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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 2. September 2015; 02:34
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Medien/Kommentar:

> Die Zu-Gut-Meinenden

Warum man mit Strache-Zitaten sparsamer umgehen sollte

Wann immer ich ins facebook einsteige, sehe ich diese mir höchst
unangenehmen, ja Übelkeit bereitenden Gesichter von Strache, Kickl und Co.
Das ist insofern irritierend, als ich sehr sorgsam darauf achte, dass keiner
von deren deklarierten Fans sich in meinen Facebook-Freundeskreis verirrt.

Tatsächlich ist ja der Kickl offenbar ein gewiefter Stratege. Er weiß ganz
genau, dass er nur einen seiner Apologeten irgendeine Ungeheuerlichkeit
rausposten lassen muss (am besten mit einigen Rechtschreibfehlern!), und
schon fallen viele meiner aufrichtig roten oder rotgrünen Freunde geifernd
über das Fundstück her und posten es wie wild durch die Gegend.

Ich würde schätzen, dass sie damit -- unfreiwillig natürlich -- der FPÖ pro
Jahr ein Werbebudget in zweistelliger Euro-Milliarden-Höhe ersparen. (Nach
40 Jahren in der Kommunikations-Branche kann man sich so eine Schätzung
schon zutrauen...)

Strache ist in Ibiza? Kein Problem. Kickl furzt eine Stinkbombe und schon
wird sie tausendfach (mit Strachebild!) verteilt, bis das ganze facebook wie
eine Jauchegrube anmutet. Meine fb-Freunde sind da seeeehr verlässlich. Und
Strache hat mehr erreicht, als wenn er selbst irgendwo in 300 Bierzelten
verkokst herum gerülpst hätte. In der Fachsprache nennt man so etwas:
"Aufbau einer ständigen Marktpräsenz". Kostet normalerweise viele, viele,
viele Millionen, die meine fb-Freunde der FPÖ dennoch ganz freiwillig
ersparen..

Dazu kommt ein zweiter Effekt, den man in der Kommunikationsbranche
natürlich sehr genau kennt (und der auch durch mittlerweile hunderte
Untersuchungen als gesichert angesehen werden kann): vermehrte "Frequenz"
steigert die Wiedererkennungswerte und häufige Wiederholungen verstärken
auch die Sympathiewerte. Der Konsument "lernt" durch ständige Konfrontation,
ein Produkt zunächst zu akzeptieren, wenn es ihm auch anfangs unangenehm war
... und irgendwann - wenn es ihm nur oft genug vor die Nase gehalten wird,
findet er es sogar gar nimmer so unsympathisch... jedenfalls akzeptiert er
dessen Präsenz in seinem täglichen Erleben - geistig weniger eloquente Typen
können dann sogar leicht so etwas wie einem Mobbing-Mitleidseffekt erliegen,
denn sooo schlecht, wie die andauernd tun, kann der Typ ja gar nicht sein!

Was mich aber wirklich immer wieder verwundert, ist das ehrliche Verwundern
darüber, dass Strache in allen Umfragen so glänzende Werte hat. Mich wundert
das gar nicht. Haben die doch mit ihren ständig aufmerksamleitsheischenden
Postings alles dazu beigetragen, dass es genauso kommen MUSSTE

Gelegentlich - wie eben jetzt - unterziehe ich mich der (vorhersehbar
vergeblichen) Liebesmüh, meinen aufrechten fb-Freunden aus der rosaroten und
grünen Ecke diese Mechanismen zu erklären. Die Reaktion ist stets die
Gleiche: "Das kann man doch nicht so unerwidert stehen lassen!" (begleitet
von aufrichtig verstörten, zornigen Gesichtern.)

Meine Antwort ist immer die gleiche: "Warum nicht?"

Aktualität und Aufmerksamkeit bekommen doch nur Meldungen, die in den Fokus
gerückt werden. Worüber niemand spricht, wird schnell vergessen und
verdrängt... So einfach wäre das!

Ich bin sicher, dass Kickl schon an seinem nächsten Aufregungs-Sager
bastelt. Ich werde bald erfahren, was er sich diesmal ausgedacht hat. Auf
meine linken und grünen fb-Freunde ist eben Verlass..

*Christian Sadil*



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