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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 1. April 2015; 09:42
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Wiener Wahlen / Rotgrüne Wickel:

Der Leberkässemmelmann hat einen neuen Job

Von *ro*die*

Es gab einmal in der Menschenrechtsstadt einen Gemeinderat, der von den
ParteifreundInnen abgeschossen wurde (warum auch immer). Der Herr hat sich
aber schon so an seine Rolle als gaaaanz wichtiger Repräsentant des
Stimmviehs gewöhnt und an das Gehalt und an das Ansehen (in gewissen
Kreisen), dass - man muss es verstehen - er die Entzugserscheinungen einfach
nicht ertragen hätte. Mit großer Angst vor den Folgen musste er sich
entscheiden: Gesinnung oder Gesundheit. Da erstere nicht sehr ausgeprägt zu
sein scheint - wie hätte er sonst sein bisheriges Amt ausüben können,
entschied er sich für die Gesundheit, die bekannter Maßen ein hohes Gut ist.

Nachdem er sich schon als Experte für Fragen wie "Warum die BürgerInnen der
Menschenrechtsstadt keine Leberkässemmel in der U-Bahn essen sollten"
(Wiener Charta), zum Hanswurst für seine jetzigen ParteifreundInnen und
bisherigen Koalitionspartner machen ließ, war es kein allzu großer Schritt.
Was schert ihn die Wahlrechtsreform und außerdem: Wer so gemein ist etwas
gegen die jetzigen ParteifreundInnen im Stadtparlament auf demokratischen
Wege durchzusetzen... Bitte, ein Biegsamer verträgt soviel Dissens einfach
nicht.

Außerdem, man muss es verstehen, hat er durch die jetzigen ParteifreundInnen
"die Möglichkeit erhalten, die so wichtige Integrationsarbeit fortzuführen
und weiter für jene Menschen zu arbeiten, die neu in diese Stadt kommen."
Aus dem Neusprech übersetzt: 'Einen Posten hab ich mir gesichert. Ich will
halt nicht mehr als Jugendbetreuer oder sonst was Ungesundes arbeiten.'

Komisch ist, dass sich dieser Herr für die Refugee-Bewegung eingesetzt hat.
Und das ging ja nur gegen die gar nicht so erfreuten jetzigen
ParteifreundInnen und damaligen Koalitionspartner. Aber da zeigt sich eben
gelungene Realpolitik: Durch die mehrjährige Zusammenarbeit und den
konsequenten Kampf für einen Gesinnungswandel des Koalitionspartners war es
ihm möglich aus RassistInnen ParteifreundInnen zu machen.

Und ich weiß, dass es sich dabei um einen harten Kampf handeln musste, denn
damals, als mich der Biegsame noch für so etwas wie eine Ansprechperson aus
der Flüchtlingsbewegung gehalten hat, hat er mich bedrängt, das Camp im
Sigmund-Freud-Park doch bitte rasch wieder abzubauen (als ob ich das zu
bestimmen gehabt hätte...). Zu diesem Zeitpunkt stand es erst ein paar Tage
oder maximal wenige Wochen. Der Grund seines Ansinnens: Der
Koalitionspartner könnte vor den RechtsextremistInnen in die Knie gehen -
was er natürlich ohnehin tat, weil er das in bestimmten Fragen immer tut.
Und außerdem hätten wir ja ohnehin schon so viel erreicht.

Das ist halt eine Menschenrechtsstadt. Und dass es dabei bleibt, dafür sorgt
das politische Personal. Die ehemaligen ParteifreundInnen werden sich
schnell wieder beruhigen und in einer künftigen Koalition mit dem ehemaligen
Parteifreund weiter "hervorragende Arbeit" leisten. Der Futtertrog ist eben
gesundheitsfördernd und das Stimmvieh blöd genug.

Und wenn es auf den kommenden Demos wieder "Arschloch" aus den Soundanlagen
schallt, weiß ich jetzt schon an wen ich denken werde...

Nachtrag: Der Leberkässemmelmann ist nicht alleine. Fraktionswechsel von
Grün nach "Rot" gab es mit Johanna Klösch in der Josefstadt, mit Christian
Kaizar am Alsergrund und mit Stefan Schennach in Döbling.
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