriza-Positonen führte schließlich 
auch zur Spaltung der Partei und der Konstitution der "Volkseinheit" ("Laiki 
Enotita" mit derzeit 25 ParlamentarierInnen(2)).
Auch wenn Syriza wieder die nun anstehenden Wahlen gewinnen sollte, ist dies 
eine gänzlich veränderte Situation gegenüber dem Jänner. Damals ging es um 
eine klare Ablehnung der "Spar"politik. Diesmal ist Syriza mit der Hypothek 
eines selbst unterzeichneten Sparabkommens belastet.
Diese Entwicklung hat -- und da braucht man/ frau keine Kassandra-Haltung 
einehmen -- auf vielen Ebenen negative Konsequenzen:
- in Griechenland wird der Kampf gegen den Sparzwang schwieriger.
- international werden neoliberale, konservative, aber auch 
sozialdemokratische Kräfte sagen: "Schaut nach Griechenland, ein linkes 
Experiment ist zum Scheitern verurteilt".
- im spanischen Staat sind schon jetzt die polls für podemos rückläufig.
Es wäre illusionär zu glauben, "Griechenland hätte uns aus dem Sumpf retten 
können". Angesichts des weltweiten Kräfteverhältnisses sind solche 
Projektionen müßig. Aber Griechanland hätte ein Fanal sein können (ein 
"Piemont"): ausgehend von dort hätten sich die ideologischen und politischen 
Bedingungen (Infragestellen der neoliberalen Dogmen; reale, positive 
Veränderungen für breite Bevölkerungsteile,...) international entschieden 
bessern können. All das kann man/ frau jetzt zu einem Gutteil -- leider! --  
abschreiben.
Diese realistische Sichtweise hat nichts mit "Pessimismus" oder 
Kleinbeigeben zu tun. Die internationale Solidaritätsbewegung ist auch 
weiter gefordert: es gilt alle Kämpfe in Griechenland gegen Privatisierungen 
und Sozialabbau zu unterstützen -- auch unter schwierigeren Bedingungen!
*Hermann Dworczak*
(1) 
http://www.sven-giegold.de/wp-content/uploads/2015/08/Privatisation-Programme.pdf
(2) 
http://griechenlandsoli.com/2015/08/22/gruendung-der-volkseinheit-laiki-enotita/
*
Termin
Sa, 5.9. 16-18h Podiumsdiskussion: Wie weiter in der 
Griechenland-Solidaritätsarbeit? Am Volksstimme-Fest, Jesuitenwiese, Prater, 
1020 Wien
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