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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 20. Mai 2015; 15:48
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VERWORTDEBATTE

Ilse Grusch hatte in VERWORTET (akin 11/2015,
http://akin.mediaweb.at/2015/11wort.htm) die Wirtschaftswissenschaften zu
einem Teilgebiet der Theologie erklärt. Daraufhin entbrannte eine Debatte
darüber aber auch über die Seriosität von Wissenschaft an sich (akin 12,
http://akin.mediaweb.at/2015/12wort.htm). Ein Nachtrag aus der Redaktion:

> Wenn man den Prognosen glauben darf...

Ein kleiner Nachtrag zu den Sozialwissenschaften sei mir noch gestattet. Die
Wirtschaftstheologen sind ja vor allem immer dann gefragt, wenn sie sagen
sollen, wie man denn im Zukunft den politischen Rahmen gstalten solle, um
eine möglichst positive Wirtschaftsentwicklung zu gewährleisten.
Beispielsweise in der Pensionsdebatte oder bei der Arbeitsmarktforschung
sind da aber ganz besondere Auguren gefragt: Die Demographen! Die behaupten
ja immer, aufgrund langfristiger Trends und Alterspyramiden von allen
Prognostikern die exaktesten Vorhersagen machen zu können -- und auf der
Basis dieser Prognosen werden dann Modelle erstellt, aus denen
Wirtschafttheologen folgern, daß eine Überalterung der Gesellschaft und das
Schrumpfen der Masse an arbeitsfähiger Bevölkerung dazu führe, daß wir alle
viel mehr und länger werden arbeiten müssen und der Staat gefälligst
"sparen" solle.

Einmal abgesehen davon, daß diese Austeritätsfanatiker dabei gerne den
Pro-Kopf-Produktionszuwachs ausblenden und auch jede andere Kritik als die
von linken Spinnern abtun, sind die Bevölkerungsauguren auch nicht immer
verläßlich. Da fiel mir doch vor ein paar Tagen ein Buch aus dem Jahre 1988
in die Hände: "Bevor die Zukunft vorbei ist -- Österreich 2000",
herausgegeben von Johannes Kunz. Was die Zukunftsforschung darin angeht,
handelt das Buch fast nur von der zu erwartenden wirtschaftlichen
Entwicklung. Da steht unter der Überschrift "Sozialversicherung" auf Seite
64 zwar sehr viel darüber, wie unsicher bestimmte Entwicklungen wären,
jedoch habe man wenigstens "die genauesten Prognosen, die es überhaupt gibt,
nämlich die Fortrechnung der Bevölkerungszahl". Und die wird uns in dem Buch
auch präsentiert: Einer Graphik auf Seite 37 sowie dem Begleittext durfte
der Leser von 1988 entnehmen, daß die Gesamtzahl der in Österreich lebenden
Bevölkerung im Jahr 2015 geringfügig unter der im Jahr 1985 liegen werde und
Wien zusammenschrumpfen würde auf lediglich 1,25 Millionen Einwohner.

Je nu, da kann man jetzt darüber natürlich lachen und den Bonmot anbringen,
daß Prognosen immer schwierig wären, besonders wenn sie die Zukunft
beträfen. Man kann auch einräumen, daß die damals nicht wissen konnten, daß
ein Jahr nach dem Erscheinen des Buches der Eiserne Vorhang fallen würde.

Nur: Auf der Basis solcher hochseriösen Prognosen werden Wirtschaftstheorien
für die Zukunft erstellt und danach eben auch Politik gemacht. Und darin
liegt das Problem.
*Bernhard Redl*



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