**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 6. Mai 2015; 16:23
**********************************************************

Wien/Initiativen/Termine:

> Solidarische Kampagne RaumFrei?!

Zum 40-jährigen Jubiläum des Amerlinghauses gibt es eine 40tägige
Veranstaltungsreihe unter dem Motto "40 Jahre - 40 Besetzungen - Raumnahmen
und mehr!" in der Stiftgasse 8 und anderswo.


Vierzig Tage mit Aktionen & Interventionen in Kooperation und unter
Beteiligung von Gruppen und Initiativen, die im Kulturzentrum aktiv sind
sowie befreundeten und solidarischen Initiativen, die soziale kulturelle
politische Räume bilden, die sich der Verwertungslogik entgegenstellen, die
Widerstand gegen soziale Verdrängungen, gegen die Kommerzialisierung und
Privatisierung des öffentlichen Raums leisten, die selbstorganisiert und von
unten bewegt sind, .

Raum greifen, sichtbar machen, sich Raum nehmen, Raum besetzen, sich
topographische, diskursive, symbolische, kulturelle Räume aneignen, Räume
schaffen, herausnehmen, . !

Lassen wir nicht zu, dass kritische, prekarisierte, nicht-"profitable"
Initiativen und Projekte verdrängt und unsichtbar gemacht werden!

Wir haben es bis jetzt geschafft, mit viel Vernetzung und Solidarität,
gemeinsam mit vielen Gruppen und Initiativen im Kulturzentrum und außerhalb,
mit einer Reihe von widerständigen, kreativen und solidarischen Aktionen das
Kulturzentrum im Amerlinghaus zu erhalten.

Gemeinsam sind wir stärker, und wir wollen das 40jährige Jubiläum der
Besetzung des Amerlinghaus nicht nostalgisch und selbstreferentiell feiern,
sondern dazu nutzen, unsere Kräfte zu bündeln und gemeinsam mit vielen
anderen gegen neoliberale Verwertungslogik und soziale Verdrängung, gegen
unleistbare Mieten, Kriminalisierung und Repression widerständige Aktionen
zu setzen!

Wir sind nur eines von vielen widerständig-unbequemen Zentren und Projekten,
in denen kritische und solidarische Gesellschaftsentwürfe in die Praxis
umgesetzt werden, und die von Kürzungen und strukturellen Eingriffen bedroht
sind. Wir wehren uns gegen die Aushungerung, Räumung, Unsichtbarmachung von
sozialer, transkultureller und Bildungsarbeit, denn dies ist ein Angriff auf
uns alle!

Seit Jahren muss das Kulturzentrum im Amerlinghaus um eine ausreichende
Förderung durch die Gemeinde Wien kämpfen, damit das Zentrum als
nicht-kommerzieller und niederschwelliger Kommunikationsraum erhalten
bleiben kann und der Betrieb als offenes, intergenerationelles,
transkulturelles und politics-übergreifendes Basiskulturzentrum überhaupt
noch möglich ist. Im April und im Mai 2014 mussten wir uns wieder einmal -
dank des vehementen Protestes und der großen Solidarität mit Erfolg - gegen
die erneuten Versuche der Gemeinde wehren, durch massive
Subventionskürzungen und Hinhaltetaktiken die Infrastruktur des Zentrums zu
zerschlagen.

Die Miete wird, obwohl Teil unserer Grundkostenförderung, seit 2014 von der
MA 13 direkt an die Gesiba (zu 99,97 % im Eigentum der Stadt Wien) gezahlt -
inklusive der von uns in den bisherigen Verhandlungen mit der Gesiba mühsam
errungenen Mietreduktion von einer Monatsmiete!

Planungssicherheit für das Kulturzentrum ist dagegen nach wie vor keine in
Sicht. Wir werden weiter dafür kämpfen, dass das Zentrum im Amerlinghaus,
das so viele Jahre der Zuführung einer Verwertung im wirtschaftsliberalem
Sinn und der Kommerzialisierung, von der es umgeben ist, widerstanden hat,
nicht nur wegen seiner Geschichte, sondern auch wegen seiner gegenwärtigen
Position als eines der letzten offenen, niederschwelligen und kritischen
Zentren in Wien Teil der emanzipatorischen Kultur bleiben wird.

In den Diskussionen und Kämpfen um den Fortbestand und die Struktur des
Kultur- und Kommunikationszentrums im Amerlinghaus kumulieren eine Reihe
brisanter Diskurse, so auch um das global vieldiskutierte Thema
"Gentrifizierung" und die Frage "Wem gehört die Stadt?" So sind aktuell
umkämpfte Themen beispielsweise soziale Verdrängung, die Aneignung und
Nutzung öffentlicher Räume, der Zugang zu Wohn- und Arbeitsraum, die
Mitbestimmung bei Restrukturierungsprozessen, die Ausstattung mit und die
Gestaltung von städtischer Infrastruktur sowie die Ausverhandlung von
Möglichkeiten urbaner Teilhabe ("citizenship"). Vor diesem Hintergrund
stellt sich die Frage, wie, von wem und für wen Stadt "gemacht" wird
innerhalb von Gesellschaften, die durch solche extremen Disparitäten,
Fragmentierungen und Interessenskonflikte geprägt sind. Einen wichtigen
Schwerpunkt der Arbeit im Kulturzentrum Spittelberg bildet die politische
Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Entwicklungen und Widersprüchen.
Unser Anliegen und ein wichtiger Schwerpunkt der Arbeit im Kulturzentrum
Spittelberg/Amerlinghaus ist, kritische, gesellschaftsemanzipatorische
Ansätze zu unterstützen, die höchstens an den Rändern des dominanten
Mainstream-Diskurses sichtbar werden und nicht nach kapitalistischen
Verwertungslogiken und Konsumzwängen zugerichtet werden können und wollen.

Teil dieser Auseinandersetzungen ist es auch, nicht vor den eigenen "Blinden
Flecken" halt zu machen, sondern auch eigene soziale und politische Praxen
selbstkritisch ständig aufs Neue zu hinterfragen, gerade dann, wenn es darum
geht, inkludierende soziale Räume zu schaffen, und die Stadt (und das Land)
selbstbestimmt und von unten zu gestalten.

Wir meinen, dass es Teil einer umfassenden politischen Bildungsarbeit ist,
offen und kritisch gesellschaftliche Entwicklungen zu thematisieren, sich
mit unterschiedlichen Gesellschaftskonzepten auseinandersetzen zu können und
nicht von vornherein normativen und tabuisierenden Ideologien ausgeliefert
zu sein.

Mit der solidarischen Kampagne "Raum frei?! 40 Jahre - 40 Besetzungen -
Raumnahmen und mehr" zeigen wir, dass wir uns nicht gegeneinander ausspielen
lassen, sondern uns gegenseitig in unseren Kämpfen stärken und entschlossen
und gemeinsam handeln.
(Aussendung Amerlinghaus, raum-frei.net / gek.)


Die Kampagne läuft seit 1.Mai und noch bis zum 20. Juni 2015, Termine und
weitere Infos unter http://www.raum-frei.net



***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der nichtkommerziellen
Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd muessen aber nicht
wortidentisch mit den in der Papierausgabe veroeffentlichten sein. Nachdruck
von Eigenbeitraegen mit Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete
Beitraege stehen in der Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von
Texten mit anderem Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine
anderweitige Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als
Abonnement verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann
den akin-pd per formlosen Mail an akin.buero{AT}gmx.at abbestellen.

*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
Blog: https://akinmagazin.wordpress.com/
Facebook: https://www.facebook.com/akin.magazin
Mail: akin.redaktion{AT}gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976-00, Zweck: akin
IBAN AT041200022310297600
BIC: BKAUATWW