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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 13. Mai 2015; 17:09
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70-Jahr-Gedenken in Mauthausen / Glosse:
> Und schon wieder höre ich die Stiefel!
Am 10. Mai fand in der Gedenkstätte des ehemaligen KZ Mauthausen die Feier
zum 70. Jahrestag der Befreiung des Lagers statt. Heuer haben sich - mehr
als sonst - über 22.000 Menschen aus allen möglichen Ländern der Erde
eingefunden, rund 50 überlebende Opfer waren anwesend. Ich denke, nicht nur,
weil es ein rundes Jahr ist, sondern vor allem, weil eine 80ig jährige
Befreiungsfeier fast ausschließlich ohne ZeitzeugInnen, ohne betroffene
befreite Menschen und ohne WiderstandskämpferInnen stattfinden wird. Gar so
viele Gelegenheiten wird es nicht mehr geben, den Überlebenden des Holocaust
Respekt zu erweisen, gar so viele Gelegenheiten wird es nicht mehr geben,
den Überlebenden des mörderischen Nazi-Regimes vermitteln zu können, dass es
eine nachfolgende Generation gibt, die hellhörig sein möchte und ist, die
durch aktive antifaschistische Haltung sowie antifaschistisches Handeln
verhindern will, dass rechtsgerichtetes Gedankengut widerspruchslos wieder
gesellschaftsfähig wird.
Man trifft in Mauthausen auf die Tränen der Überlebenden und ihrer
Angehörigen, man kann nachvollziehen, dass es für die Opfer und ihre
Familien von Bedeutung ist, dass die RepräsentantInnen des Staates ihnen
durch ihre Anwesenheit signalisieren, Terror dieses Ausmaßes nie wieder
zulassen zu wollen. Auf irgendetwas will jeder Mensch-hoffen. ...
An diesem Tag, an diesem Ort, hat Kritik am Wesen des Staates nichts zu
suchen, bleibt ungehört; dass das Wesen des Staates, Militarismus und
Faschismus ineinandergreifen, weicht der Sehnsucht der Menschen nach einer
Schutzmacht, um in aller Zukunft vor Verfolgung und Vernichtung geschützt zu
sein. Lautes Denken ist dort nicht erwünscht, werden doch die Vertreter der
US-Army, ganz in Uniform versteht sich, als Befreier willkommen geheißen.
Aus Sicht der Opfer ist das mehr als verständlich und eine Peace-Fahne ist
hier wirklich nicht passend. Die Delegationen aus den verschiedenen Ländern
kommen mit höchsten StaatswürdenträgerInnen und vermischen sich mit den
Opfer- und Partisanenverbänden, sowie vergleichsweise jungen linken
politischen Gruppierungen.
Im Vordergrund steht der Repekt vor den WiderstandskämpferInnen, vor den
Opfern, gepaart mit dem Versprechen, , so etwas nie wieder zulassen zu
wollen. Irgendwie bleibt die Vernichtungsmaschinerie der Nazis dennoch
unbegreiflich. Da helfen alle klugen Faschismustheorien nicht, das Wissen um
Entstehen von Gewaltstrukturen, die Analyse derselben trifft auch nicht. Das
Gehirn weiß, wozu der Mensch fähig ist, aber das Gefühl lässt einen trotzdem
den Kopf schütteln und spüren: Das gibt's doch nicht.
Wir leben in einer Zeit, in der ein neuer Faschismus erwächst, in einer Zeit
in der die Länder der Europäischen Union Flüchtlinge hilflos ertrinken
lassen und die wenigen, die den EU-Raum lebend erreichen, einsperren und mit
Bürokratie schikanieren. Vielleicht hoffen viele oder einige, wenn sie
sehen, wenigstens zum Anlaß des Gedenkens an die Naziverbrechen müssen auch
ein Herr Bundeskanzler und Co den Kopf gesenkt und die Klappe halten, dass
sich Grausamkeit nicht wiederholen darf. Sie tut es aber,mit einem anderen
Gesicht. Die Verbrechen des Nazi-Regimes möchte ich bitte nicht aufrechnen
und vergleichen mit anderen Verbrechen gegen die Menschlichkeit.. Bitte mich
nicht falsch zu verstehen.
Mir ist die Gedenkfeier in Mauthausen ein Anliegen, weil ich den Opfern, den
Überlebenden, den Trauernden meine Solidarität bekunden möchte und den
WiderstandskämpferInnen meine Bewunderung entgegenbringen möchte. Ich weiß
nicht, ob ich in der Situation mutig oder feige gewesen wäre, aber ich
vermute, ich hätte zu den feigen Menschen gehört. Ich weiß nicht, ob ich
Menschen auf der Flucht geholfen hätte, sie versteckt hätte, ich glaube
aber, ich wäre schon zu feige gewesen. Umso mehr bestaune ich immer wieder
die Partisanenverbände, die stolz und aufrecht den Appellplatz betreten, um
den nachgeborenen Generationen zu verdeutlichen, mit welchem Leben
ausgestattet es heißen kann, gegen Unterdrückung und gegen Vernichtung für
die Freiheit zu kämpfen. Mit dem größten und sehr stürmischen Applaus wurde
heuer die Delegation aus Griechenland begrüßt. Da war der Geist des
Widerstands spürbar lebendig.
Für mich war es unerfreulich genug, dass der staatsverordnete Antifaschismus
mit den Gesichtern der RegierungsvertreterInnen Platz beanspruchte.
Schlimmer war es aber, dass das österreichische Bundesheer (wie jedes Jahr)
es wagte hier aufzumarschieren. Laut und im Gleichschritt "Marsch"
beanspruchte das Bundesheer Präsenz. Das ist der gruseligste Moment der
Befreiungsfeierlichkeiten. Wir reden hier schon davon, dass wir es
vereinfacht gesagt mit einem neuformierten Überbleibsel der deutschen
Wehrmacht zu tun haben. Das Podium des Mauthausen-Kommitees goutiere und
begrüßte die Formation der Armee. Sinngemäß wurde formuliert, dass man sich
beim Bundesheer für die Unterstützung bedankt und sie sich nächstes Mal
wieder wünscht, sinngemäß wurde gesagt, dass man sich trotz Umstruktuierung
des Heeres die Erhaltung der Militärmusik wünscht und ihren Beitrag an der
Gedenkfeier sehr schätzt.
Mit Sicherheit ist diese Veranstaltung nicht der richtige Ort, die Probleme
der Militärmusik prominent zur Sprache zu bringen und das
Mauthausen-Kommitee ist keine Lobby-Organisation des österreichischen
Bundesheeres. Wenn sich das Mauthausen-Kommitee von der Bühne herab die
weitere Existenz der Armee wünscht, sich für die Teilnahme des Heeres
bedankt und die Militärmusik gleich für nächstes Jahr wieder einlädt, kommt
dies einer Aufforderung an die Politik gleich, diese sicherzustellen. Das
ist unangebracht, denn antifaschistisches Gedankengut und die Befürwortung
von Militarismus sind ein Widerspruch in sich und letztlich ein Schlag ins
Gesicht all jener, die Opfer von Faschismus und Militarismus geworden sind.
*rosalia krenn, arge wehrdienstverweigerung & gewaltfreiheit*
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